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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 9 April, 2020
- Category: Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 19 Sanctissima Eucharistia, Teltow
Heute am Gründonnerstag gedenken die Christen besonders dem Abendmahl, das Jesus mit seinen Freunden hielt. Gerade die Katholiken haben oft eine besondere Verbindung zur Eucharistie. So wundert es wohl kaum, dass eine Kirche im Erzbistum dem Allerheiligsten Altarsakrament gewidmet ist, die Pfarrkirche in Teltow.
Entstehungsgeschichte
Mitten im 1. Weltkrieg erwarb der Pfarrer von Lichterfelde, Maximilian Beyer ein Grundstück in Teltow. Denn aus dem „Ackerbürgerstädtchen“ war eine Stadt vor den Toren Berlins geworden. Gut 1000 Katholiken galt es zu betreuen (neben Teltow auch Stahnsdorf und Kleinmachnow). Denn mit dem Teltowkanal kamen ab 1906 auch Neuansiedlungen von Industrie und Menschen.


Q: Ss. Eucharistia, Teltow
https://www.sanctissima-eucharistia.de/fileadmin/user_upload/bilder/notkirche.jpg
1920 konnte eine ehemalige Militärbaracke aus Würzburg aufgestellt und als Notkirche geweiht werden. 1928 wurde nach Plänen des damaligen Delegaturbaurates Carl Kühn (1873-1942), in Zusammenarbeit mit dem Architekten Eickhoff aus Lichterfelde, im „Landhausstil“ errichtet. Bis zum generellen Bauverbot 1938 bemühte man sich um den Bau einer Kirche, zumal in Teltow durch eine Ansiedlung von kinderreichen katholischen Familien, Anfang der 1930er Jahre, noch mehr Gläubige hinzu kamen. Eine Kirche erhielten die Teltower jedoch erst 1957. Dafür packte die Gemeinde tatkräftig mit an und Spenden aus der BRD sorgten in politisch unsicherer Zeit dafür, dass der Bau gelang.

Foto: Andreas Lippold
Q: Wikipedia commons, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c5/TeltowKircheEucharistia.jpg
Architekt und Kirchenbau
Der Architekt war Johannes Robert Reuter (1897–1975). Er baute im Osten Deutschlands bis 1938 bereits 12 Kirchen und Pfarrhäuser sowie 20 Kirchen nach dem Zweiten Weltkrieg. Darüberhinaus viele weitere Bauten in der Region Bitterfeld. Im Berliner Bereich baute er die Teltower Kirche Sanctissima Eucharistia (1957). Es wurde ein schlichter kubischer Bau mit Satteldach und hellem Rauhputz. Die Giebelfassade erhielt einen 28m hohen seitlichen Glockenturm auf quadratischem Grundriß.

Foto: Andreas Lippold
Q: Wikipedia commons, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/c5/TeltowKircheEucharistia.jpg
Im Inneren entstand eine kastenförmige Halle, verputzt mit durchgehender flachen Holzbalkendecke. Der Chorraum ist eingezogen, an den Seiten gestaltet durch seitenschiffartig eingestellte Rundbogenarkaden. Reuter galt bereits vor dem Bau als ein Spezialist für einfache Diasporakirchen.

Das Hauptkunstwerk, ein apokalyptisches Lamm als Mosaik an der Apsiswand, stammt von Rudolf Brückner-Fuhlrott (1908-84). Ihm verdanken wir verschiedene Kunstwerke in Kirchenräumen der DDR.

Wirkung
Leider war ich noch nicht persönlich vor Ort und dennoch ist diese Kirche ein wichtiges Zeugnis der Kirchenbautätigkeit in der DDR in den 1950er Jahren, der später zum Erliegen kam. Ein Sakralbau der von den Bedarfen in der Diaspora zeugt errichtet und ausgestattet von renommierten Künstlern der Zeit. Übrigens die einzige Kirchenweihe im Gebiet der DDR (außerhalb Berlins), die Julius Döpfner als Bischof von Berlin durchführte.
Externe Links
Link zur Gemeindechronik:
https://www.sanctissima-eucharistia.de/index.php?id=chronik
Eintrag zu Rudolf Brückner-Fuhlrott bei Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Br%C3%BCckner-Fuhlrott
Interne Links
Die Reihe #täglicheKirche:
https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/