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St. Fronleichnam Aachen (Tägliche Kirche, Nr. 82)

St. Fronleichnam in Aachen ist ein Stück Sakralbaurevolution. Obwohl ich persönlich noch nie dort war, wage ich heute einen Beitrag aus dem Off. Denn der Bau ist so übermächtig, ich habe sooft darüber gehört und gelesen, dass ich um seine Wichtigkeit weis. Somit stelle ich den Bau in meiner Weise vor.

Innenraum vom Seitenschiff zum Altarraum, Foto: Renger Essen,
Q: Die christliche Kunst 27.1931 S. 249f

Baumeister und Raum

Sein Baumeister ist Rudolf Schwarz, der Architekt legt mit dieser Kirche einen Grundstock. Ein Werk dessen Klarheit, dessen Schwarz und Weiß, in solch einer Verdichtung auch danach nicht mehr von ihm errichtet werden konnte. Ein Kern des Baus ist ohnehin die Ausrichtung aller Gläubigen und des Priesters zum Altar hin.

Der Hochaltar, Foto: Renger Essen, Q: Die christliche Kunst 27.1931 S. 249f

Ein klarer Raum mit weißen Wänden, quadratischen Fensterzonen und hierzu blauschwarzer Boden, schwarze Postamenten und Kirchenbänken. Ein Kontrast wie Himmel und Erde und dazwischen der Mensch. Mitten in einem Arbeiterviertel, wird als zweite Kirche der Gemeinde St. Joseph diese indes errichtet. Im Dezember 1930 geweiht, gehört der Bau zum frisch errichteten Bistum Aachen.

Blick zum Seitenschiff mit der Kanzel im Vordergrund, Foto: Renger Essen,
Q: Die christliche Kunst 27.1931 S. 249f

Bauhütte

Das Ideal der Bauhütte löste Schwarz übrigens auch dadurch ein, dass seine Kollegen an der Aachener Kunstgewerbeschule, deren Direktor er 1927-34 war, an der Gestaltung mitwirkten. Dabei so klingende Namen, wie Hans Schwippert, von ihm stammt der Entwurf für die Kirchenbänke. Ebenso vertreten Wilhelm Rupprecht mit seiner Textilklasse im gestickten Kreuzweg. Die Bildhauereischülerin Martha Sträther lieferte ebenfalls ein kleines Standkreuz. Anton Wendling kam mit Kirchenfenstern ebenso wie der Goldschmied Anton Schickel und dessen Schüler Fritz Schwerdt bei den Vasa Sacra zum Zuge. Schwerdt der wie Schwippert sowie Wendling auch nach dem Krieg bei St. Hedwig aktiv wurden, lieferte 1958 für eine erste Raumneugestaltung Tabernakeltür und Leuchter.

St. Fronleichnamskirche in Aachen von Architekt Rudolf Schwarz, Altar, Foto: Moritz Bernoully (CC BY-SA 3.0), Q: wikipedia.commons, https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Fronleichnamskirche?uselang=de#/media/File:St_fronleichnam_03.JPG (Zugriff: 10.6.20)

Heute

Doch besonders die Änderungen von 1980 bringen einen Bruch in das Schwarz`sche Konzept des leeren durch Liturgie zu füllenden Raums. Denn durch eine Vorziehen der Altarstufe verliert das Kircheninnere an Ausrichtung. Hingegen schien diese Anpassung an die neuen liturgischen Erfordernisse der Gemeinde ein Bedürfnis zu sein. Übrigens ist Fronleichnam heute Pfarrkirche. Doch in all den Jahren hat man vieles an dem Bau missverstanden, darüber hatte sich auch Rudolf Schwarz beklagt. Trotzdem kann man heute in St. Fronleichnam noch viel von der einstigen Revolution ablesen.

Weiterführungen

Die Reihen https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/

Artikel zur Kirche auf welt.de https://www.welt.de/sonderthemen/bauhaus/article192322773/Bauhaus-Aachener-St-Fronleichnamskirche-polarisiert.html

Die Seite der Gemeinde http://www.st-josef-und-fronleichnam.de/web/stfronleichnam/index.php?rubric=Pfarrkirche+St.+Fronleichnam

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