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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 1. April 2020
- Category: Kirchenführung, Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 11 Herz Jesu, Tempelhof
Heute wäre Kirchenführung. Da wir Herz Jesu in Berlin-Tempelhof heute nicht gemeinsam entdecken können, möchte ich die Kirche hier kurz vorstellen. 1898 wurde die Mutterkirche für Tempelhof und die umliegenden Gebiete (Mariendorf, Neu-Tempelhof, Lichtenrade u.a.) eingeweiht.
Baugeschichte
Der Baumeister war Hermann Bunning (1868–1930), der Architekt Engelbert Seibertz (1856–1929), er war vermutlich für den Entwurf verantwortlich, Bunning hingegen für die Ausführung. Der anfängliche Plan zeigte eine andere Wandgestaltung. Die Zeichnung deutet auf Haustein-Fassaden hin. Eine klar romanische Bauform war jedoch auch teurer.
Es entstand eine historistische Kirche mit weißen Putzflächen, die von roten Backsteinbändern gegliedert werden. Zeitgleich entstand ein stilistisch passendes Pfarrhaus. Diese Bauform erinnert auch an (neu-)romanisch gestaltete Kirchen, wie z.B. der Georgsdom zu Limburg.Gleichzeitig wird der ursprüngliche einschiffige Bau aufgrund seiner Proportionen mit seinem Eingangsturm und dem hohen Helm auch gotisch. Daran ist wieder zu sehen wie frei der Umgang im späten Historismus mit den Vorbildern sein konnte.
Bis 1915 wurde durch August Kaufhold und Carl Kühn (1873–1942) eine Marien-Kapelle angebaut. Hierfür wurde eine Seitenwand aufgebrochen wozu neue Stützmaßnahmen nötig wurden. Diese Erweiterung wurde wohl durch den 1. Pfarrer Innocenz von Strombeck forciert.
Erste Ausstattung der Kirche
Von Strombeck war es, der maßgeblich zwischen 1906 und 10 die Kirche nach und nach mit mittelalterlicher und barocker Sakralkunst ausstattete. Diese erwarb von Strombeck aus dem Nachlass des Frankfurter Stadtpfarrers Ernst Franz August Münzenberger (1833-90). 1911 ließ der Pfarrer auch die Kirche in Tempelhof durch Heinrich Kottrup/Everswinkel in Westfalen und Friedrich Petersen/Ditmarschen in Schleswig-Holstein (weiter) ausmalen. Ein Grundstock an mittelalterlicher Kunst wurde bereits durch Geschenke des damaligen Regensburger Bischofs Senestry u.a. gelegt.
Der 1. Pfarrer
1916 wurde von Strombeck nach Schlesien in den Kreis Ohlau versetzt (hier traute er 1925 Carl Kühn und seine 2. Frau Anna Christina). Dort wurde durch sein Engagement eine Neue Kirche 1932 eingeweiht. Es erscheint so, als habe die Versetzung mit der schnellen und wertvollen Ausstattung der Herz-Jesu-Kirche zu tun. Von Strombeck ließ sogar kleine Reiseführer produzieren, welche die hochwertige Kunstausstattung in einer eher einfachen Kirche zum Thema machten. Bis heute sind die verschiedenen Tafelbilder und Skulpturen einen Besuch wert.
Bauliche Veränderungen
Der Innenraum wurde seit dem Ersten Weltkrieg häufig umgestaltet. Nicht immer erschien die Lösung voll befriedigend. In Folge des 2. Weltkriegs mussten Sicherungsarbeiten am Turm durchgeführt und die zerborstenen Fenster ersetzt werden. 1957 und 58 wurde der Innenraum stark verändert und die neue Sakristei angebaut. Im Zuge der Liturgiereform kam es zu weiteren liturgisch beidingten Eingriffen ebenso in den 1970er Jahren.
So wurde die Kirche stehts den aktuellen Bedürfnissen und Moden angepasst. Im Zuge von Neubeleuchtung und Renovierung kam es 2019 auch zu einer erneuten Umgestaltung des Altarraumes.
Somit sind die Proportionen der Prinzipalstücke durch die Künstler Lutzenberger + Lutzenberger angepasst und hochwertig erneuert worden. Der neue Altar, der Ambo und die Taufschale wurden im Februar 2019 geweiht. „Die drei Stücke sind aus rotem, geädertem, unpoliertem Rochlitzer Porphyr massiv ausgeführt und haben neue Aufstellorte erhalten.“ (Gemeindehomepage)
Würdigung
Die Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Tempelhof ist eine Pfarrkirche, die durch Jahrhunderte hinweg künstlerische Anpassungen erfahren hat. Jede Veränderung hatte zu ihrer Zeit Berechtigung. Bis heute ist die klare Außenwirkung, die historische Ausstattung und die Raumstruktur der Kirche wirkungsvoll und sehenswert.
Externe Links
Eintrag Denkmalliste
Inhalte auf kirchenbauforschung.info
Übersicht der letzten Teile von „tägliche Kirche“
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