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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 7. Dezember 2022
- Category: Kalender
07.XXII: Christusdenkmal – Südwestkirchhof Stahnsdorf
Das Christusdenkmal auf dem 1909, als Großfriedhof für die Berliner Gemeinden im Südwesten gegründeten Begräbnisort, befindet sich am Anfang der weitläufigen Anlage. Die zwei Meter hohe und zwölf Meter breite monumentale Skulptur zählt heute als Hauptwerk des Berliner Bildhauers Ludwig Manzel. Dieser Manzel (1858-1836) stammte aus einfachen mecklenburgischen Verhältnissen. Er galt jedoch als hochbegabt und konnte in Berlin Bildhauerei u.a. bei Fritz Schaper studieren. Später sollte der mit Wilhelm II befreundete Künstler sogar selbst Professor und Präsident der Akademie der Künste werden. Manzel steuerte Ausstattung zum Berliner Dom bei und war auch in anderen Themenfeldern umtriebig.
Seine Relief-Arbeit, die in vielen Texten spannenderweise Christusdenkmal genannt wird, wär übrigens für eine Kirche in Gnesen bestimmt. Doch die Arbeit an dem Werk dauerte von 1909 bis 1924. Somit war Gnesen nun polnisch und der Kaiser kein Herrscher mehr. Also kam der Fries auf den Großfriedhof nach Stahnsdorf. Schließlich wurde die Darstellung von von 24 Figuren, mit Jesus Christus in der Mitte zum „Eingangsschild“. Darauf verweist der Spruch aus Matthäus 11, 28 in feinstem Lutherdeutsch: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seit, ich will euch erquicken“, auf die (gewünschte) Lesart der Bildhauerarbeit.
Zwar ist diese Deutung für all diejenigen, deren Leben nicht leicht verlief und in Trauer auf diesen Friedhof kommen ein passendes Entrée, gleichwohl weist die Art der Darstellung für mich noch darüber hinaus. Dies könnte auf den angedachten Kontext für die Kirche hinweisen. Obgleich die Menschen, die mit Ihrem Leid und ihren kranken und toten zu Christus ziehen muskulös und fast „germanisch“ wirken ist die Szenerie voller Niedergeschlagenheit und Leid. Es sind für mich eher ausgemergelte als athletische Körper. Menschen in aller Einfachheit unverstellt, vielleicht nur bekleidet, damit es nicht antstößig anmuten kann. Sie treten vor eine Sessel oder Thron. Darauf sitzt Jesus, ebenfalls einfach gekleidet. Er spendet Trost, gibt Wärme und Nähe.
Für mich ist es trotz allem künstlerischen Pathos eine anrührende Szenerie. In einer Zeit voller Unsicherheit und Krieg, ich meine die Entstehungszeit, und trotz aller Monumentalität (Vielleicht verweis auf einen großen Abstand zum Betrachter?) vermittelt diese Arbeit in der Nahsicht eine rührende Kernbotschaft des Glaubens – ich bin da, immer!
Links zum Christusdenkmal
Beitrag zu dem Künstler bei tagesspiegel.de (Zugriff: 7.12.22):
https://www.tagesspiegel.de/potsdam/potsdam-mittelmark/inspirationen-auf-einem-friedhof-in-paris-7791865.html
Seit des Friedhofs: https://www.suedwestkirchhof.de/kirchhof.html