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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 29. Mai 2020
- Category: Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 69, Maria stella maris (Meeresstern), Erkner, 1920-1932 (Notkirche)
Heute geht es um die Kapelle Maria Stella Maris in Erkner. In der Geschichte von Sakralbauten geht es auch stets um Behelfe und Notlösungen. Doch wenn es gut läuft, verschwinden diese mit dem Bau der neuen, richtigen Kirche wieder. So geschah es auch in Erkner. Die heutige Stadt am Wasser erhielt bereits durch Friedrich den Großen katholische Pfälzer als Einwohner. Später siedelten immer mehr in der Stadt am Dämeritz- und Flakensee. Dort hin führte nun auch ein Eisenbahnanschluss. Somit wurde ab 1910 durch den Kuratus in Friedrichshagen Messen gehalten. Seither bemühte sich dieser und die Gemeinde um einen Kirchenraum, denn die Feier in einem gemieteten Saal konnte nicht von Dauer sein.
Die Barrackenkirche
Im Juni 1920 erhielt die Gemeinde vergünstigt ein Grundstück. Dort wurde auf ein Kalksteinfundament eine ehemalige Militärbaracke wiederaufgebaut. Ferner setzte man dem Bau einem kleine Turm auf. Die Nachnutzung von Holzbaracken ist keine Seltenheit bei der Bildung neuer Gemeinden. Genauso wie die kurzlebige Haltbarkeit des Baus. Doch bis dahin konnte sich ein lebhaftes Gemeindeleben festigen. Der erste Geistliche vor Ort war Prof. Dr. Ernst Klebba von 1920 bis 1927. Klebba war anscheinend zuvor in der Westpreußen gewesen und scheint Patristiker gewesen zu sein. Zumindest stammen einige Übersetzungen des Kirchenvaters Irenäus von Lyon von Klebba. Er war sehr rührig und so wurde Erkner unter ihm 1923 selbstständige Kuratie mit dem Namen St. Marien. Die Kapelle hatte das Patrozinium der Maria Meeresstern „Maria stella maris“ insoweit passend, da die das Gemeindegebiet in eine Seenlandschaft eingebettet liegt.
Der Bau war Typ bedingt schlicht und spiegelte die schwere Zeit wieder. Dafür gelang es das „Bauwerk im Inneren stimmungsvoll auszustatten, daß ein Hauch von innerer Weihe über den kommt, der die Schwelle übertritt“ (aus: Die Welt 1920, S. 404, Q: Chronik PfAR Erkner). Immerhin konnte der fürstbischöfliche Delegat wirklich eine, durch den Kirchenmaler Heinrich Kottrup, ausgestaltete Kapelle einweihen. Zu dem Fest kamen 93 Vereine, so wird berichtet. So dass von nahezu gleich vielen Fahnen auszugehen ist.
Der Weg zum Kirchenneubau
Bereits seit Mitte der 1920er Jahre unternahm die Gemeinde Anstrengungen für eine Kirchenneubau. Soweit ich es überschaue gab es sogar mehrere Entwürfe, die bei Architekten angefragt wurden. Einer davon stammte von Carl Kühn. Beeindruckend an der 1932 mit der Kirchweihe der neu erbauten Kirche geschlossenen Baracke ist der Geist des Aufbruchs. Trotz aller Entbehrungen schuf man eine erste Heimat für die Katholiken im Südosten Berlins. Dies konnte nur aufgrund der Entbehrungen der Katholiken selbst geschehen und dazu auch noch durchaus qualitätsvoll. Somit steht die Kapelle Maria Stella Maris für viele katholische Neugründungen in der Weimarer Republik.
Weiteres im Netz
Seit 69 Tagen: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Die Seite der Gemeinde: https://www.bonifatius-erkner.de/geschichte.html
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