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Unvergleichliches Vergnügen (16.XII.23 – Kalenderblatt)

Unvergleichliches Vergnügen, heißt ein Bild in Öl und mit Collagen auf Leinwand aus den Jahren 1952 und 53 von Judit Reigl. Ein Werk, das mich verstört und angezogen hat. Mitten in der Neuen Nationalgalerie in Berlin (extern) zwischen Isa-Genzken-Retrospektive, Gerhard-Richter-Schau und geschlossener Dauerausstellung, die mittlerweile wieder geöffnet ist, gab es eine kleine Präsentation von Werken der ungarisch-französischen Künstlerin. Judit Reigl (1923 – 2020) studierte an der Akademie der schönen Künste und floh von dort aus politischen Gründen nach Paris. Von dort wurde Sie zu einer der wichtigsten Vertreterinnen des Surrealismus und durchschlug durchaus die Vorherrschaft männlicher Kollegen in der Nachkriegsavantgarde.

Beschreibung von Reigls Unvergleichliches Vergnügen

Gesamtansicht

Unvergleichliches Vergnügen ist eines dieser Bilder, in die man sich hineinschauen muss, obwohl es einen wie mich gleich festhält. Was soll das alles. Ich nehme an, wie so oft beim Surrealismus kann das nicht leicht ersehen werden. Dennoch in seiner malerischen Wucht steht es eigentlich voll in der Tradition der mittelalterlichen Bildgewalt.

Der untere Bildteil

Vor Goldgrund spielt sich die Szenerie ab. Auf einem diffusen schwarz-grünen Boden o.ä. steht mittig ein perspektiv überzogener, weißer Trapezstein. Vielleicht sogar als eine Altarmensa oder ein Portatile (Tragaltar) gedacht. Darauf ein reich verzierter spätmittelalterlicher Kelch. Dieser ist ebenso im Zentrum des unteren Drittels.

Die obere Zwei-Drittel werden von einem runden, schleifenhaften, unendlichen, schwarzen Gegenstand besetzt. Dieser lässt eine blutrote Flüssigkeit in den Kelch tropfen. Um den Kelch herum sind drei Flugsäugetiere, die sich offenkundig für den Inhalt interessieren. Diese sind zum Teil collagiert. Neben der Kelchkuppa findet sich ein blutrotes Gestirn, vermutlich ein Mond. Oberhalb der Schleifenfigur ist ein dunkler Himmel, er birgt auf der linken Seite drei Bernstein artige Rundformen.

Obenrum

Interpretationsversuch

Offenkundig deutet der Titel „Unvergleichliches Vergnügen“ auf die vampirartigen Tiere hin, die das vermeintliche Blut wollen. Das gesamte Geschehen bezieht sich auf das Blut Christi. Welches sich einerseits die Rettung der Menschheit am Kreuz bezieht und andererseits auf das
das Sakrament der Eucharistie und dort das Blut Christi in der Gestalt von Wein.
Vielerorts war die Verehrung mit Blut-Reliquien verbunden. Ebenso glaubte man an Blut-Wunder Dadurch kam es nicht nur zur liturgischen Bräuchen sondern darüber hinaus zu Missbrauch in Form von Betrügereien im Zusammenhang von gutem Glauben der Pilger u.v.m. Bilder wie dieses volksreligiösen Andachtsbild zeugen von dem teilweise vereinfachten Verständnis der Blut-Christi-Verehrung. Außerdem erinnern unsere drei Fledertiere doch durchaus an die hier gezeigten drei Tauben.

Diese Kunstwerk ist wirklich vielschichtig deutbar, technisch sehr gut, kurzum: surreal. Ich bin gespannt, wann es wieder zu sehen sein wird. So oder so ein Unvergleichliches Vergnügen

Links

Eintrag zu Judit Reigl auf Wikipedia: https://en.wikipedia.org/wiki/Judit_Reigl

Über das Fest des kostbaren Blutes auf den Seiten der Vorauer Marienschwestern:
https://www.marienschwestern-vorau.at/chronik/monat-zu-ehren-des-kostbaren-blutes

Schön barock und etwas blutig…

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