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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 31 Januar, 2025
- Category: Aktuelles
Der Welfenschatz – Raubgut?
Der Welfenschatz ist in den letzten fast 20 Jahren wieder Thema von brisanten Auseinandersetzungen. Vor allem ist nach heutigem Verständnis zu klären ist, wie der Verkauf an den preußischen Staat 1935 ablief. Dabei bleibt die Frage offen, ob die teilweise jüdischen Besitzer aus Zwang verkaufen mussten. Jüngst berichtete die Abendschau des Rundfunk Berlin Brandenburg darüber, dass neue Erkenntnisse öffentlich wurden. Nun erscheint der Verkauf im Zusammenhang mit der Pflichtzahlung der „Reichsfluchtsteuer“ für ein Frau aus der Familie eines der jüdischen Verkäufer in neuem Licht.

Der Schatz ist nach dem Welfenhaus benannt. Dies besaß den mittelalterlichen Kirchenschatz seit dem 17. Jahrhundert. Die 82 Schatzkunstwerke zählen zu den wichtigsten überkommenen Zeugnissen jener Zeit. Davon sind nach internationalen Verkäufen zwischen 1929 und 1935, 42 und später 44 in den Besitz des Berliner Schlossmuseums gelangt, heute Kunstgewerbemuseum. Der Wert der Sammlung ist nicht bezifferbar. Darüber hinaus verbuchte Hermann Göring, Ministerpräsident Preußens, dies als deutschen Kulturpolitikerfolg der Nationalsozialisten. Was die breite mediale Bearbeitung belegt, so bspw. der Farbfilm: Der Welfenschatz, von Hans Cürlis aus dem Jahr 1937.

Seit meinem Studienabschluss bin ich mit dem Welfenschatz verbunden. Da ich über eines der Hauptstücke, den Tragaltar des Eilbertus aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, meine Magisterarbeit schrieb.

Damals war die Schatzkunst im Berliner Kunstgewerbemuseum noch im Saal im Untergeschoß gezeigt. Seit Sommer 2024 werden die Stücke in einem neuen, vermutlich provisorischen Raum gezeigt. Der, meiner Erinnerung nach, eine Sonderausstellungsfläche war. Somit kann offensichtlich nicht der selbe Umfang wie damals ausgestellt werden. Nichtsdestotrotz ist alles gut anzuschauen, ein paar Ausnahmen ausgenommen.

Nun bleibt abzuwarten, wie sich der jüngste Fall weiterentwickelt. Der Welfenschatz sollte, meiner Meinung nach, in Berlin noch prominenter gezeigt werden und zusammenbleiben. Dafür sollte es auch die notwendigen Entschädigungen geben, wenn der Erwerb Unrecht war. Bleibt zu wünschen, dass alle Akteure sorgsam mit diesem Schatz umgehen. Damit die Preziosen aus Gold, edlen Materialien und liebevollem, gläubigen Kunsthandwerk weiterhin sichtbar und besuchbar sind.

Alle Fotos: K. Manthey
Links zum Welfenschatz
Der Abendschaubeitrag vom 31.1.25 zu den neuen Fragen:
https://www.rbb-online.de/abendschau/videos/20250131_1930/Neues-vom-Welfenschatz.html
Über den Schatz auf den Seiten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz:
https://www.spkmagazin.de/was-ist-der-welfenschatz.html
Über die Museumsfilme aus der NS-Zeit:
https://www.tagesspiegel.de/wissen/von-faustkeilen-und-handgranaten-6904678.html