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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 12. Juni 2022
- Category: Kirchenporträts, Kleine Beiträge
Zur heiligsten Dreieinigkeit, Halle (Tägliche Kirche, Nr. 32)
Zur heiligsten Dreieinigkeit, die Kirche, welch heute digital zu Ihnen kommt, mag auf den ersten Blick nicht schön sein. Doch dieser Sakralbau in Halle ist selten und besonders. 2017 konnte ich bei einem Besuch in Halle an der Saale diese Besonderheit des modernen Sakralbaus kurz besuchen – es handelt sich um gebaute Trinitätstheologie, doch sehen Sie selbst.
Baugeschichte
Im relativ jungen Lutherviertel entstand in den 1920er Jahren ein Franziskanerkloster. Dieses übernahm auch pfarrliche Aufgaben. Zuerst wurde das Kloster mit Betsaal, als erster Kirche, errichtet.
Der Architekt war der Leipziger Clemens Lohmer. Er baute auch im Berliner Bereich St. Antonius in Eichwalde (1913) und St. Marien unbefleckte Empfängnis in Berlin-Karlshorst (1935/36). Zwei sehr besondere und unterschiedliche Kirchen, die jedoch beide den Ideen der Romanik verpflichtet waren. Für Halle hingegen legte er ein neubarockes Projekt vor. Dies kann man heute noch am Kloster-/Gemeindebau erkennen. Zu der angedachten Basilika im gleichen Duktus kam es nicht mehr.
Schließlich war ende der 1920er Jahre nicht nur in Halle Moderne „angesagt“. Die Brüder des Ordens hatten ebenfalls neue Interessen. Darüber hinaus war die Erneuerung der Gemeindemesse durch die Liturgische Bewegung jener Zeit ein Motor für ein neues Konzept zum Kirchenbau. Dem damaligen Seelsorger der Gemeinde, P. Erasmus Baumeister ofm, ging es vor allem darum für die wachsende Gemeinde einen zukunftsfähigen Kirchenraum zu schaffen, daher wurden die barocken Pläne fallen gelassen. Zudem gab es mit Vikar Konstantin Loens einen Verfechter der liturgischen Erneuerung in Halle. Gut möglich, dass er den hallischen Architekten Wilhelm Ulrich (1890-1971) ins Spiel brachte. Dieser errichtete schließlich 1928-30 die heutige Kirche Zur Heiligsten Dreieinigkeit.
Außenbau
Die zentral orientierte Kirche wirkt von außen betrachtet wie ein Fels. Dabei mutet die Kubatur wenig sakral an. Dennoch erzeugt der sich konsequent in der Höhe verjüngende Bau ein einzigartiges Gebilde.
Konsequent wird durch die Anwendung eines Hexagons, als ein an den Ecken abgestumpftes Dreieck, dem Patroziniums Zur Heiligsten Dreieinigkeit eine bauliche Form gegeben. Mit dem Sechseckbau befasste sich der Architekt seit Mitte der 1920er Jahre. Außerdem blieb dies im Schaffen von Wilhelm Ulrich das Kernmotiv. Zudem ergibt sich eine erhabene Raumwirkung. Obwohl es von Außen kolossal und wenig sakral wirkt, erfüllt sich das Konzept im Innenraum umso mehr.
Innenraum der Kirche Zur Heiligsten Dreieinigkeit
Die gestalterische Besonderheit ist das mehrfach verdrehte Lichtgeschoss. Es war ursprünglich an der Decke mit einem modernen Dreifaltigkeitssymbol gestaltet – drei ineinander überschneidende Kreise. Durch diesen Turmaufbau erhält der Raum indirekte Beleuchtung. Darüber hinaus zieht dieser Aufbau den Besucher nach oben, gen Himmel.
Der durch sechs goldene Stützen umhegte Altarbereich erfährt ebenfalls durch das hoch liegende Fensterband indirekte Belichtung. Eine bauliche Gestaltungsform, um also die mystische Wirkung des Altars durch Lichtführung zu unterstützen. Die drei konisch zulaufenden Sitzbankblöcke sind auf den heutigen Zelebrationsaltar hin ausgerichtet. Diese Anordnung zeugt von der liturgisch-bewegten Grundidee des Baukonzeptes der Kirche.
Später erfuhr der Innenraum zudem Änderungen. Durch die Renovierung 2010 wurde dann die bauzeitliche Farbigkeit wieder hergestellt. Ebenfalls wurden die apsidialen Seitenöffnungen, ursprünglich für die Seitenaltäre, beiderseits des Chorraums geschlossen. Dadurch verbesserte sich die Raumakustik.
Die Ausstattung der Kirche ist somit in vielen Teilen erneuert. Neben den Fenster sind auch das Kreuz an der Rückwand des Altarraums (von Rudolf Brückner-Fuhlrott, um 1960) sowie die Heiligenfiguren und das heutige Ambo und der Tabernakel spätere Zugaben.
Weiterhin hat der historische Tabernakel des Hochaltars mit den drei Kreisen, die Gestaltungsgrundlage für weitere Elemente in der Kirche waren, die Umbauten überdauert und dient nun als Tresorschrank.
Würdigung
Ein Bau wie die Dreieinigkeits-Kirche in Halle stellt aufgrund seiner Außengestalt, die wenig sakral wirkt und die Unterwerfung unter die Titulatur mit der Umsetzung von 3 und 6 eine besondere Lösung dar. Sie funktioniert übrigens – ganz franziskanisch schlicht. Wer den Innenraum gesehen hat, kann ebenso der Hülle etwas abgewinnen. Eine Kirche die zudem neugierig macht und an die ich mich immer wieder gerne erinnere.
Weitere Kirchenvorstellungen bietet die Reihe #täglicheKirche
https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/