Kirche und Apotheke, 1/2: Kirche (11.XII.23 – Kalenderblatt)

Kirche und Apotheke sind ein seltenes Bildpaar. Zwar gibt es die immer wieder Darstellungen, bspw. von Jesus als Apotheker bzw. Arzt. Häufig sind sie hingegen nicht. Dabei ist die Ausdeutung eines Christus, der uns mit seiner „Heilstat heilt“ durchaus passend. Auf dem Alten Friedhof in Freiburg, der ursprünglich von 1683 bis 1872 ebenso der Hauptfriedhof war. Dort befindet sich die St.-Michaels-Kapelle. In der Vorhalle, die vermutlich teilweise auch zum Kirchraum offen war, befindet sich der Freiburger Totentanz. Eine ursprünglich barocke Wandmalerei die Simon Göser (1735-1816) zugeschrieben wird. Jedoch erhielt der Zyklus nach Beschädigung durch Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg 1963 eine Neufassung. Die Arbeit vom Innsbrucker Freskenmaler Wolfram Köberl ist deutlich moderner im Duktus und erscheinen gestalterisch etwas jünger. Zudem

Kirche und Apotheke als Wandbilder

Davon heben sich jedoch die Wandmalereien über den beiden Fenstern ab. Diese haben ihre barocke Wirkung behalten. Über dem Fenster links neben dem Eingang ist ein Kircheninnenraum dargestellt. Rechts finden wir das Innere einer Apotheke.

Schauen wir auf die Kirchendarstellung. Der Raum ist aufgefächert gemalt. Somit sieht man im Zentrum den Hochaltar. Links davon steht ein Beichtstuhl darin sitzt ein lesender, betender Priester. Davor kniet ein Mann, rechts vom Altar ist die Tür zur Sakristei geöffnet darin scheint ein Messdiener auf den Geistlichen zu warten. Die Kirche ist vorbereitet auf der Kredenz steht alles für die Feier des Messopfers bereit. Auf den zentralen Spruchbändern steht:

„da findest du das Leben
daß dort dir Gott will geben

Gott lieben und empfangen
wir all gueten Todt erlangen“

Darüber hinaus und für die Bildaussage ebenso wichtig finden sich Schriftzeilen auf anderen Bildelementen. Auf dem Beichtstuhl steht zu oberst „Hüllfsmittel der Kürche“. Außerdem an der Seitenwand untereinander: „Beichten, Bereuen, Vorsatz, Buße, Ersetzen, Widereuch“ weiterhin stehen im Innerern der anderen Seitenwand, dort wo der Beichtende kniet die Worte: „Verzeihen, Aufopfern, Gedult, Vertrauen, Begird“ ebenfalls untereinander. Zwar wirken die Wortgruppen an den beiden Seiten des Beichtstuhl (Beichtvater/ Beichtender) wie eine Gegenüberstellung doch es erscheint mir nicht als typische Gegensatzpaar.

Auf dem barocken Hochaltar brennen die Kerzen bereits. Das Allerheiligste ist in einer Strahlenmonstranz ausgesetzt. Über dem Kreutbild ein Spruchband mit „glauben“ darunter eines mit „hoffen“. Offensichtlich fehlt das Wort „lieben“. Gut möglich, dass dieser Begriff durch die Monstranz erfüllt wird. Also die Kirche ist vorbereitet, wir stehen kurz vor Messbeginn. Ein Mann hat gebeichtet und betet vor dem Altar. Gleich geschieht die Messfeier, der Höhepunkt der damaligen katholische Glaubenswelt. Darin liegt also alles Heil für die Menschen. Die im Bildband darüber im Totentanz zu sehen sind. Gut möglich, dass die Texte und Bilder über den Fenstern eine Art Auflösung darstellen. So kannst du dem ewigen Tod entrinnen…

Links Kirche und Apotheke

Kirche und Apotheke, 2/2: Apotheke (12.XII.23 – Kalenderblatt)

Über die Kapelle St. Michael:
https://de.wikipedia.org/wiki/St.-Michaels-Kapelle_(Freiburg_im_Breisgau)

Seiten des Vereins zur Förderung des Alten Friedhofs:
https://www.alter-friedhof-freiburg.de/geschichte/

Eintrag bei Wikipedia zum Totentanz:
https://de.wikipedia.org/wiki/Freiburger_Totentanz

Friedhofeinträge bei kirchenbauforschung.info
(Link zur Suchanfrage)

Alter Domfriedhof in der Liesenstraße

5. Ehemaliger Friedhof Gotlindestraße