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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 23. Mai 2020
- Category: Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 63: St. Richard, Berlin-Neukölln, Heute
Mit St. Richard bleibt #täglicheKirche heute in Berlin-Neukölln. Ende der 1920er Jahre war besonders Neukölln katholisches Entwicklungsgebiet. Dort schuf Carl Kühn einen modernen Skizzenentwurf. Schließlich entstand nur der Pfarrsaal der lange als Notkirche fungierte. Bereits früh nach dem Krieg kamen die Kirchenbaupläne wieder auf. Doch zuerst baute man ein Pfarrhaus in den 1950er Jahren.
Der Aussenbau
Die Kirche kam dann erst durch Michael König 1975 zu Stande. Die von Außen mattgrün und unscheinbar erscheinende Kirche ist von Innen eine herausragendes Beispiel der Postmoderne im Kirchenbau. Darauf entstand ein kubischer Sichtbetonbau ohne Turm. Ebenso begrenzen fensterlose Umfassungsmauern die Kirche zur Straße hin. Doch der Baukörper wurde mehrfach gestaffelt und mit ab gerundetem Ecken gefasst. Überdies ist der Grundriss eine asymmetrisch angeordnete Antoniuskreuz.
Der Innenraum
So dass im Inneren der Altarraum von drei Seiten mit Bänken umstellt ist. Ein Großteil der bauzeitlichen Ausstattung ist von Paul Brandenburg. Dessen Arbeiten bspw. Altar, Ambo, Kanzel und Tabernakel sich ganz in die Formsprache des Raumes einpassen.
Beeindruckend ist übrigens das Betonrelief mit der Apokalypse von Paul Ohnsorge (1915-75) aus dem Jahr 1976. Ältere Ausstattungsstücke wurden darüber hinaus aus der langjährigen Notkirche übernommen.
Die Altarwand
Die Altarwand von Ohnsorge wurde posthum nach seinen detaillierten Plänen fertiggestellt. Es zeigt die Huldigungsszene aus der Offenbarung des Johannes 4. Kapitel). Der thronende Gott und das apokalyptische Lamm sind von göttlichen Wesen und den 24 Ältesten umringt. Das Betonrelief biete eine starke Mischung aus Abstraktion und Figürlichkeit.
„Und rings um den Thron standen vierundzwanzig Throne und auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, in weiße Gewänder gekleidet und mit goldenen Kränzen auf dem Haupt.„
Offb 4, 4
Würdigung
St. Richard ist ein verborgenes Schmuckstück. Es zeugt von einer ebenfalls kaum noch auf zu findenden Zeitschicht der Kunst, den 1970er Jahren. Möglicherweise hat der Architekt genau aus einem bewahrenden Aspekt die äußere Hülle so unauffällig, geradezu abweisend gestaltet. Ein Baukörper der gerade wegen seiner einfachen klaren Struktur ebenso gut auffällt wie teurere Großbauten. Hier liegt die Kirche im Detail, im Kern.
Weiterleitungen
Die Reihe https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Die Seite der Gemeinde: https://www.st-richard-berlin.de/
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