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Seliger Bernhard Lichtenberg – 149. Geburtstag (III.XII.)

Der Selige Bernhard Lichtenberg wäre heute 149 Jahre alt geworden. Dies habe ich zum Glück heute an seinem Grab erfahren, als wir dort nach einer Führung durch die Sankt Hedwig Kathedrale, ein Gebet sprachen. Es war mir unangenehm, dass ich seinen Geburtstag nicht wusste. Denn Lichtenberg ist wirklich ein sehr besonderes Vorbild.

Der junge Bernhard Lichtenberg

Am 3.12.1875 in Schlesien geboren studiert er Theologie in Innsbruck und Breslau, 1899 wird er im Breslauer Dom zum Priester geweiht. Schon 1900 kommt in die Region Berlin. Zunächst als Kaplan an St. Mauritius in Lichtenberg, dann Stationen in Charlottenburg, Mitte, Karlshorst und Pankow. Schließlich wird er Pfarrer von Herz Jesu in Charlottenburg. Schon hier fällt er mit seinem Organisationsgeschick auf. Dort in der der Stadt vor Berlins Toren engagiert er sich auch politisch als Zentrumsabgeordneter. Zudem versucht er seine Pfarrei zu untergliedern. Damit die über 30.000 Gläubigen eine gute Pastoral erleben können. Schließlich gelingt es ihm Orden als Geistliche zu gewinnen. Somit bilden sich neue Gemeinden mit eigenen Priestern. St. Canisius (Jesuiten), St. Kamillus (Kamillianer), Heilig Geist (Steyler Missionare), St. Salvator (Salvatorianer) und natürlich etliche Frauenorden, die die Arbeit pastoral oder mit dem Gebet unterstützen. So wie es bspw. die „Rosa Schwestern“ taten.

Bernhard Lichtenberg beim Fronleichnamszug 1939, Bildarchiv Metropolitankapitel

Der Selige Bernhard als Domkapitular, Dompfarrer und Dompropst

Schließlich blieb wohl der aktive Geistliche der Kirchenleitung verborgen. Als das Bistum Berlin ab 1930 entsteht wird er Teil des Domkapitels. Dort gehört er zu einem Gremium nicht nur bei der Wahl der Bischöfe mitredet, sondern damals mehr als heute die Leitung der Diözese innehat. Als er 1938 Vorsteher des Kapitels wird, also Dompropst, ist er der 2. Mann nach dem Diözesanbischof. Seine Aufgaben sind die Seelsorge, Visi­ta­tion weib­licher Orden, Seelsorge für Alko­hol­kranke, Kon­ver­titen, Sied­ler und die von den Nazis verfolgten katholischen „Nicht­arier„.

Besonders bekannt geworden ist Lichtenbergs öffentliches Gebet, das er unter dem Eindruck des Ju­den­pogroms der Reichskristall­nacht vom 9. November 1938 in der St.-Hedwigs-Kathedrale ge­spro­chen hat: Was gestern war, wissen wir. Was morgen ist, wissen wir nicht. Aber was heute ge­schehen ist, haben wir erlebt. Draußen brennt der Tempel. Das ist auch ein Gotteshaus. (Erinne­run­gen von Eli­sa­beth Kleemann; DAB V/26: Proc. doc. varia, W 24). In der Folge hat Lichten­berg jeden Tag für die Ju­den und nichtarischen Christen wie auch für alle anderen Notleidenden und Ver­folgten öffentlich gebetet.

Gotthard Klein, Seliger Bernhard Lichtenberg Priester und Märtyrer. Eine biographische Skizze, Online unter: https://www.dioezesanarchiv-berlin.de/lichtenberg/deutsch2/ (Zugriff: 3.12.24)
Die Grablege in der vorherigen Unterkirche von St. Hedwig, mit Bronzeplatte von Hubert Elsässer aus dem Jahr 1976, Q: Bildarchiv Erzbistum Berlin, Foto: Constantin Beyer, 1999

Unter Beobachtung und Verfolgung

Spätestens nun gerät Bernhard Lichtenberg ins Visier der Nationalsozialisten. Für den SD gilt er als:
„als ein fanatischer Kämpfer für die kath[olische] Sache und ein ebenso fanatischer Gegner des Nationalsozialismus, der für ihn Häresie und Gottlosigkeit zugleich ist.“ (Q: BArch, ZwArch D-H, ZB I 1584, 249, zit. n. Gotthard Klein, s. oben). Der Dompropst wird immer wieder gegen die Ungerechtigkeit anbeten. So lässt er sich von Clemens Graf von Galens Protest gegen die Euthanasie mitreißen. Sicherlich kannte er den Bischof und Löwen von Münster als Pfarrer der Nachbarpfarrei von Herz Jesu, St. Matthias, persönlich gut. Im November 1941 wird Bernhard Lichtenberg inhaftiert. Mehrfach kommt es zu Verlegungen, auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau, verstirbt der gesundheitlich angeschlagene, in Hof. 1996 wird er durch Papst Johannes Paul II während einer Messfeier im Berliner Olympiastadion selig gesprochen. Die Heiligsprechung ist angestrebt.

Die Kapelle vor der Beisetzung aber am Tag der Eröffnung, am 24.11.2024
Foto: K. Manthey, 2024

Der Selige Bernhard Lichtenberg ist ein Vorbild in einer bewegten Zeit. Ein Mensch, dessen Gewissen ihn geleitet hat. Jemand der eins und eins richtig zusammenzählte und dabei die christliche Menschenbild stets vor Augen hatte. Mittlerweile gibt es in Berlin und Hof eine Pfarrei seines Namens. Die St.-Bernhard-Kirche in Berlin-Tegel ist ihm gewidmet.

Die Inschrift zum Schausarg aus Eichenholz,
Foto: K. Manthey, 2024

Gedenken an den Seligen Bernhard

Heute ist Lichtenberg in der Sankt Hedwigs Kathedrale beigesetzt.

Der Leichnam Bernhard Lichtenbergs wurde nach Berlin rücküberführt und am 16. November 1943 auf dem St.-Hedwig-Friedhof Berlin in der Liesenstraße beigesetzt.

„Im Jahr 1962 verweigerten die DDR-Behörden, die Gebeine Bernhard Lichtenbergs in die „Gedächtniskirche der deutschen Katholiken Maria Regina Martyrium zu Ehren der Blutzeugen für Glaubens- und Gewissensfreiheit in den Jahren 1933 bis 1945“ in Berlin-Charlottenburg zu überführen. Seine sterblichen Überreste wurden am 26. August 1965 in der Krypta der St.-Hedwigs-Kathedrale in Berlin beigesetzt.

Wenige Monate zuvor, am 18. April 1965, wurde das Vorverfahren zur Seligsprechung von Bernhard Lichtenberg eröffnet. Seine Seligsprechung erfolgte am 23. Juni 1996 durch Papst Johannes Paul II. auf seiner Deutschlandreise in Berlin.“

Q: Museum Lichtenberg, unter: https://www.museum-lichtenberg.de/index.php/menschen/lichtenberger-persoenlichkeiten/604-bernhard-lichtenberg, (Zugriff: 3.12.24)

Die Kryptakapelle am 1. Advent 2024,
Foto: K. Manthey, 2024

Zwischenzeitlich waren die Gebeine des Seligen in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrum ausgelagert, also dort, wohin sie zunächst nicht durften. Zwischenzeitlich wurde die Grabkapelle Bernhard Lichtenbergs und dem Märtyrergedächtnis ebenso neu gestaltet. Seit dem 29.11.2024 ist der ehemalige Dompropst wieder in der Kathedrale.

Über seinem Grab erinnert ein Fenster mit einem seiner Gedanken aus der Haft. Dort in der Krypta von Sankt Hedwig Mitte steht, der hoffnungsvoller Satz: HEUTE WILL ICH ALLES IM LICHT DER EWIGKEIT ANSEHEN.

Das Fenster über dem Sarg, Entwurf: Leo Zogmayer, Foto: K. Manthey, 2024

Links zu und über den seligen Bernhard Lichtenberg

Beitrag zu Bernhard Lichtenberg auf katholisch.de:
https://www.katholisch.de/artikel/19489-todestag-von-ns-gegner-bernhard-lichtenberg-der-dompropst-der-den-nazis-die-stirn-bot

Text zum Stolperstein:
https://www.stolpersteine-berlin.de/de/hinter-der-katholischen-kirche/4-5/bernhard-lichtenberg

Zu Lichtenberg auf den Seiten der Kathedrale:
https://www.hedwigs-kathedrale.de/kathedrale/bernhard-lichtenberg/

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