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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 10. Dezember 2021
- Category: Kalender
zehn21: liturgischer Diskos
Liturgischer Diskos klingt erstmal nach Tanz und Gottesdienst. Dabei handelt es sich um ein liturgisches Gefäß. Einen Gegenstand, der bis heute in der Orthodoxie einen Platz hat. Doch herausragend ist, dass die heute gezeigte Weihebrotschale, in das 11. Jahrhundert datiert wird. Somit stammt das wunderbar ausgearbeitete Silbergefäß mit vergoldeter Oberfläche aus der Anfangszeit. Denn in der Zeit nach 1054, dem Morgenländischen Schisma, entwickeln sich die beiden christlichen Kirchen, einesteils die römische Kirche im Westen und andernteils die im Osten, mit ihrem ersten Zentrum Byzanz.
Liturgiegeschichtliches
Ebenso verändern sich die Liturgien. Die Vorbereitungen der Eucharistie (Göttlichen Liturgie) verlagern sich in Teilen der Ostkirche vor den eigentlichen Gottesdienst. Der als Proskomidie (Darbringung) bezeichnete Ritus der Gabenbereitung. Er findet bis heute hinter der Ikonostase statt. Ursprünglich stand der Begriff sogar für die gesamte eucharistische Feier. Anschließend wurde der Begriff, vor allem durch Byzanz, für die Bereitung üblich. In der alten Kirche verrichtete diese Aufgaben anfänglich ein Diakon, später vermehrt der Priester. In der Tradition der Westkirche sind diese Abläufe mittlerweile nur noch sehr reduziert erkennbar. Im Hochmittelalter teilte man das eucharistische Brot über einem liturgischen Diskos. Dies waren keine Hostien sondern mit Hefe gebackene Weizenbrote. Das Teilen der zuvor geweihten Brote geschieht in Erinnerung an den Opfertod Jesu am Kreuz. Somit erklärt sich die Kreuzigungsdarstellung auf dem heutige Objekt.
Herkunft und Beschreibung des Diskos
Es ist übrigens ein sehr frühes Zeugnis der neu entstandenen liturgischen Tradition. Darüber hinaus wurde die Weihebrotschale aus dem Domschatz in Halberstadt oft reproduziert. Bereits im 16. bzw. 17. Jahrhundert sollen die Halberstädter Stiftherren Tonabdrücke genommen und die Repliken verkauft haben. Das Halberstädter Stück ist einzigartig. Es kam als Beute durch Bischof Konrad von Krosigk während des vierten Kreuzzugs nach Halberstadt. Sie stammt darüber hinaus wohl aus Konstantinopel selbst und wurde dem Schatz 1208 gestiftet. „Das Mittelmedaillon mit der Kreuzigungs-Darstellung umzieht die griechische Inschrift: Nehmet und esset, das ist mein Leib, hingegeben für euch zur Vergebung der Sünden. Diese Worte Christi beim letzten Abendmahl und die Darstellung verweisen auf die Funktion des Tellers als Schale für das Brot bei der Eucharistie[…]. Auf dem Tellerrand umkreisen Bildnismedaillons mit Märtyrern und heiligen Bischöfen der Ostkirche zwischen Rankenschmuck die Szene. Die Bischofsheiligen und die griechischen Inschriften bestätigten die Herkunft aus dem Byzantinischen Reich.“ (Q: Beschreibung der Schale)
Schluss
Ursprünglich wollte ich nur einige Bilder teilen. Jedoch habe ich einfach zu viel gefunden, über ein wunderbares und zentrales Stück der Ausstellung im Halberstädter Domschatz. Dort war ich in diesem September zu Besuch, fast allein ging ich durch die Räume und fand in einer Vitrine diesen liturgischen Diskos.
Links zum Thema
Objektseite beim Domschatz zu Halberstadt:
https://www.dom-schatz-halberstadt.de/dom-domschatz/der-domschatz/weihbrotschale/