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Französisch Buchholz Kirche (Denkmaltag 2023)

Französisch Buchholz Kirche heißt die Straßenbahn Haltstelle der Linie 50, übrigens eine von 15 Haltepunkten mit dem Wort „Kirche“ im Namen in Berlin. Dort im Zentrum des, erstmals Mitte des 13. Jahrhunderts erwähnten, Angerdorfs „Buckholtz“ steht auch seitjeher die Kirche. Heute finden dort jährlich zudem die Buchholzer Festtage ihren Platz. Mittendrin ist die evangelische Kirche als Ort und Anbieter. Der Bau stammt aus der Zeit um 1250 und war zunächst eine ganz einfache Feldsteinkirche. So wie viele im Brandenburg des 13. Jahrhunderts. Der Baustoff war vorhanden und leicht bearbeitet verwendbar. Als Bauherren gelten die Zisterziensermönche von Lehnin. Sie waren die Pioniere der Urbarmachung der Mark. Außerdem gründeten sie in den 1270er Jahren ein Kloster im Norden, Chorin, dichter an Buchholz gelegen.

Eingang von der Straße, erkennbar sind die Feldsteine des Ursprungbaus. Alle aktuellen Fotos: K. Manthey 2022/23

Der romanische Bau

Der erste Kirchenbau war durchaus schlicht. Ein Kirchsaal, rundbogiges Portal und kleine Fenster sowie ein gerader Chor-Abschluss. Die ältesten Hölzer im Dachstuhl lassen sich, übrigens, auf 1304 datieren. Zunächst auch dies eine typische Holzbalkendecke. Um 1540 schlägt die Reformation in Brandenburg durch. Ein Jahr später werden in Buchholz eine Kirche, Küsterei und Küsterhaus genannt. Da der Pfarrer aus Blankenburg zuständig ist existiert kein Pfarrhaus.

Die Gewölberippen im Kirchenschiff

1600 wird ein Rippengewölbe eingezogen. Hierbei ist nicht ganz klar in welchen Zusammenhang dieser späte Einbau stand. Da auch zu dieser Zeit ein erster Turm nachweisbar ist, hat es anscheinende eine bauliche Überarbeitung

Daniel N. Chodowiecki: Wallfahrt nach Französisch Buchholz, 1775. Q: wikimedia

Die Hugenotten kommen

In Folge des Toleranzedikts von Potsdam, 1685, kommen viele aus Frankreich geflüchtete Protestanten in die Mark Brandenburg. Dort wo in Folge des 30jährigen Krieges die Einwohner der Städte und Orte dezimiert wurden bzw. Dörfer und Landstriche wüst und öd waren. In Buchholz finden sie eine Heimat und gründen eine Kolonie. Schon wenige Jahre später nutzen die französisch-reformierten die Kirche der deutsch-lutherischen Gemeinde mit. Die „Hugenotten“ sorgen für eine Umgestaltung des Innenraums. Die Kirche wird im Stil des Barocks ausgemalt. Hinzu kommt die passende Aussattung mit Alter und Kanzel. Ebenfalls gehörte ein Taufengel dazu, wie sie heute noch vereinzelt in Dorfkirchen zu finden sind. Im Dorf selber blühte das Leben, Gartenbau, Handwerk u.a. brachte die Blüte. Um 1750 gab es fast gleichviele französisch-, wie deutschstämmige Bewohner. In dieser Zeit kam die Bezeichnung Französisch-Buchholz auf.

„[…] Ein Dorf mit französischem Flair, aber von märkischer Derbheit.“

Q: https://buergerverein-franzoesisch-buchholz.de/ortschronik

Zwischen 1913 und 99 hieß dieser Ortsteil Berlins nur Buchholz. Schließlich gab es bis 1910 für jede der beiden Gemeinden ein eigenes Pfarramt und Haus, jedoch eine Kirche. 1910 wurden diese vereint. Albert Hurtienne wurde Pfarrer in Buchholz und blieb bis 1935. Nach ihm ist der Platz vor der Kirche benannt.

Die Kirche vor dem Umbauten Mitte der 1850er
Abb. aus: Heinrich Wohler, Alte Berliner Dorfkirchen.
Q: wikimedia

Spätere bauliche Veränderungen bis 1945

1814 wird das Kirchenschiff nach Osten hin verlängert und erhält eine Apsis. Schon 1830 sind die Plätze nicht mehr ausreichend. Daher wird 1852 die Kirche durch ein Querschiff mit neuem Chorabschluss, nun aus Backstein erweitert. Der dafür zuständige Architekt ist Johann August Karl Soller (1805-1853), ein preußischer Baubeamter, Schinkelschüler und bekennender Katholik. Ihm verdanken verschiedene katholische Diasporagemeinden um 1850 ihre (ersten) Kirchbauten. Die barocke Innenausstattung geht dabei verloren.

Rückansicht mit dem angebauten Querhaus und Apsis

Turmbauten

Nach 1600 gibt es einen West-Turm. Ab 1722 wurde dieser durch einen massiven Dachreiter ersetzt. Während der Umbauarbeiten unter Soller entsteht ein neuer Backsteinturm im Westen. Dieser wurde jedoch unter der Benutzung der Glocken baufällig.

Die erste Turmfassung, Foto von F. Albert Schwartz

Somit kam es 1886 zum Neubau an der heutigen Stelle. Nun steht der Turm markant an der Südseite im Schnittpunkt von Querbau und ursprünglicher Feldsteinkirche. Auffällig hierbei ist, dass der Aufbau des Turmhelms beibehalten wurde, wie ihn Soller 1852 für die Westseite entworfen hatte. Eine Gestaltung die übrigens typisch ist für den Geheimen Oberbaurat.

Turm an heutige Stelle,
Ansichtskarte aus dem Goldiner-Verlag vor 1913
Blick vom Eingang zum Altar

Die Kirche in Französisch Buchholz nach 1945 bis heute

Im Zweiten Weltkrieg werden Teile der Einrichtung, des Dachs, des Turms und die Orgel zerstört. Bis 1951 gelingt der provisorische Wiederaufbau. 1961 kommt es zur Neugestaltung der Kirche. Die Prinzipalstücke aus Travertin werden durch einen Steinmetz gearbeitet. Dieser Entwurf erschien dem kirchlichen Amt nicht für eine Dorfkirche geeignet. Ebenso wurde die Empore im Querhaus abgerissen und die Fenster neuverglast. Dabei entschied die Kirchengemeinde eigenmächtig. Das monumentale Kreuz hinter dem Altar stammte vom Lichtenberger Holzbildhauer Georg Tyllack.

Als dritte Orgel nach 1706 und 1880 kam 1971 ein Instrument der Firma Alexander Schuke aus Potsdam in die Kirche. Zwei Manuale und ein Pedal in 14 Registern weist das mechanische Spielwerk des Instruments mit 1009 Pfeifen auf. Die letzte Innenraumrenovierung fand 1986 statt. Vermutlich rührt daher die Farbfassung der Orgel und Bankreihen in dunkelgrün, grau, braun und schwarz.

Aktuelle Sanierungen

Aufgrund baulicher Mängel, die auch aus den provisorischen Arbeiten der Nachkriegszeit herrührten, bestand 2011 Handlungsbedarf. Nach gutachterlicher Einschätzung musste der Dachstuhl gesichert werden. Außerdem stand eine Dekonterminierung an. Man hatte in früherer Zeit giftige Holzschutzmittel verwand. Ebenso gab es Schäden am Mauerwerk und Turm. Schließlich gelang es bis 2014 alle Arbeite fertigzustellen. Dazu zählte auch eine neue Turmzier und funktionierende Uhr.

Der restaurierte und verstärkte Dachstuhl mit den Gewölbekappen

Nun steht dringend die Renovierung des Inneren an. Denn die Evangelische Gemeinde im wachsenden Französisch Buchholz ist lebhaft und ihr Bau hat eine Frischzellenkur ebenso verdient. Für die Vorbereitungen werden übrigens historische Fotos und Pläne gesucht. Denn die sind Mangelware.

Französisch Buchholz Kirche mit dem Denkmal Kaiser Wilhelm I

Würdigung der Kirche in Französisch Buchholz

Trotz ihres in die Jahre gekommenen Innenraums, ist die Kirche in Französisch Buchholz etwas besonderes. Dort sind die unterschiedlichen Zeitschichten bis heute erkennbar. Die Deckenwölbung sowie die Hauptstücke im Chor sind ganz unterschiedliche (Ge-)Schichten in einem Raum. Vor allem von außen erzeugen die Baukörper unterschiedlicher Epochen eine gelungene Mischung, die zum Wahrzeichen taugt. Hinzu kommt eine idyllische Umgebung mit Pfarrhaus (um 1900) und einer Fachwerkscheune vermutlich 18. Jahrhundert oder früher. Die Gemeinde lebt und macht vielfältige Angebote. So beispielsweise zum Tag des offenen Denkmals und ebenso zu anderen Gelegenheiten. Darüber hinaus ist die Kirche sonntags nach dem Gottesdienst geöffnet.

Links

Seiten der Kirchengemeinde: https://evangelisch-buchholz.de/wir.html

Das Angebot zum kommenden Denkmaltag am 9. und 10.9.23:
https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/denkmal/7de47323-c696-11ea-ab68-960000611c47

Die katholische Kirche in Französisch Buchholz
Die Friedhofskapelle an der Rosenthaler Straße in Französisch Buchholz

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