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KI-Kunst und Kirchenbau

KI-Kunst ist derzeit wieder in aller Munde. Das liegt daran, dass die Qualität mittlerweile sehr gut ist. Also lassen sich viele Bilder nicht leicht von echten, d.h. real entstandenen Fotos bzw. Gemälden usw. unterscheiden. Daher werden künstlich erzeugte Darstellung, die in sekundenschnelle auch kostenfrei erstellt werden können zu einer spannenden Möglichkeit. Erst vor kurzem illustrierte mein Kind damit einen Vortrag zu Londoner Sehenswürdigkeiten. Darunter war übrigens auch eine Kirche. Dort jedoch waren die Gebäude deutlich wieder erkennbar. Ihr Umfeld hingegen nicht, es war nach den Kriterien des Kindes verändert. Da alle Abbildungen nach Rummelplatz aussehen, könnte das ein Faktor gewesen sein.

In diesem Beitrag möchte ich meinen Eindruck von der Entwicklung dieser Angebot in Hinblick auf historische Abbildungen und vor allem Kirchenräume berichten. Da ich kein Informatiker bin sondern lediglich interessierter Anwender kann ich keine hohe technische Tiefe bieten.

Hier ein weiteres Bild als „Pixel-Art“, prompts: pixel art, village church, spring, outside, generierte bei https://lexica.art/aperture (25.2.24)

Begriffe und Funktionsweise der KI-Kunst

Um selbst ein Bild zu generieren braucht es natürlich eine Idee. Dabei ist die typische Eingabeform, dass der Nutzende Worte zur Beschreibung eingibt. Diese heißen dort ebenso „prompt“, wie in vielen anderen Informatikbereichen. Gibt man Begriffe ein, meist in englisch erhält man passende Ergebnisse. Für diese können auch Varianten erstellt werden. Durch weitere Eingrenzung erreicht man generell bei den KI-Plattformen detailreichere und passendere Bilder. Denn die Bilder entstehen anhand von Beispielen, welche im weltweiten Netz gefunden werden. Kurzum: echte Darstellungen, deren Verschlagwortung bzw. Umschreibung in Verwendungszusammenhängen zu der Anfrage des „prompts“ passen.

„Seeds“ meint Zahlenwerte, welche die zufällige Unterschiedlichkeit festlegen. Dort wo man „seeds“ eingeben kann entstehen Variationen. D.h. sucht man „gothic church“ und gibt den gleichen Zahlenwert ein kommt (theoretisch) das identische Bild. Mittlerweile scheinen die Suchen so gut trainiert bzw. die Variantenvielfalt groß genug, dass „seeds“ selten abgefragt werden (dort wo ich unterwegs war). Manche Angebote erzeugen gleich verschiedene Varianten einer Anfrage, dies geht dafür auf die Rechnung freier Bilderstellungen. Zudem lassen sich Größen und Formate einstellen, d.h. man wählt welches Hoch-, Querformat oder Quadrat man schließlich haben will.

Als technische Grundlage fungieren verschieden Generatoren. Wobei das ursprünglich aus der LMU München stammende Open-Source-Modell, „Stable Diffusion“ zur Generierung von Bildern durch Textbeschreibungen Verwendung findet. Gerade weil es für Entwickler offen ist wird diese KI weltweit vielseitig und nicht nur moralisch und juristisch unbedenklich genutzt. Im Gegensatz existieren ebenso Modelle wie DALL-E, dort sind die Quellcodes nicht offengelegt, dafür jedoch lizensierbar.

Möglichkeiten, Entwicklungen und Grenzen

Wie oft fehlt Ihnen die richtige Illustration für einen Vortrag, Beitrag oder zum Weiterdenken? Außerdem gibt es Ideen und Vorhaben zu denen kann es kein Bild geben. Dafür kommt KI-Kunst gerade recht. Vor allem bei speziellen Themen mit historischem Bezug, finde ich keine Bilder oder habe keinen Ansatz zur Suche. Dabei kommen je nach Materiallage im Netz oder Suchalgorithmus auch schräge Sachen raus. Hier der Versuch eine bekannte Berliner Kirche als Vorbild zu benennen:

Das Problem, St. Agnes stammt aus den 1960er Jahren und sieht ganz anders aus…
prompts für lexica: Churcharchitecture as like Werner Düttmann, Church St. Agnes, Gallery König, Berlin (25.2.24)

…nämlich so. Die Kirche ist eigentlich eine deutsche Berühmtheit,
doch noch nicht ausreichend für KI.
St. Agnes von Werner Düttmann, 1967 fertiggestellt, Aufnahme Erika Drave 1979,
Q: Bildarchiv EBO

Darüber hinaus finde ich es natürlich interessant die Frage nach dem „Was wäre wenn“ mit einem Bild zu beantworten oder die Gedankenreise damit zu beginnen. Somit liefern verschiedene Plattformen schon heute interessante Ergebnisse im Bereich Kirchenbau. Die außerdem eigentlich alle ungebaut sind. Dabei sind Ähnlichkeiten natürlich nicht ausgeschlossen. Denn die Vielfalt der Vorbilder im Netz ist offensichtlich noch groß genug. So fällt mir auf, dass die Suchen nach „gotischen Kirchen“, selbst wenn sie durch französisch oder deutsch begrenzt sind, englischen Einschlag haben. Zudem sehen „barocke Innenräume“ oft nicht stilecht aus sondern eher nach einem überfüllten gotischen oder Renaissance-Saal.

Sobald jedoch Personen ins Spiel kommen werden diese sehr echt dargestellt. Zudem kann man mittlerweile eine Vielzahl als Stilen bzw. Filtern wählen. Da finden sich Begriffe wie „photorealistic“, „cinema“, „Oil Painting“, „sketch“ uvm. Zwar kann bis auf wenige Ausnahmen noch nicht alles richtig zu geordnet werden, doch irgendwann wird man wohl auch einen katholischen Kardinal, der im Messgewand den Ku´damm in Berlin herunter läuft und eine Elefantenprozession anführt realistisch abbilden können.

Eine Prozession von playground (24.2.24)

Übrigens hinsichtlich der Kircheninnenräume ist der Echtheit für mich noch am schwächsten. Hierbei erinnern die meisten generierten Vorschläge an Amerikanische Baptistenkirchen des mittleren Westens, wie wir diese aus Filmen kennen. Doch alles eine Frage der Zeit. Wer die Entwicklung anhand ein und derselben Anfrage vergleichen will, kann z.B. bei lexica.art, die Version des „Generators“ wählen und man erkennt wie aus comichaften bunten Holzkirchen immer realistischere Bilder werden.

Zudem ist festzuhalten, dass man auch (eigene) Bilder einbringen kann, um die „Maschine“ zu trainieren. Sicherlich eine gute Möglichkeit, um in bisher unterrepräsentierten Themen im Netz aufzuholen. Vielleicht befasse ich mich demnächst auch einmal damit. Bilder von Kirchenräumen haben ich ja genügend.

Die Rechte an den generierten Bildern für den Ersteller variieren. Es gibt bei kostenloser Nutzung z.B. die Möglichkeit aller Rechte am Werk (z.B. bei playground) oder Einschränkungen für die private Nutzung, bei lexica.art. Außerdem kann man überall Pakete abonnieren. D.h. man kann monatlich viele tausend Bilder kreieren lassen. Oft bringen jedoch erst die teuersten Angebote auch die private Nutzung. Hingegen sind dann die anderen Kreationen auf den Plattformen aufzufinden. Dies hat jedoch auch Vorteile, so lassen sich meist auch die „prompts“ lesen und man lernt der KI bessere Anfragen zu stellen. Schließlich benötigen kostenlose Angebote mehr Zeit zur Fertigstellung, doch das finde ich unproblematisch, warum nicht auch mal eine Minute warten bis das Bild da ist?

Was nützt KI-Kunst in Bezug auf Kirchenbau und -raum?

Wie schon erwähnt gibt es längst nicht für jeden Bedarf passende Bilder. Wer z.B. eine romanischen Kirche von Innen erklären will, hat kaum Illustrationsmaterial. Zwar gibt es noch nicht ausreichend Material als Grundlage, doch zum einen könnte da noch was kommen, zum anderen könnte KI bestimmte Dinge interpolieren, z.B. durch zusammensetzen von Abbildungen in Museumsdatenbanken. Überdies wird in den nächsten Jahren sicherlich der europäische Kontinent und seinen Bilderwelten im Netz noch mehr durchgescannt werden, weil dann die Verschlagwortung und ihre Übersetzung noch besser passen wird.

Krieg geht immer, dabei war damals meine Suche auf Ottos Mission in Pommern fixiert, folgende „prompts“ brachten dieses Ergebnis: Mission, bishop, pommerania, black and white (lexica, 25.2.24)

Somit können wir vielleicht irgendwann Kirchen in bestimmten Epochen, Stilen und Ausführungen simulieren. Dies hilft nicht nur in der Forschung zu Entwürfen, Stilen usw. sondern auch bei Fragen von Nutzungen für Sakralräume. Es bleibt zu hoffen, dass diese wichtige Architekturgattung ebenso in der KI-Kunst detailliert Einzug hält wie Panzer oder Strandschönheiten. Zudem kann ich schon jetzt sagen, die zufällig erstellten Lösungen sind teilweise sehr inspirierend.

Ein moderner Kircheninnenraum, kreiert von lexica, prompts: catholic Church, Germany, Bauhaus, modern, Interior, holy mass, colored windows, altar, statue of mary, people praying, a priest at the altar, sunlight (25.2.24)

Abschließend möchte ich noch feststellen, dass es mir viel Spaß gemacht hat, Bilder für diesen Beitrag zu generieren und es finden sich durchaus interessante Varianten. So, z.B., bei der Suche nach einem modernen Kirchenbau nach Art von Rudolf Schwarz, zwar erinnern die Kirchenansichten hier mehr an Emil Steffann (seinen Freund und Mentor) bzw. eine Synthese beider doch irgendwie passt es schon in die Richtung. Vor allem nachdem ich noch einmal nach Alternativen suchte, sozusagen die zweite Runde zu den selben Schlagworten einläutete.

Links

Ausprobiert habe ich lexica.art, es war schnell zu verstehen und hat eine aufgeräumte Oberfläche. Zwar ist die Eingabe in englisch, doch zur Not lasse ich mir Begriffe online übersetzen. Dafür gibt es immer gleich mehrere Varianten, alle 24 Stunden kann man dort 10 Bilder erstellen lassen. Für die private Nutzung sind die Bilder kostenfrei. Als Generator fungiert Lexica Aperture v4 auf Basis von Stable Diffusion. Zudem hat Lexica eine Suchfunktion.

https://lexica.art/

Außerdem habe ich playground ai probiert, hier gibt es mehr Regler für Einstellungen, ansonsten ist es ebenso besonders interessant aufgrund der großen Auswahl an Stilen/ Filtern.

https://playground.com/create

Natürlich kann man auch mit hier mit stable diffusion arbeiten, das geht dann auch in deutsch und ist übersichtlich. Dafür lassen sich keine „prompts“ nachvollziehen.

https://stablediffusionweb.com/de

Zudem gibt es die eigenständige Technologie von Dall-E gibt es nun in der 3. Version. Das Produkt kommt von den ChatGPT Erfindern von OpenAI. Dafür muss jedoch gleich ein Abo abgeschlossen werden.

https://chat.openai.com/

Wer dennoch die DALL-E-3-Engine ausprobiere möchte kann eine begrenzte Bildanzahl für den privaten Gebrauch über das Mircosoftangebot dem Bing Imagecreator nutzen. Dies findet man in der Bildsuche und zu Beginn hat man 15 Erstellungen frei. Hier kann man übrigens direkt deutsche Spracheingaben vornehmen. Dabei erscheint es mir derzeit sinnvoller Eingaben in englisch zu machen, da man nicht weiß wie die Suchmaschinen die deutsche Ansprache übersetzen.

Image Creator von Microsoft Designer (bing.com)

Zudem gibt es noch Metaanbieter, wie nightcafé. Natürlich sind eigentlich überall Anmeldungen und Verifizierungen per E-Mail notwendig.

https://creator.nightcafe.studio/

Vielen weitere Maschinen und Anbieter findet man bei der Suche im Netz. Ebenso gibt es verschiedene Tests und Besprechungen:

So beispielsweise der Test von 16 Maschinen vom letzten Jahr auf futurezone.at:

https://futurezone.at/produkte/16-bilder-ki-generatoren-dall-e-stable-diffusion-midjourney-alternativen-gratis-test-kuenstliche/402340182

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