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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 31. Januar 2019
- Category: Uncategorized
Maria Meeresstern, Sellin auf Rügen
„[D]ie katholischen Badegäste von Sellin gesellschaftlich zu sammeln, um mit deren Hilfe die Abhaltung eines regelmäßigen katholische Gottesdienstes in Sellin während der Badezeit zu ermöglichen und den Bau der hierzu in erster Linie erforderlichen Kapelle thunlichst bald in die Wege zu leiten“ (zit. nach Schwillus/ Brühe 2009, S. 202)
Dies stand am Beginn der Satzung des 1909 gegründeten katholischen Strandclubs. Rügen war zu einem deutschlandweiten Urlaubsort geworden. Um 1900 war aus dem Fischerdorf ein mondäner Badeort geworden. Katholische Urlauber unter ihnen auch etliche Priester wollten auch während ihrer Sommerfrische das Messopfer feiern. Ab 1906 gab es dann in den Sommermonaten Gottesdienst. 1907 startete der katholische Pfarrer von Rügen, Maximilian Kaller, mit Sitz in Bergen einen Spendenaufruf für einen Kirchenbau.
1912 konnte die Katholische Kapelle Maria Meeresstern, stella maris, eingeweiht werden. Zur gleichen Zeit wurde auch die 1913 geweihte evangelische Gnadenkirche begonnen. Diese war hingegen im Stil des neubarock gehalten. Die Katholische Kirche errichtete der Kölner Architekt Heinrich Krings (1857-1925). Dieser kam sicherlich durch einen der Urlaubsgäste auf die größte Insel Deutschlands. In einer Dissertation von 2005 über Krings fehlt die Selliner Kirche sogar. Obwohl Sakralbau meist eine regionale Angelegenheit war, kam es durch Orden oder eben, wie im Fall auf Rügen, durch rheinländische Ostseeurlauber auch zu Ausnahmen. Im Erzbistum Berlin gab es besonders in der Kaiserzeit verschiedene Beispiele hierfür (so z.B. die Kirche in Neuruppin).
Baugeschichte
In Sellin entstand eine pittoreske Kirche. Sie weißt eine basilikale Struktur auf. Der weiß verputzte Bau in frei gotisierenden Stilformen erhielt eine plastisch-dekorative Architekturgliederung (Lisenen, Eck- und Strebepfeiler) aus Feldsteinen. Auf dem Fassadengiebel war ursprünglich Dachreiter mit barockisierender Haube angebracht. Heute befindet dort ein einfacher rechteckiger Turmaufsatz auf dem Querdach.
Im Inneren befinden sich noch historische Glasfenster und ein Hauptaltar. An der Chorrückwand ist heute die Mitteltafel, ein getriebenes Kupferblechrelief, angebracht. Dies hat den reichen Fischzug zum Thema und stammt vermutlich vom Berliner Künstler Wilhelm Haverkamp (1864-1929), der auch in Berlin tätig war (z.B. in Steglitz Rosenkranz oder St. Marien Friedenau)
Während die Herz-Jesu-Kirche in Garz für die auf Rügen tätigen Schnitter errichtet wurde, waren diese in Sellin zuerst nicht erwünscht. Dafür hatte die Stella-Maris-Kirche vielen Seitenaltäre für die Priester auf Urlaub. Die bis zum 2. Vatikanischen Konzil täglich eine (Privat-)Messe zu halten hatten.
Die beiden erwähnten Kirchen entstanden in der Dienstzeit (1905-1917) des späteren Bischofs des Ermlandes Maximilian Kaller. Er verstärkte die katholische Seelsorge auf der Insel. Die zum Beginn der Missionspfarrei in Bergen, 1864, gut 200 dauerhafte Gemeindemitglieder hatte. 1938 werden 2500 benannt und nach dem 2. Weltkrieg aufgrund der Fluchtbewegungen sind es 8000 Katholiken, die sich auf der Insel niederlassen. Heute sind es gut 1500 festansässige Gemeindeglieder.
Besonders aufgrund der Flüchtlinge entsteht in 1951 die Marienwallfahrt nach Sellin. Dafür stiften die Pilger 1952 einen Marienaltar, den der Berliner Holzbildhauers Georg Tyllack (1911–1975) schnitzt. Maria schreitet mich dem Jesuskind über die Ostsee. Aufgrund behördlicher Bedenken wurde die Wallfahrt Ende der 1960er Jahre nach Bergen verlegt.
Die idyllisch im Wald gelegene Kirche unweit der Strandpromenade ist heute wieder Ort einer Wallfahrt zum Marienbild. Eine Kirche die sich lohnt.