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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 5. Juni 2020
- Category: Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 76, Pantheon (Santa Maria ad Martyres), Rom
Pantheon – Darüber lohnt es sich nachzudenken. Sogar als #täglicheKirche lohnt es sich. Dabei ist dieser Bau bereits so durchleuchtet worden. Dennoch schauen wir uns das Ideal für den zentralen Kirchenraum kurz an. Trotz der Gewissheit, dass mehr ungesagt bleibt als umgekehrt. Spätestens in der Renaissance gerät der als Tempel aller Götter im frühen 2. Jahrhundert fertiggestellte Bau in den Fokus des Interesses. Dabei ist nicht klar inwiefern der Bau wirklich als Tempel genutzt wurde. Die Wichtigkeit des Baus liegt daran, dass es ein nahezu vollständig überkommener polytheistischer Kultbau ist. Seine marmorne Ausstattung und seine perfekte Bauform, Kreisgrundriss und Kuppel, belegen dies.
Geschichte der Kirche und Veränderungen
Seit 609 ist es eine Kirche die Maria und Märtyrern geweiht ist. Mit ihrer Lage an Piazza rotonda ist der prominente freistehende Bau ebenfalls touristisch und verkehrsgünstig gelegen. Passend, dass dieser Magnet dem italienischen Staat gehört.
Zu hohen Festtagen werden hier Gottesdienste gefeiert. Kaum eine Möglichkeit einen freien Blick zu haben geschweige denn (nahezu) allein darin zu sein. Eine Erfahrung, die man längst nicht in allen Kirchen, auch nicht in Rom hat. Andacht ist hier wohl selten auf dem Programm. Dennoch die Faszination des Baus ist auch so erlebbar.
Übrigens musste man dieser Kirche erstmals im 13. Jahrhundert ein Turm „andichten“. Später wird dieser zugunsten zweier Türme von Bernini aus dem 17. Jahrhundert demontiert. Diese wiederum verschwinden im 19 Jahrhundert ähnlich wie andere Zutaten. Sicherlich liegt das in dem aufkommen denkmalpflegerischer Motive, d.h. nun war der Wunsch authentisch die Bauzeit zeigen zu können.
Vorbild und Ausstattung
Bis ins 19. Jahrhundert wies das Pantheon die größte Kuppel (gemessen an der Spannweite) weltweit auf. Zwar blieb diese strenge Form des Rundbaus insgesamt selten, trotzdem gab es immer wieder prominente Nachahmungen, wie beispielsweise die deutschen Kirchen St. Stephan (Karlsruhe) oder St. Hedwig (Berlin).
Wobei die Struktur von Vorhalle, Zwischenbau (als Verbindung) und Zentralbau bei beiden o.g. Beispielen nicht proportional zitiert wurde.
Neben einem Hauptaltar weist das Pantheon verschiedene Seitenaltäre auf, so z. B. einen Kreuzaltar und einen mit einer Verkündigungsszene aus dem späten 15. Jahrhundert. Dieses Bild wurde verschiedenen Schule zugeordnet, beispielsweise der des Melozzo da Forlì.
Kuppel und Sehnsuchtsort
Das wohl wichtigste Innenraummotiv ist die Kuppelöffnung, das Opaion, dieses Auge gibt natürliches Licht und stellt nach antiker Idee die Verbindung zu den Gestirnen dar. Somit kann man bis heute wunderbare Lichtspiele in den Kassetten der Kuppel sehen.
Dieses Motiv war ebenso für die wiederaufgebaute St.-Hedwigs-Kathedrale ab Mitte der 1950er relevant als auch für andere repräsentative Bauten. Denken wir nur an Schinkels Neue Wache als heutigen Gedenkort. Soweit ich weiß ist die Rundöffnung bis heute nicht verglast. Ob dies wirklich stimmt können mir geneigte Leser gerne mitteilen. Gleichwie die Perfektion des Pantheons beflügelte viele, besonders aufgrund der vermeintlich einfachen Geometrie.
Ungeachtet dessen ist ein vollrunder Raum für etliche Nutzungen suboptimal, da eine klare Ausrichtung schwer ist. Der Lösungsansatz Teile in den Raum hineinzuziehen ist selten geglückt. Hier ist jedoch die Altarinsel von Hans Schwippert von 1963, zumindest geometrisch, gelungen. Vielleicht kann man vom Pantheon als Sehnsuchtsarchitektur lernen: Nicht alles ästhetisch Vollkommene muss im gleichen Maß funktional sein.
Weiterführungen
Die ganze Reihe: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Für den weiteren Einblick der Eintrag bei Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/Pantheon_(Rom)