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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 26. Mai 2024
- Category: Kirchenporträts
Hl. Dreifaltigkeit, Brandenburg a. d. Havel
Die Dreifaltigkeit ist Kern unseres christlichen Glaubens. Seit dem 14. Jahrhundert gibt es ein Hochfest. Es ist der erste Sonntag nach Ostern. Somit beginnt der Jahreskreis. Er zählt zu den Ideenfesten, da ein Dogma im Mittelpunkt steht: Gott in drei Erscheinungsweisen und dennoch eins. Darüber hinaus taugt dieses Hochfest für Kirchentitulaturen. Also gibt es im Bereich des Erzbistums Berlin, drei Dreifaltigkeitskirche. Zudem gibt es einige Kapellen mit dem Patrozinium. Die drei (ehemaligen) Pfarrkirchen sind in Stralsund, Berlin-Friedrichshain und, die von heute, in Brandenburg. Diese zählt ebenso wie die an der Ostsee zu den ersten katholischen Kirchen nach der Reformation im heutigen Diözesangebiet.
Geschichte der Gemeinde
Seit 1784 gab es mehrfach im Jahr Gottesdienste für die eingereisten Katholiken und Soldaten in Brandenburg. Zunächst kamen die Geistlichen aus Berlin (St. Hedwig) später aus Potsdam (St. Peter und Paul). Bis 1810 feierten die Brandenburger in der ehemaligen Franziskanerklosterkirche St. Johannis. Dann wurde die Petrikirche auf der Dominsel genutzt. Bis diese wegen Baufälligkeit geschlossen wurde (1848).
Dank der langen Bemühungen der Gemeindemitglieder kam schließlich mit Ignatz Tieffe der erste eigene Geistliche (1844-58) in die Havelstadt. Dort konnte man mit Hilfe katholischer Verordneter der Nationalversammlung, die 1848 im November in Berlin tagte, den Rechtstatus der Gemeinde verbessern. So dass endlich das Grundstück erworben wurde. Darauf entstand alsbald die Kirche der ersten Pfarrei in der Mark Brandenburg seit der Gründung der fürstbischöflichen Delegatur 1821. Somit kehrte in die Wiege der Region, in der das erste Bistum 948, zur formalen Christianisierung der Gebiete östlich der Elbe gegründet wurde, eine katholische Pfarrei zurück. Bis heute zeugen die vielen mittelalterlichen Sakralbauten der Stadt von der Blüte der Stadt.
Die Gemeinde wuchs, es entstanden Auspfarrungen wie in Rathenow, Belzig und später Lehnin. Zudem gab es zeitweise in der Stadt selbst vier weitere katholische Gemeinden. Das in der NS-Zeit berüchtigt gewordene Gefängnis Brandenburg-Görden. Dort wirkte auch der seit 1919 amtierende Pfarrer Bruno Schubert als Seelsorger. „„Weil er Gefangenen ‚über das Maß des Erlaubten hinaus‘ Beistand, Lesestoff und Lebensmittel verschaffte“, wurde er von der Gestapo am 9. April 1937 verhaftet.“ (Q: Liste der Stolpersteine in BRB auf wikipedia) Man fand ihn am 6. Mai des Jahres erhängt in seiner Zelle in Berlin. Bis heute ist nicht klar, wie er zu Tode kam.
1938 zählte die Gemeinde 5800 Mitglieder. Aufgrund von Flucht und Vertreibung wuchs diese übrigens nach dem Zweiten Weltkrieg auf mehr als 10000 an. Mittlerweile sind die Gemeinden der Stadt wieder zusammen gelegt. Die älteste Kirche Brandenburgs, St. Nikolai kam 1991 hinzu. Eine andere Kirche, St. Bernhard, in der Walzwerksiedlung, ist verkauft. Mittlerweile ist die Gegend auf dem Weg zu einer Großpfarrei zusammen mit Rathenow und Bad Belzig.
Baugeschichte der Dreifaltigkeitskirche
Schließlich wurde die Kirche Hl. Dreifaltigkeit durch den Baumeister Carl Weiß geplant und errichtet. Vermutlich war dieser Bauführer ortsansässig. Der Grundstein wurde durch den Delegaten und Berlin und späteren Mainzer Bischof, Wilhelm Emmanuel von Ketteler (1811-77), gelegt. Ebenso prominent wurde später der Konsekrator der Kirche, der fürstbischöfliche Delegat, Leopold Pelldram (1811-67), als Bischof von Trier. Dies sind also nur zwei Indikatoren für die Ausnahmerolle der katholischen Gebiete in der Mark Brandenburg, Berlin und Vorpommern.
Bautyp und Beschreibung
Der entstandene Bau entsprach in den Grundformen den damals üblichen katholischen „Kirchsälen“. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die meisten Katholischen Kirchen in der preußischen Diaspora als einfache Kirchensäle auf rechteckigem Grundriss realisiert. Die meisten davon erhielten keinen Turm und kaum Bauzier. Dies hatte zum einen mit den geringen Finanzen der Katholiken zu tun und zum anderen, so meine These, mit den Bedingungen der preußischen Bauverwaltung. Diese ging davon aus, dass eine „Kirche“ stärker hätte bezuschusst werden müssen. Also baute man klein und schlicht einfache Saalbauten. Dabei dürfte zu Beginn der Platz in der Kirche sonntags knapp gewesen sein.
Entstanden war eine neugotisch-klassizistische Hallenkirche im Hinterhof der Neustädtischen Heidestr. 25. Der Ziegelbau wies ursprünglich eine Turmfassade auf. Mit 39 Metern war der Turm zwar hoch, jedoch nicht höher als die der anderen Stadtkirchen. Dabei weist die Außenwand verschiedene Zierelemente auf, die bereits in der Backsteingotik Brandenburgs zum Einsatz kamen, so bspw. die Friese, Zierblenden und -Bänder. Also vor allem das Deutsche Band, d.h. Ziegelsteine, die um 45° zum restlichen Verband gedreht werden und dann versetzt zueinander vermauert sind.
Der Innenraum von Heilige Dreifaltigkeit
Als Erstausstattung kamen barocke Stücke u.a. aus der alten katholischen Kirche in Potsdam, die auf dem Gelände einer Gewehrfabrik stand, zum Einsatz. Nicht nur durch die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und mehrfache darauf folgende Restaurierungen kam es zu grundlegenden Umgestaltungen. Bereits 1868 gab es erste Baumängel zu beheben. Somit findet man vom bauzeitlichen Zustand des Inneren in der heutigen Kirche nichts.
Was ich bisher herausfinden konnte ist folgendes, nach Sanierungen 1903 wurde 1906 ein neuer Hochaltar geweiht. Dies verweist auf eine größere Neugestaltung, die mit neuen Fenstern und neuer Wandgestaltung 1913 einherging. Die historische Innenaufnahme scheint den fertigen Zustand abzubilden:
Dieser Innenraum weist klassizistische Elemente und barockisierte Ausstattung auf. Die Fensteröffnungen und Wandgliederung im Chor sind heute wieder vorhanden. Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg soll es umfassend Renovierungen gegeben haben. Es ist zu vermuten, dass der Innenraum stark modernisiert wurde. Hiervon habe ich momentan noch keine Nachweise.
Dreifaltigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Wiederaufbau 1947/48 wurde die Kirche Anfang der 1950ziger Jahre erneut ausgemalt. In der Apsis wurde die Dreifaltigkeit als Gnadenstuhl abgebildet. D.h. die Trinität wird mit dem gekrönten Gottvater dargestellt. Dieser hält das Kreuz mit dem toten Christus in den Händen. Die Heilig-Geist-Taube schweb darüber. In Folge des Zweiten Vatikanums änderte sich die Liturgie und somit kam es 1972-73 erneut zur Renovierung und Umgestaltung des Altarraumes. Der Brandenburger Architekt Franz Klinger reduzierte die Raumfassung. Der Chor erhielt nun durch senkrechte Lichtbänder aus farbigen Glaselementen an den Seiten. Das Kreuz wurde an die Seite gestellt, die Seitenaltäre verschwanden. Stattdessen kam ein neues Tabernakel von Adolf und Sohn, Burg bzw. der Taufstein an die Stellen. Die Hauptstücke wurden sehr schlicht aus Muschelkalk-Beton gearbeitet.
Um das Jahr 2000 war erneut ein Marienaltar eingerichtet worden. Dort befand sich Muttergottes als Himmelskönigin mit Kind aus Holz und farbig gefasst. Die im Kern spätgotische Madonna muss im 19. Jh. überarbeitet und ergänzt worden sein. Das Kunstwerk war eine Stiftung von Kardinal Meisner von 1986, das bis dahin unter der Empore aufgestellt war. Ebenfalls tranferierte man den Taufstein von der Seite in den Mittelgang.
Nach einem Wettbewerb gestaltete der englische Glaskünstler Graham Jones 2005/06 neue Fenster. Sein Werk thematisiert in 6 gegenüberliegenden Fensterpaaren von der Empore bis zum Chor die Schöpfung. Das Rundfenster im Scheitel macht das Paradies zum Thema.
Foto: Q: Bildarchiv EBO/ Constantin Beyer
Aktuelle Veränderungen im Kirchenraum von Heilige Dreifaltigkeit
Am Palmsonntag 2024 nahm man die neu umgestaltete Kirche wieder in Gebrauch. Für eine neu zu bauende Orgel wurde die Empore in den Raum hineingezogen, dafür musste ein weiteres Fensterpaar teilverdeckt werden. Ebenfalls gestaltete man die Beichtstühle darunter neu. Zudem sind die Kreuzwegstationen noch nicht wieder zurückgekehrt. Diese stammen aus dem Jahr 1978, haben 15 Stationen inklusive dem Auferstandenen und sind vom Künstler Josef Krautwald aus Rheine in Westfalen gefertigt worden. Ebenfalls hat die Marienfigur auf dem Seitenaltar gewechselt.
Foto: K. Manthey 2024
Würdigung von Heilige Dreifaltigkeit
Am Rand der historischen Neustadt von Brandenburg an der Havel befindet sich neben dem ehemaligen Dominikanerkloster (seit 2008 Archäologisches Landesmuseum) ein kleines katholisches Viertel. Dessen Mittepunkt, obwohl in den Hinterhof gebaut, die Kirche Heilige Dreifaltigkeit ist. 2026 wird sie 175 Jahre alt. Für viele Kirchorte ist das kurz, für die Diaspora in Brandenburg alt. Viel Geschichte und Geschichten passen in diese Spanne und in diesen einfache und oft umgestalteten Raum. Spätestens mit den Fenstern wurde diese schlichte Kirche zu einem Highlight der Stadt. Versteckt und doch offen, als Ort der Begegnung mit der Dreifaltigkeit Gottes.
Links
Die Seiten der Pfarrei: https://hl-dreifaltigkeit.de
Über den Glaskünstler Graham Jones:
https://peters-art-concept.de/kuenstler/graham-jones/
Zum Hochfest auf katholisch.de:
https://www.katholisch.de/artikel/169-drei-sind-einer
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