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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 28. Mai 2020
- Category: Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 68, Christuskirche, Rostock
Die Christuskirche in Rostock gehört zur 2016 gegründeten Großpfarrei Herz Jesu. Diese umfasst einen Teil des mecklenburgischen Ostseeraums und gehört somit zum Erzbistum Hamburg. Außerdem ist es die 2. Kirche mit diesem Namen. Ihre Geschichte ist umso mehr mit der Geschichte der Katholiken in der DDR verbunden auf grund der Zerstörung der zentral gelegenen Kirche.
Der Vorgängerbau
Kurzum die Geschichte des Vorgängerbaus war durchaus eine stolze. 1909 konnte die Kirche vom Geheimen Hofbaurat Gotthilf Ludwig Meckel (1838-1915) am Schröderplatz kurz vor dem Kröpeliner Tor geweiht werden. Der Bau war ein Zeichen des katholischen Selbstbewusstseins. Obwohl der Bau im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde konnte die Gemeinde bereits 1949 den Wiederaufbau eröffnen.
Doch die SED-Größen wollten eine Schnellstraße über die Warnow bauen. So dass man im August 1971 die katholische Hauptkirche in der Hansestadt sprengte. Obwohl diese Hochstraße nie gebaut wurde war die alte Kirche zerstört und ein Ersatzbau wurde außerhalb der Innenstadt ermöglicht. Heute erinnert zwar ein Denkmal an diesen Sakralbau, doch seit 2014 ist der Grund mit einem Hotel neu bebaut.
Die neue Kirche
Für den Ersatzbau an dezentraler Stelle musste die katholische Gemeinde kämpfen. Schließlich wurde zwar bereits im Juni 1971 der Neubau durch (Weih-)Bischof Heinrich Theissing (1917-88), dem späteren Apostolischer Administrator mit Sitz in Schwerin, eingeweiht, doch die Katholiken mussten den Bau teilweise selbst bezahlen.
In dem Objekt kommt die Hyperbolische
Schalenkonstruktion von Ulrich Müther (1934-2007) zum Einsatz. Dies ermöglichte eine eigenwillige Form andere Beispiele aus dem Werk Müthers zeugen von nahezu organischer Eleganz des Baustoffs Stahlbeton, dank dieser Konstruktionsweise. Das Baukombinat Rostock realisierte den Bau. Die Außenform des Kirchsaals erinnert an ein Zelt. Nahezu filigran wird eine große Fläche überspannt. Darüber hinaus sind die Wandflächen mit roten Ziegel gemacht. Ein Kreuzgang schließt an die Kirche an und verbindet den Sakralbau mit den verschiedenen Gemeinderäumen und Häusern. Dafür gibt es nur einen Glockenträger, dessen Höhe nicht für repräsentative Wirkung ausreicht.
Innenraum
Zudem liefert die rote Ziegelwand nicht zu Verbindungen zur Backsteingotik in der Region, sie erzeugt auch einen warmtönigen Innenraum. Überdies liefern die von einem „Betonmaßwerk“ in den Giebeldreiecken gehaltenen klaren Glasfenster Tageslicht. Die Hauptstücke der Ausstattung stammen vom Biesenthaler Künstler Friedrich Schötschel (Jg. 1928) einem der ruhigen und einfühlsamen Bildhauer, die in den Mängeln der DDR-Zeit viele Gotteshäuser gestaltet haben.
Schluss
Nähert man sich der Kirche fällt der Bau ins Auge. Die Christuskirche zählt zu den besonderen Bauten in der DDR-Zeit. Doch aufgrund der neuen Lage hat man der Gemeinde den repräsentativen Platz genommen. Einen Besuch ist diese Zeugnis der Kirchengeschichte in der DDR auf jeden Fall wert. Dessen ungeachtet ist auch dieser Sakralbau eine Inkunabel des Nachkriegskirchenbaus. Übrigens, Christuskirche ist eigentlich eine umgangssprachlicher Name, doch wie wie die Titulatur wirklich heißt weiß ich nicht mehr.
In „Christus“ habe ich viele wunderbare Stunden verbracht, herzliche Grüße an die KJM (Katholische Jugend Mecklenburg).
Weiterreichendes
Die Reihe im Überblick: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Seite der Gemeinde mit der bebilderten Geschichte der Kirche
https://www.herz-jesu-rostock.de/PaR_Rostock/Rostock/Innenstadt/
Die Seite der KJM: https://www.kjm-mecklenburg.de/
Eine Seite zur Ausmalung der wiederaufgebauten 1. Christuskirche und ihrer Künstler Irma Lang-Scheer https://www.irmalangscheer.net/die-frescomalerin.html?page-id=552
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