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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 17. März 2018
- Category: Uncategorized
Kind der 1950er – St. Konrad, Berlin-Schöneberg Süd (1/2)
Eine Entdeckung in diesem Kirchenführungsjahr ist St. Konrad, Berlin-Schöneberg Süd – ein echtes Kind der 1950er, mit allen Qualitäten.
Am 7.3. fand dort eine Kirchenführung statt, auf dem Redeskript beruht dieser Artikel.
Geschichte der Gemeinde vor dem Kirchenbau
Die Gemeinde im Schöneberger Südgelände beginnt Ihre Geschichte mit der Übergabe einer Namensliste an den neu in Berlin eingetroffenen dritten Bischof Konrad Graf von Preysing-Lichtenegg-Moos, 1935. Ihm übermittelten die Katholiken südlich der Nord-Süd-Linie der Berliner S-Bahn (heute S-Bahnlinie S1) neben ihren Namen den dringenden Wunsch als eigene Gemeinde anerkannt und mit einem Gotteshaus ausgestattet zu werden.
Wiederentdeckt: Der Plan Kühns
Bereits Pfarrer Deitmer in dessen Steglitzer Sprengel das Gebiet einst lag trat 1915 mit der Stadt Schöneberg in Verhandlungen, sogar ein Vorvertrag zu einem Kirchengrundstück wurde 1920 geschlossen. Dies schien man noch bis mindestens 1926/27 im Blick für einen Sakralbau gehabt zu haben. In die Zeit der Zuständigkeit Deitmers scheint auch ein Entwurf für den reservierten Bauplatz zu stammen.
Die Abbildung einer Ansicht für eine große Kirche ist in der Festschrift zum 50jährigen Kirchweihjubiläum von St. Konrad abgebildet auch wenn das Bild nicht näher bezeichnet ist, kann Carl Kühn aufgrund der Schrift und Zeichnung als Urheber benannt werden. Er hatte bis 1928 an Projekten für die Filationen von Steglitz, wo Josef Deitmer Pfarrer war mitgewirkt. Am Bau der Rosenkranzkirche um 1900 war er im Büro Christoph Hehls ebenso beteiligt wie als selbstständiger Architekt beim Bau von St. Marien am Bergheimer Platz, 1913/14.
Planungen für Seelsorgestellen
Der Bunningplan listet es auf, schätzt jedoch die Dringlichkeit als gering ein, da das Areal noch nicht baufertig sei. Der von mir als nach dem Baumeister und Kirchenbauer Hermann Bunning (1868-1930) als „Bunningplan“ bezeichneten „Grundsätze für Neuschaffung von Seelsorgestellen in Grossberlin bezüglich ihrer Lage und Dringlichkeit“ hatte folgendes Leitmotiv:
„Wenn in Berlin e i n e r trotz langen Kirchweges regelmässig zum Gottesdienst kommt, so werden z e h n a n d e r e diesen als Grund zum Fortbleiben benützen. Auch den Seelsorger werden die weiten Entfernungen hindern, mit den dort wohnenden Fühlung zu behalten. Nur durch Erbauung v i e l e r und der B e v ö l k e r u n g s z a h l e n ts p r e c h e n d großer K i r c h e n kann hier Abhilfe geschaffen werden [Textsperrungen aus dem Original übernommen, d. Verf.].“
In den Verzeichnissen dieser Handreichung wurden die vorhandenen und geplanten Seelsorgestellen verzeichnet und auf der erstellten Karte um die Orte ein Radius von 750 Meter geschlagen. Dies entsprach einer ungefähren Fußstrecke von 10 Minuten. Gut 50-60 Gemeinden entstanden weit bis in die 1960er Jahre aufgrund dieser durch den fürstbischöflichen Delegaten Josef Deitmer initierten Plan. Ab 1936 hatte die Gemeinde einen Gottesdienstort in der Gaststätte „Menzelklause“. Bereits kurz darauf wurde für die gut 1500 Katholiken in diesem Neubaugebiet eine Kuratie eingerichtet.
Der erste Seelsorger, Dr. Kurt Willig
Der zuständige Geistliche war Dr. Kurt Willig. Er war Jahrgang 1899 und kam von der Steglitzer Pfarrei und somit Pfarrer Deitmer nach Schönberg-Süd. Es war durchausüblich, dass Kapläne der Mutterpfarrei in die Tochtergründungen wechselten, ähnlich war es in Friedenau (St. Marien, Bergeheimer Platz) oder in St. Bernhard verlaufen. Willig wurde bereits am Neujahrstag 1934 von der Gestapo verwarnt ebenso 1940 und 41 wegen politischer Unzuverlässigkeit. Als er die Predigten des Münsteraner Bischofs vervielfältigte und verbreitete wurde er im Februar 1942 verhaftet und kam im Mai in das KZ Dachau. Im Juli 1945 kam er unerwartet während eines Gottesdienstes zurück in seine Gemeinde – die Freude war groß. Nach der Zerstörung weiter Teile des Kuratiegebietes konnte seit 1943 im Gemeindehaus der evangelischen Nathanaelgemeinde Messe gefeiert werden.
Von 1947 an konnte in einer Baracke eine Notkirche eingerichtet werden. Nach dem Tod von Pfr. Willig 1956 übernahm Pfr. Bruno Schliep, aus Westpreußen ausgewiesen, die Kuratie. Die bereits 1936 nach dem berühmten Kapuzinermönch und Pförtner Konrad von Parzham (geb. als 11. Von 12 Kinder, Johann Birndorfer 1818-94) benannt wurde. Er wurde 1934 heiliggesprochen (1930 selig). Er war ein wirklicher Heiliger aus dem Volke, als Bauernsohn sorgte er aufopfern für die Wallfahrer in Altötting. In den 1930er Jahren kam er erneut in den Fokus der Kirche durch seine Erhebung zur Ehre der Altäre. Sicherlich war der Fokussierung auf diesen einfachen frommen Mann, dessen Motto „Das Kreuz mein Buch“ lautete in Deutschland ein Beleg für das Selbstverständnis der Kirche im Nationalsozialismus.
Fortsetzung folgt….
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