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Author: Konstantin Manthey
Posted: 13. Dezember 2023
Category: Kalender
Tags: Alter Friedhof, Apotheke, Barock, Freiburg, Freiburg im Breisgau, Kirche und Apotheke, Kirchenraum, Simon Göser, St. Michael, Totentanz, Wandmalerei, Wolfram Köberl

Kirche und Apotheke, 2/2: Apotheke (12.XII.23 – Kalenderblatt)

Kirche und Apotheke sind ein seltenes Bildpaar. Zwar gibt es die immer wieder Darstellungen, bspw. von Jesus als Apotheker bzw. Arzt. Häufig sind sie hingegen nicht. Dabei ist die Ausdeutung eines Christus, der uns mit seiner „Heilstat heilt“ durchaus passend. Auf dem Alten Friedhof in Freiburg, der ursprünglich von 1683 bis 1872 ebenso der Hauptfriedhof war. Dort befindet sich die St.-Michaels-Kapelle. In der Vorhalle, die vermutlich teilweise auch zum Kirchraum offen war, befindet sich der Freiburger Totentanz. Eine ursprünglich barocke Wandmalerei die Simon Göser (1735-1816) zugeschrieben wird. Jedoch erhielt der Zyklus nach Beschädigung durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg 1963 eine Neufassung. Die Arbeit vom Innsbrucker Freskenmaler Wolfram Köberl ist deutlich moderner im Duktus und erscheinen gestalterisch etwas jünger. Zudem

Außenansicht der Kapelle im September 2023, hinter den Arkaden befinden sich die Malereien.
Foto: K. Manthey 2023

Kirche und Apotheke als Wandbilder

Davon heben sich jedoch die Wandmalereien über den beiden Fenstern ab. Diese haben ihre barocke Wirkung behalten. Über dem Fenster links neben dem Eingang ist ein Kircheninnenraum dargestellt. Rechts finden wir das Innere einer Apotheke.

Schauen wir auf die Apotheke, ist erkennbar der Raum ist aufgefächert gemalt. Ebenso wie bei der Kirche im Linken Bild, bietet sich dem Betrachter eine Art Bühne. Im Zentrum steht der Apothekertisch, vielleicht als Altar der Wissenschaft. Um den großen Arbeitstisch stehen verteilt drei Herren im vornehmen Gehrock. Die umlaufenden Wände sind Großteils mit Regalen bis zur Decke ausgestattet. Im Sockel der Regale sind Schubladen.

Der Tisch, links im Bild, Foto: K. Manthey 2023

Auf der Linken Seite steht ein Tisch mit Blättern, vielleicht Rezepten für Mixturen. Ebenfalls gibt es Zettel auf dem großen Tisch. Die lesbaren Spruchbänder mittig am oberen und unteren Bildrand geben folgendes preis

„Hülffs-mittel der Kunst

Es Hülfft zue letzt kein medicin
Wilst ein artztneü gehe dorten hin“

Der Mittelteil mit Tisch und Spruchbändern, Foto: K. Manthey 2023

Bezüge von Kirche und Apotheke

Offensichtlich verweist das rechte Fensterbild auf das Bild mit der Kirche bzw. den Eingang zu Kapelle in der Mitte. Das Pendant weist auf dem Beichtstuhl textlich auf die Hilfsmittel der Kirche hin. Schließlich nützt am Ende der Glaube an Gott und nicht an die Medizin. Zwar ist die Apotheke modern und fortschrittlich dargestellt, voller Gelehrsamkeit und Wissen. Doch in Details wie den vier um den Tisch angeordneten Kesseln mit eine monströsen Figur als Basis, weist der Maler darauf hin, dass dies nicht im Sinne eines gottgefälligen Lebens sein kann.

Rechte Seite, ein Kessel mit Apotheker, Foto: K. Manthey 2023

Sogar die Blicke der drei Männer gehen aus dem Bild hinaus nach links dort wo die Kirche ist. Liest man die Texte würde eine umgedrehte Anordnung der Bilder sinnvoller erscheinen. D.h. die Apotheke links, dann die Kirchentür und endlich die Kirche. Entweder hat es nicht interessiert oder die Seitenfolge der Bilder ist von der Kirche her gedacht. Zumindest im Sinne des Totentanzes darüber der von links nach rechts (leserichtig) verläuft bleibt es verwunderlich.

Kurzum: Dort an der St.-Michaels-Kapelle in Freiburg werden weltliches Wissen und himmlisches Wissen bzw. der Glauben gegenüber gestellt. Man könnte somit auch die Apotheke als neuen Tempel der Wissenschaft lesen. Außerdem ist dies für die nachreformatorische Barockzeit in katholischen Gebieten gut denkbar. Interessanter weise eröffnen auch die gemalten Räume etliche Analogien in Bezug auf Anordnung und Personen.