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Hochfest der Gottesmutter

Das Hochfest der Gottesmutter ist heute an Neujahr. Es war einst eine Art Gegenstück zum heidnisch-römischen Ianus-Fest. Dies lag seit der Kalenderreform Julius Caesars am Oktavtag zu Weihnachten und war ein rauschendes ausschweifendes Fest. Daher war die Kirche vor allem in Rom bestrebt, den Christen eine Altarnative anzubieten. Beeinflusst von der Marienverehrung im byzantinischen Raum wurde zunächst der „Gedenktag der Gottesmutter“ (natale sanctae Mariae) etabliert. Schließlich kamen jedoch immer mehr Marienfeste auch in das römische Kirchenjahr.
Spätestens im frühen Mittelalter, also nach 700 beging man wieder den achten Tag nach der Geburt Jesu ohne besonderen Eigenbezug. War doch das Ende der Oktav, acht als vollkommene Zahl, Symbol des Neuen Bundes und Symbol des Glücks sowie der Wiedergeburt. Somit bedurfte es keiner anderen Ausrichtung. Jedoch erlangte im Verlauf des Mittelalters die im Lukas-Evangelium berichtete Beschneidung des Herrn, als Fest circumcisio Domini Wichtigkeit. Somit rückte dieses Fest, zwar durchaus mit einem Fokus auf die Gottesmutter, in den Mittelpunkt.
„Die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil erlassene „Grundordnung des römischen Kalenders“ (1969) ersetzte die circumcisio durch das „Hochfest der Gottesmutter Maria“ (Sollemnitas sanctae Dei Genetricis Mariae) mit dem Gedächtnis der Namensgebung Jesu.“ (Lexikon, Gottesdienst, DLI)

Gesamtansicht des Altars,
Q: Arnoldius, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0,
via Wikimedia Commons

Bilder der Gottesmutter

Im Hochaltar der Stralsunder Nikolai-Kirche, deren Ausstattungsfülle beeindruckt, finden sich etliche Darstellungen Mariens. Diese Rats- und Pfarrkirche wurde zwischen 1270 und 1350 errichtet und befindet sich direkt am Markt der Hansestadt. Dort neben dem Rathaus ist bis heute eine der wichtigsten Backsteingotik -Kirchen der Welt. Der fein gearbeitete spätgotische Altar hat, wie so oft, die Kreuzigung Christi als Titelthema. Doch auf den Seitenflügeln und in der Predella wird die Heilsgeschichte erzählt.

Der Hochaltar in St. Nikolai,
Q: Arnoldius, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0,
via Wikimedia Commons

Dabei ist gerade der Unterbau mit drei Bildfeldern, voller nahezu vollplastischer geschnitzter Figuren dem weihnachtlichen Geschehen gewidmet. Von der Verkündigung an Maria, über die Geburt bis hin zur Beschneidung des Säuglings am achten Tag, also dem Vorläuferfest. Hier gibt es einige Impressionen der vier Darstellungen.

Bilder zum Hochfest der Gottesmutter im Stralsunder Kreuzaltar

Wenn wir auf das Altarmeisterwerk schauen, lohnt sich zunächst der Blick in den Unterbau des Retabel. In den Nischen finden drei Bildsequenzen Platz. Zunächst ist der Englische Gruß zu sehen, Gabriel verkündet der jungen, gelehrigen Maria die anstehende Geburt. Am besten zu erkennen ist die Szenerie von der Seite (da davor Dinge auf dem Altar stehen). In einem Zimmer mit Alkovenbett im Hintergrund, einer angedeuteten gotischen Fensteröffnung, befindet sich Maria an einem Studiertisch, dort las die Jungfrau in der Heiligen Schrift und ist erschrocken von dem Besucher, der neben der Lilie der Unschuld (zwischen beiden Figuren) auch das Spruchband hält. Darauf stehen die ersten Worte: „Ave Maria, gratia …“. Der Beginn des Mariengebetes aus dem Lukasevangelium.

Seitenansicht, auffällig ist das wunderbar gearbeitete Gesicht, dabei ist eine junge Frau höheren Standes zu erkennen, eine typische Darstellungsart der Gottesmutter, die sicherlich ursprünglich aus viel einfacheren Verhältnissen stammte.

In der Mitte, direkt unter dem Kreuz des Hauptbildes folgt nun die Geburt, Maria und Josef beten das Kind in der Krippe, zwischen ihnen an. Ebenso finden sich Engel vor der Ruhestätte des Kindes. Darüber hinaus dürfen Esel und Ochse nicht fehlen.

Die Weihnachtsszene, dieselbe junge Frau ist mit einem ziemlich jungen Josef und den musizierenden Engeln beim, erstaunlich wachen Jesuskind. Die Gottesmutter schaut über das Geschehen hinweg.

Die Beschneidungsszene

Die dritte und letzte Szene in der Trias der Weihnachtsszenen ist nun das eigentliche Ereignis für den heute besprochenen Hochfest: Die Beschneidung Jesu. In der Weihnachtsgeschichte des Lukas steht darüber: „Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, bevor das Kind im Mutterleib empfangen war.“ (Lk 2,21). In weihnachtlichen Bildzyklen kam die Beschneidung Jesu oft vor.

Die gesamte Beschneidungszene

Schauen wir auf die Details, erkennen wir einen Sakralraum, übrigens als Schauplatz seit dem 14. Jahrhundert dafür typisch. Sogar eine bemaltes Deckengewölbe in gotischer Art ist erkennbar. Zudem ist der Beschneider ein katholischer Geistlicher, die mitgetragene Mitra („Bischofsmütze“) deutet auf einen solchen hin. Es ist alles golden und eher hochpreisig in diesem Bild inkl. Diener und Ministrant. Im Hintergrund stehen Frauen und Männer, als Gefolge und Diener.

Detail des Beschneidungs-Altars

Wiederum sehen wir die gleiche Maria, sie hält ihren Sohn. Der Beschneider (=Mochel) hantiert mit einem Messer. Ein Schwarzer Hund vor dem Altar ist hier wohl als Zeichen des Glaubens zu deuten. Über dem Kind hält ein Mann eine dreigliedrige Pflanze in Gold. Vielleicht handelt es sich um den Frühlingsstern „Ipheion uniflorum“, Zwar ist dies eine vor allem in Südamerika verbreitete Blumenart, doch die Ähnlichkeit dazu ist groß. Zudem gibt es Sorten, die Jesse heißen. Somit erscheint es als möglich, dass diese Pflanze eine prophetische Bedeutung hat. Golden, dreieinig, heranwachsend, so wie der Gottessohn.

Die letzte Darstellung der Gottesmutter und Zusammenfassung

Die letzte Darstellung am Altar ist die trauernde Mutter unter dem Kreuz. Zwar ist vieles in Mittelretabelschrein nach dem Krieg zerstört, dennoch lässt sich die herausgehobene Frau, am besten als Maria deuten. Sie wird gestützt und ist voller Trauer. Und scheint die Kreuzigungsszene zu verlassen.

Maria unter dem Kreuz

Zwar ist diese Maria von ihrer Physionomie anders als die anderen doch das Gewand spricht für sich. Vermutlich waren unterschiedliche Schnitzer am Werk. Gleichwie ein herausragender Schnitzaltar. Mit gefällt die Maria in den Predellaszenen aufgrund ihres lebhaften Gesichtsausdrucks besser. Außerdem lohnt sich ein Besuch auch dieser Kirche. Wer kann, nehme sich Zeit für die Details. Trotz aller hochkarätigen Ausstattung steckt die Beschneidung im Detail.

ALLEN MITLESENDEN EIN SEGENSREICHES, FRIEDVOLLES UND GESUNDES 2024!

Passende Links

Seite der Kirchengemeinde zum Altar:
https://www.hst-nikolai.de/kirche-st-nikolai/ausstattung/altare

Lexikoneintrag zum Fest:
https://www.herder.de/gd/lexikon/hochfest-der-gottesmutter-maria-1-januar/

Mit einem weiteren Marienaltar aus Nikolai

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