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Friedensgedächtniskirche

Gestern war #kirchensonntag und Europa hat wieder einen Krieg. Somit kommt bei vielen Menschen die Frage nach Frieden wieder ins Bewusstsein. Übrigens ein Thema, dass besonders im 20 Jahrhundert „virulent“ war. Der Frieden ist in Gefahr. Dem Thema widmen sich auch Kirchengebäude. Als Friedenskirche, außerdem gibt es die Gruppe der Gedächtniskirchen und eine katholische Friedensgedächtniskirche in Berlin. Zwar hat dieser Sakralbau auch andere Titel und Aufgaben, doch das ewige dem Frieden gedenken ist nie ganz vergessen worden. Dieser Beitrag gibt einen ersten Überblick zu Gedächtnis- und Friedenskirche sowie der Friedensgedächtniskirche.

Gedächtniskirchen

Altarwand der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche, Foto: K. Manthey 2017

Gedächtniskirchen gibt es einige. Im Berliner Raum vor allem evangelische Kirchen. Besonders bekannt ist natürlich die Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, das Projekt, des letzten deutschen Kaisers für seinen Großvater. Dieser war Wilhelm I. und der erste absolute Monarch neuer Zeit. Dabei war der erste Bau der 1890er Jahre von Franz Schwechten ein protzig-repräsentativer neuromanischer Sakralbau, monumental im Anspruch. Übrigens wurde auch dem zweiten Kaiser, Friedrich III eine Kirche gewidmet, die nach dem Zweiten Weltkrieg durch einen Neubau ersetzt wurde. Hingegen blieb die erstgenannte als Ruine teilweise erhalten ergänzt durch Egon Eiermanns Ensemble von 1961. Somit wird zum einen die Verbindung von Thron und Altar deutlich, vor allem im Anspruch Kaiser Wilhelms II. Andererseits zeugt die Neugestaltung nach dem letzten Krieg auf deutschem Boden von einem neuen Umgang mit dieser Tradition, Kirchenbau wurde ein Motor der Nachkriegsmoderne.

Es gibt also etliche Gedächtniskirchen, mir vor allem evangelischerseits bisher bekannt. Die Reformation, Martin Luther u.v.m. werden dadurch erinnert. Die Katholische Kirchen haben zumeist Heilige als Namensgeber, dabei kommt es besonders bei der Gottesmutter zu etlichen attributiven Zusätzen. Beispielsweise gibt es Mariä Himmelfahrt, Maria unbefleckte Empfängnis, Maria Hilfe der Christenheit oder auch Mutter der Schmerzen (mater dolorosa) und schließlich Maria Königin des Friedens.

Friedenskirchen (Konfessionen)

Womit wir zu den Friedenskirchen kommen, aktueller denn seit 1945 nicht mehr. Kirchengebäude diesen Namens gibt es schon in Berlin mehrere. Darüber hinaus gibt es ebenfalls christliche Gemeinschaften, die als „historische Friedenskirchen“ verstanden werden. Zum Beispiel die aus den Niederlanden stammenden Mennoniten (frühes 16. Jahrhundert) oder die Brüder Unität (Herrnhuter) zu Beginn des 18. Jahrhunderts, vom Grafen von Zinzendorf in Deutschland gefördert (interner Link zur Herrnhuter Kirche in Niesky). Diese beiden Gruppen u.a. fußen in der Unitas Fratrum aus Böhmen des 15. Jahrhunderts, deren Anführer war Jan Hus. Zuvor gab es bereits im Mittelalter christliche Randgruppen, die am Pazifismus des Urchristentums festhielten. Die Katharer (Namensgeber für Ketzer), welche 1342 von der römisch-katholischen Kirche vernichtet wurden sowie die Waldenser zählten dazu.

Friedenskirchen (Gebäude)

Doch zurück zu den Gebäuden, Friedenskirchen gibt es auch in der Berliner Region. Beispielsweise die von Friedrich Wilhelm IV mit entworfene Hofkirche am Fuße der Weinberge von Schloss Sanssouci. Doch als diese 1848 dem „Friedensfürsten“ Jesus geweiht wurde, war dies eine Kampfansage für viele Bürger. Hatte doch der König von Gottesgnaden voller Gewalt durchgegriffen.

Turm der Friedenskirche Potsdam-Sanssouci, Aufnahme von 1962, Q: Slg. Manthey

Wir merken auch Frieden ist interpretierbar. Vom selben Monarchen stammten übrigens Umbaupläne der barockisierten Mittelalter-Dorfkirche in Niederschönhausen. Sie wurde zwar erst 1871 fertiggestellt, hatte jedoch nun kaum noch ländlichen Charakter, da ein oktogonaler Vierungsturm entstand. Den Namen übrigens erhielt sie in Folge des Deutsch-Französischen-Krieges in dessen Folge das letzte deutsche Kaiserreich begann. Durchaus ein sehr politischer Friedensbegriff.

Katholische Gedenkkirchen in Berlin

Friedensgedächtniskirche Heilige Familie

Die Kapelle unter der Empore, mit großer Pieta von Josef Dorls und Taufstein

Katholischerseits gibt es in Berlin meiner Meinung nach drei explizit dem Erinnern und Frieden gewidmete Kirchen. Da ist zum einen die Friedensgedächtniskirche zur Heiligen Familie in Berlin Prenzlauer Berg. Sie wurde ab 1928 von Carl Kühn geplant und 1930 durch Bischof Schreiber geweiht. Dort ging es um das Erinnern der Gefallenen des Ersten Weltkrieges, vor allem aus den katholischen Gemeinden des Bistums Berlin.

Übrigens eine Tradition die in den Jahren um 1930 auch andere Städte und Gruppen aufgriffen. So z.B. die Kaufmannschaft in Leipzig oder die Katholischen Frauen in Frankfurt und sicher noch einige mehr. Dort im Prenzlauer Berg, hatte die Kirche, welche im Volksmund „betender Riese“ hieß eine Gedächtniskapelle im Narthex (der Vorhalle). Dort gab es eine monumentale Pieta-Skulptur von Josef Dorls, deren Verbleib bisher ungeklärt ist. Ferner war es eine Gemeindekirche, jedoch scheint das Gedenken der Kriegstoten in Bezug zum Frieden besonders gut in eine der Heiligen Familie geweihte Kirche zu passen.

Gedenkkirche Maria Regina Martyrum

Maria Regina Martyrum, Außenansicht um 1999, Foto: F. Vetter, Bildarchiv EBO

Weiterhin wurde nach durchlittenem NS-Regime und den Gräueln der Diktatur und des Zweiten Weltkrieges eine Erinnerungskirche der deutschen Katholiken unweit der Hinrichtungsstätte in Berlin-Plötzensee geschaffen, Maria Regina Martyrum (Maria Königin der Blutzeugen), für die Märtyrer und Opfer der Diktatur, mit ganzem Namen: Gedächtniskirche der deutschen Katholiken zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933–1945. Sie entstand von 1960-63. Besonders unterstützt durch den fünften Berliner Bischof Julius Kardinal Döpfner und geplant vom Würzburger Dombaumeister Hans Schädel und dem Berliner Diözesanbaurat Hermann Jünemann. Künstler aus ganz Deutschland lieferten dementsprechend Werke zur Ausgestaltung der Anlagen. Nebenan entstand etwas später übrigens das evangelische Gedenkzentrum Plötzensee.

Wallfahrtskirche Maria Frieden

Vorderansicht, Maria Frieden von 1969, Q: Slg. Manthey

Mit dem Wunsch Bischof Joachim Meißners, eine Marienwallfahrt für (West-)Berlin zu etablieren, kam es zur Wahl einer Kirche. Hierfür wurde schließlich die St. Marien in Mariendorf ausgewählt. Obwohl die in Bau begriffene Britzer Bruder-Klaus-Kirche ebenfalls angedacht gewesen sein soll. Die Kirche St. Marien hatte seit langen den Beinamen „Königin des Friedens“. Daraus wurde die Kurzform: Maria Frieden. Der eindrucksvolle Bau von Günter Maiwald ist ein klug aufgespanntes Zelt, auf rautenförmigen Grundriss, dessen tiefgezogene Hängedachkonstruktion weiterhin an ein Schiff erinnert. Dorthin gelangte ein Gemälde von Otto Dix. Ganz gegen seine bekanntgewordene Art entstand ein naturalistisches Werk, Maria sitzt hinter Stacheldraht. Dieses Motiv war für die Lagerkapelle des Kriegsgefangenenlagers bei Colmar, wo Dix interniert war. Nun ist dieses Bild in der Marien Kapelle und es gibt eine regelmäßige Wallfahrt nach Mariendorf.

Otto Dix, Madonna vor Stacheldraht und Trümmern, 1945, Wallfahrtsbild in Maria Frieden
Q: https://www.erzbistumberlin.de/fileadmin/user_mount/Bilder/20160415Dix_Wallfahrtsbild_MariaFrieden.jpg (27.2.22)

Schluss

Es gibt etliche sakrale Orte, die an Frieden erinnern, teilweise sind sie Kinder ihrer Zeit. Gleichwie Kirchen eignen sich trefflich, um wieder für den Frieden in der Welt zu beten. Besuchen Sie eine Kirche und entzünden Sie eine Kerze. Über Jahrzehnte ist es in Vergessenheit geraten. Gleichwohl brauchen wir ihn immer, den Frieden: „Dona nobis pacem“.

Weiterleitungen

Eine besondere Marienkirche in der Region
In der Innenstadt, eine der letzten großen Kirchen
Seite zu Josef Dorls von Norbert Seyer

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