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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 2. August 2023
- Category: Aktuelles
Ahrenshooper Kunstauktion 49, 2023
Heute teile ich meine Eindrücke von der Vorbesichtigung der 49. Ahrenshooper Kunstauktion. Kunstauktionen sind immer etwas faszinierendes. Werden die Schätzpreise erreicht? Oder macht man sogar ein Schnäppchen. Seit langem beobachte ich sporadisch solche Bietereignisse und habe den Eindruck günstig ist selten. Dennoch lohnt es sich Vorbesichtigungen zu besuchen. Dort bekommt man einen Eindruck und oft auch Überblick von Kunstwerken, die zumeist nicht öffentlich zu sehen waren und sein werden.
Die Ahrenshooper Kunstauktion
Die Ahrenshooper Kunstauktionen haben Tradition. Zunächst traf man sich eher spontan am Strand, brachte Kunstwerke mit und bot sie feil, kaum für mehr als 50 DDR-Mark. In den 1990er Jahren professionalisierte sich das Format zu einer Kunstauktion mit Auktionator und internationalen Bietern. Wobei immer noch der große Teil der Käufer aus Deutschland stammt. Hat mit dem einstigen Fischerdorf und der späteren Künstlerkolonie Ahrenshoop auf dem Darß auch die Auktion an Bekanntheit gewonnen. Dort werden Künstler aus dem Umfeld der ab 1892 in Ahrenshoop entstandenen Ansiedlung. Mit einem Rekordumsatz von 750.000€ konnte übrigens die letzte 48. Ahrenshooper Kunstauktion aufwarten. Da der ganze Ort mittlerweile unterschiedliche Galerien und Kunstmuseen aufzuweisen hat sind auch verschiedene Häuser an der Kunstauktion beteiligt.
Eindrücke der diesjährigen Vorbesichtigung
1. Teil der Ausstellung zur Ahrenshooper Kunstauktion im Kunstkaten
Die in diesem Jahr eingegangenen Kunstwerke wurden in Berlin und nun für längere Zeit bis zur eigentlichen Auktion am 5. August in Ahrenshoop selbst gezeigt. Zum einen im Kunstkaten am Strandaufgang 11 gleich bei der legendären Buchhandlung „Bunte Stube“. Dort gab es in bestem Galerieambiente vor allem die Werke bekannter Künstler und besonders sichtbar Künstlerinnen zu bewundern. Die meisten von Ihnen hatten ihre Wirkungszeit vor 1945 und waren mehr oder weniger mit dem Ort verbunden. Etliche Motive zeigen auch die Ostseeregion. Ein Schwerpunkt sind die Arbeiten des Barther Malers Louis Douzette (1834-1824). Ebenso finden sich grafische Werke von Goerge Grosz (1883-1959) oder Lyonel Feininger (1871-1956), wohl dem berühmtesten Besucher des Fischlands Darß.
Vermutlich weniger bekannt, dafür jedoch nicht weniger interessant sind die Künstlerinnen von Ahrenshoop. Oft wurden Frauen, die unter freiem Himmel arbeiteten verächtlich: Malweiber genannt. Zwar durften diese nicht regulär studieren, doch es gab an verschiedenen Akademien bereits Ende des 19. Jahrhunderts Damenklassen. Eine dieser Damen ist Anna Gerresheim (1852-1921), sie stammte aus der Gegend und bildete sich künstlerisch wo es ging weiter. Gemeinsam mit Ihren Schwestern Bertha und Auguste besuchte sie regelmäßig Ahrenshoop. Mir fiel sofort ihr Bild Grablegung auf. Das skizzenhafte und dramatische daran gefällt mir. Zudem ist es eines der wenigen Werke mit christlichem Thema.
Mein Lieblingsbild in dieser Präsentation und ein richtiger „Eyecatcher“ ist das Bild von Elisabeth von Eicken (1862-1940). Sie erfuhr ihre Ausbildung in Landschaftsmalerei vor allem in Paris. Sie stammte aus dem Ruhrgebiet, heiratete eine Gutsbesitzer in Mecklenburg, wohnte jedoch kurz nach 1900 in Berlin. Regelmäßig war sie in Ahrenshoop. Neben der Familie blieb sie unter ihrem Mädchennamen künstlerisch tätig. Neben der Malerei arbeitete Sie auch in Keramik und Porzellan, dafür erhielt sie 1904 auf der Weltausstellung in St. Louis eine Goldmedaille. Mit dem Bild „Sonniger Herbsttag“ fängt die Künstlerin gekonnt und wie es scheint mühelos das Licht und die Stimmung ein, die mir ebenfalls schon öfter dort auf dem Darß begegnet ist.
Ebenso auffällig war für mich das Bild von Walter Leistikow (1865-1908). Den ich vor allem mit etlichen stimmungsvollen Landschaftsbildern von Berliner Seen kenne. Sein Bild Krabbenfischer ist technisch und von der Stimmung her beeindruckend. Ob der Maler je in Ahrenshoop war, kann ich nicht sagen. Doch Rügen gehörte zu seinen Reisezielen.
2. Teil der Ausstellung zur Ahrenshooper Kunstauktion in der Strandhalle
In der Strandhalle, einem relativ flachen Mehrzweckraum, sind vor allem weniger bekannte KünstlerInnen und Bilder nach 1945 ausgestellt. Dort ist die Hängung dichter und wirkt daher auch beliebiger. Gleichwohl gibt es dazwischen einiges zu entdecken.
Mein Liebling dort ist das Bild „Amaryllis“ von Christoph Bouet (*1974) aus dem Jahr 2015. Der Hallenser zählt zu den jungen Vertretern in dieser Vorbesichtigung. Er hat an der Burg Giebichenstein Malerei studiert. Ganz unterschiedliche Themen behandelte er in seinen Gemälden. Alle scheinen jedoch durch den starken pastösen Auftrag der Farbe verbunden zu sein. Ob Stillleben, Stadtansicht, Porträt oder Blumenbild, der dicke Farbauftrag mit breitem Pinsel entfremdet den Inhalt von einer einfachen Deutung. Dabei wirken seine Werke impressionistisch und rätselhaft. Der Betrachter sich des Bildinhalts erst einmal vergewissern, so scheint es.
Mein Eindruck von der Vorbesichtigung
Passend zur touristischen Hochsaison bietet das Traditionsbewusste Künstlerkoloniedorf Ahrenshoop Einblicke in die eigene Kulturgeschichte. Eine interessante und empfehlenswerte Erfahrung. Zwar zahlt man für die Vorbesichtigung Eintritt, doch dieser lohnt sich meiner Meinung nach sehr. Dort sieht man geballt und durch viele Jahrzehnte Kunstwerke, die im Zusammenhang mit dem Ostseeraum stehen. Ich konnte manche Bildungslücke schließen. Sogar für meine Kinder war es spannend. Also noch 3 Tage ist die Schau zu sehen. Vielleicht passt es ja dem einen oder der anderen noch ins Programm.
Weiterführende Links
Die Seiten der Kunstaktion: https://ahrenshoop-kunstauktion.de/home.html
Ein Bericht zum Rekorderlös 2022 bei sueddeutsche.de:
https://www.sueddeutsche.de/kultur/kunst-ahrenshoop-hohe-erloese-bei-ahrenshooper-kunstauktion-dpa.urn-newsml-dpa-com-20090101-220807-99-304630
Interview mit dem Auktionator:
https://www.ostsee-zeitung.de/kultur/ich-kann-zu-jedem-bild-eine-geschichte-erzaehlen-5HG4IHYZZRPRNXU3QV3BH35OJA.html
Eine Darßer Kirche: