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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 3. April 2022
- Category: Kirchenporträts
Kloster Schönau – St. Florin, Strüth im Taunus (Tägliche Kirche, Nr. 89)
Elisabeth von Schönau (1129-65) ist eine vergessene Mystikerin des Mittelalters. Auch wenn das benediktinische Männer- sowie das Frauenkloster nicht mehr existieren, gibt an Ihrer Wirkungsstätte noch eine Kirche und Gemeinde. Elisabeth wirkte ebenso hier, wie ihr Bruder Eckbert, der später Abt des Männerkonvents wurde. Während Eckbert mit 13 Predigten gegen die Katharer den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel unterstützte, wurde Elisabeth, deren Gedenktag heute übrigens ist, als Visionärin bekannt. Ihre Eingebungen diktierte die Heilige, die mit Hildegard von Bingen in Kontakt stand, ihrem Bruder. Somit entstand auch Ihr Hauptwerk: LIBER VIARUM DEI (Buch der Gotteswege).
Vorgängerbauten
Das einst romanische Kloster mit einer dreischiffigen Basilika wurde zuerst gotisch überformt. Das Kloster war einmal so mächtig, dass es eigene Truppen hatte, die es zur Hilfe der Stadt Frankfurt anbot. Gleichwie, ein zu Regel fernes Leben sorgte für die Auflösung des Frauenklosters kurz nach 1600. Dafür wurde der Männerkonvent erst nach 1800, in Folge der Säkularisation, aufgelöst.
Ein Großbrand vernichtete 1723 die Anlage bis auf den gotischen Chor. So dass es zu einem Wiederaufbau in barocken Stilformen kam. Ebenso ist das Pfarrhaus ein stolzes Zeugnis dieses barocken Neuanfangs in Schönau.
Die heutige Klosterkirche St. Florin
Die heutige Pfarrkirche St. Florin zeigt deutlich diese Stilistik. Dabei fügt sich der Saalbau gut an den fast gleich langen historischen Chorbereich an.
Heute befinden sich in der Kirche im Seitenaltar die Schädeldecke der Heiligen Elisabeth, nachdem schwedische Truppen die Grablege zerstörten fand man in der Umgebung nur noch diese Reliquie der Heiligen. Übrigens ist die Kirche reichhaltig mit Stuck verziert werden, beispielsweise der Chorbogen.
Seitenkapelle von St. Florin
Ebenfalls ist eine Seitenkapelle als Kapitels- bzw. Taufkapelle mit reichen Stuckaturen ausgestaltet worden. In der Kapelle waren zwar 2010 Teile der Stuckarbeiten weiß übertüncht. Heutzutage scheint jedoch alles geweißt zu sein (s. Foto). Beeindruckend sind weiterhin die vielen Putten, welche die Bildflächen bestimmen. Fröhliche Kinder umspielen dort verschiedene Szenen mit trinitarischen und christologischen Bildprogramm. Bei der Kreuzigung jedoch sehen wir ebenfalls einen Putto am Kreuz.
Diese Darstellungsform ist übrigens eine große Seltenheit, vermutet wird dort ein Bezug zu dem Tod der Kinder des damaligen Baumeisters. Mit solch einer Darstellung wurde persönliche Trauer in den christlichen Glaubenskontext eingewoben und für uns bis heute sichtbar. Zudem erinnere es an ein schwieriges Thema, der Kindstod damals wir heute ein sehr leidvolles Ereignis.
Schönau im 20. und 21. Jahrhundert
Nach der Säkulisation wurde Schönau bzw. der Ort Strüth alsbald Pfarrei. Nach 1900 kommen Dernbacher Schwestern, nach 1947 vertriebene Prämonstratenser aus Tepl, in den 1980er Jahre siedeln sich Familien als Gemeinschaft dort an. Darunter der Theologe Peter Fischer, er wird später Pastoralreferent, 1995 Pfarrbeauftragter der Gemeinde und zum Diakon geweiht.
In diesen Jahren entsteht eine Eine-Welt-Haus als Gästehaus für Gruppen sowie ein reger internationaler Jugendaustausch. Inzwischen ist der Gebäudekomplex restauriert wurde. Darüber hinaus hat sich 2018 eine Großpfarrei gebildet, sie trägt den Namen Hl. Elisabeth von Schönau.
Weiterführendes
Die Reihe: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Seite der Gemeinde: http://www.hl-elisabeth.de
Link zu einem Beitrag auf Regionalgeschichte.net: https://www.regionalgeschichte.net/rhein-lahn/strueth/kulturdenkmaeler/kloster-schoenau.html