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zwanzig21: Siegerentwurf Leipzig-Connewitz

In Leipzig-Connewitz plante der Katholische Kaufmännische Verein 1924 den Bau einer Gedächtniskirche. In Erinnerung an die Gefallenen Mitglieder. Leipzig kam als alte Handelsstadt besonders in Fragen. Zudem konnte mit solch einem Projekt eine Kirche für die katholische Diaspora entstehen. In einem Wettbewerb wurden (mindestens) 4 Architekten prämiert. Neben einem Sieger und einem Zweiten wurden ebenfalls zwei dritte Plätze vergeben. Heute zeige ich den ersten Platz, der (Spoileralarm) nicht realisiert wurde.

Grundriss zum Siegerentwurf (leider oben etwas ungerade),
Q: Abb. in: Die Christliche Kunst, 25.1928/29, S. 367.

Hintergründe zum Wettbewerb in Leipzig-Connewitz

Die Vorgaben für das Projekt waren übrigens ziemlich straff. Es galt 350-400 Sitzplätze zu schaffen allerdings bei einem Kostendeckel von 200.000 Mark. Als Sieger ging der damalige Dresdener Professor an der Technischen Hochschule, Adolf Muesmann (1880-1956), vom Platz. Er lieferte also einen „Entwurf von sehr strenger Disziplinierung. Die moderne blockige und planige Straffheit gibt den Ernst und die Strenge einer Krieger-Gedächtniskirche gut wieder. Die Fläche wird außen nur durch die hohen schalen Seitenfenster und das asymmetrisch angebrachte Schlitzfenster aufgelockert.“ (Georg Lill, Kirchenwettbewerb Leipzig-Connewitz, in: Die Christliche Kunst, 25.1928/29, S. 364f.).

Detail der Fassade, Q: Abb. in: Die Christliche Kunst, 25.1928/29, S. 363.

Weiterhin skizzierte Muesmann einen sehr kubischen Bau mit vorangestellter würfelförmiger Kapelle und einem leicht erhöhten seitlich stehenden Turm. Im Vergleich zur ungefähr zeitgleich entstandenen Pfarrkirche St. Rupert in Freilassing (link zu Wikipedia) war Muesmann mit seinem Projekt in Leipzig progressiv sachlich. Der Entwurf dort erinnert an die Kirchen von Hans Herkommer, der mit seinen von rechteckigen Fläche und Formen abgeleitete Architektur ein Unikum im Kirchenbau der Zwischenkriegsmoderne darstellt.

Detail der Kapelle, Q: Abb. in: Die Christliche Kunst, 25.1928/29, S. 363.

Über Adolf Muesmann

Muesmann selbst war seit 1921 Professor in Dresden. Er Unterzeichnete überdies 1933 neben gut 900 anderen „Das Bekenntnis der deutschen Professoren zu Adolf Hitler“, wurde 1936 Leiter des Städtebauseminars und 1945 emeritiert. Außerdem scheint er nicht mit dem System angeeckt zu sein, so wie der Großteil der deutschen Hochschullehrer jener Jahre. Seine beiden realisierten Kirchen in Freilassing und Rosenheim waren zudem an klassische Baukörper angelehnte Sakralbauten mit moderner Formensprache im Detail.

Innenansicht, Q: Abb. in: Die Christliche Kunst, 25.1928/29, S. 363.

Der Siegerentwurf Leipzig-Connewitz eine Einschätzung

Dass es nicht zu dem Entwurf von Muesmann kam ist klar. Jedoch ist mir bisher unbekannt warum nicht. Offensichtlich ist sein Entwurf sehr monolithisch und somit streng. Gut denkbar, dass der schließlich ausgeführte dritte Entwurf von Theo Burlage harmonischer daherkam. Die Parallele zu Herkommers Bauideen ist aufgrund der langjährigen Arbeit von Adolf Muesmann in Stuttgart durchaus erklärbar. Nichtsdestotrotz die klare, monolithische Form seines Bauprojektes hat ihren Reiz. Es wäre darüber hinaus ein Erinnerungsort gewesen, der kaum etwas hätte verstecken können. Spannend zu sehen, wie viele Kirche es niemals gab und die dennoch Spuren hinterließen – so wie Muesmanns Siegerentwurf Leipzig-Connewitz.

Weiterführende Links

Über den Bau der 2. bekannten Kirche von Muesmann in Rosenheim:
https://www.stadtarchiv.de/stadtgeschichte/rosenheim-im-20-jahrhundert/1920-1929/bau-christkoenig-kirche/

Wikipediaeintrag zur Kirche in Leipzig-Connewitz: https://de.wikipedia.org/wiki/St.Bonifatius(Leipzig)

Die jüngste Leipziger Kirche
Historismus in Leipzig
Impressionen aus St. Nicolai

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