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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 15. August 2021
- Category: Kirchenporträts, Kleine Beiträge
St. Mariä Himmelfahrt, Neuzelle (Tägliche Kirche, Nr. 34)
Neuzelle und St. Mariä Himmelfahrt war in den letzten Jahren viel in der Regionalpresse. Die gesamte Anlage und die Kirche sind ein Kleinod. Die zählen wohl zu den bekanntesten katholischen Bauwerken im Osten Deutschlands. Heute stelle ich diesen Sakralbau im Osten Brandenburgs erneut vor. Im Juni 2018 konnte ich mir gemeinsam mit meiner Frau erstmals einen kleinen Traum erfüllen. Wir hatten ein Wochenende in Neuzelle. Für uns eine sehr monastische Zeit, denn wir haben uns viel mit dem ortsprägenden Stift Neuzelle, einem ehemaligen Zisterzienserkloster befasst. Der Barockperle Brandenburgs. Hier eine kleine Vorstellung von St. Mariä Himmelfahrt.
Die erste Kirche
Die erste Kirche an diesem Klosterstandort scheint 1309 geweiht worden zu sein. Verschiedene Nebenaltäre der, in einfacher Backsteinform zu denkenden gotischen Kirche, sind spätestens seit 1330 bekannt. Die Spuren der mittelalterlichen Bauphasen sind trotz der dominanten barocken Überbauung bis heute noch zu finden. Zum einen ist es der sehr ursprünglich wirkende Teil des Ostgiebels, der zumindest heute wieder weißgeschlemt ist und sich von den barocken Fassadenteilen sowie dem Choranbau in Gelborgane abhebt.
Auch die Aufteilung im Kircheninneren ist wenn darauf achtet gotisch in der Relation von Höhe und Breite. Die Schiffe sind schmaler als es bei einer neuerbauten Barockkirche gewesen wäre.
Die Baumeister
Die Baumeister der ersten Phase von St. Mariä Himmelfahrt waren sehr wahrscheinlich Mönche des Klosters. Durch die Auseinandersetzung mit Hussiten wurde der Bau bereits kurz nach 1400 wiederaufgebaut. Heute begeistert die Kirche baulich durch Ihre hochwertige barocke Ausstattung. Betritt man den Kirchenbau durch den Haupteingang begrüßt einen ein Wandbild. Christus der Weltenherrscher steht auf dem Erdball, die Ständer und Kontinente ihm zu Füßen auch der Stifter des Klosters ist darauf zu sehen. Das Spruchband lädt alle mühseligen und beladenen ein sich durch Christus erquicken zu lassen (Mt 11,28).
Mich fasziniert besonders, dass dieses einfache aber gute Bild, davon ablenkt, dass hier kein Eingang möglich ist. Denn hier steht der zurückgesetzte Turm, der bereits im Mittelalter existierte, jedoch in der Zeit nach 1700 umbaut wurde. Beiderseits des Bauteils sind die beiden Türen zum Kirchenraum. Unter ausgemalten Gewölben betritt man den Hauptraum.
Das Innere der Kirche
Der erste Eindruck des Kirchenschiffs von Mariä Himmelfahrt ist die tiefengestaffelte Sicht in die Seitenschiffe. Das Hauptschiff gilt es zu entdecken. Eine wohl ungewollte doch funktionierende Steigerung. angekommen im Hauptschiff umfängt einen die Staffelung der vielen um die Pfeiler gebauten Nebenaltäre.
So entstehen neben der Tiefenstaffelung die sich in den Funktionen der Altäre (von Heiligen über die Sakramente hin zu Maria und dem Jesuskind) zum Chor hin verstärkt. Die sich in ihren Stuckaturen unterscheidenen Altäre bieten eine Varianz an Farbtönen. Sobald man die Horizontale (der Menschen) verlässt und den Blick höher streifen lässt wird der Raum Licht und hell. Bis in den Deckengemälden die Farben zurückkehren. Das Kloster war weit und breit lange die einzige katholische Kirche umso überwältigender muss die Kunst in den beiden Kirchen gewesen sein.
Der bauliche Höhepunkt ist der bis 1741 angebaute Altarraum. Dessen Höhepunkt für mich die Figurengruppe auf dem Hochaltar ist. Es ist die Osterepisode der Begegnung Jesu mit den Jüngern in Emmaus, die Szene in der die Männer ihn erkennen als er das Brot bricht. Der Clou der Tabernakel ist der Tisch des Emmausmahles.
Das dahinter befindliche Hauptbild ist die Aufnahme Mariens in den Himmel, so wie wohl bei allen Kirchen der Zisterzienser und der Titulatur Mariä Himmelfahrt entsprechend. Schaut man nun zurück fällt einem das frühklassizistische Orgelprospekt auf, ein Klosterbruder hat es 1806 entworfen. Seitdem wurde die Orgel mehrfach stark erneuert und 2001 das letzte Mal bis jetzt eingeweiht.
Weitere Anbauten und Ausstattungen
An der Südseite des Kirchenschiffs steht der einzige echte Barockbauteil. Die 1740 fertiggestellte Josephskapelle. Deren Altarbild zeigt die Geburt Jesu. Zwischen 1990 und 2004 wurde die Kirche grundlegend renoviert. Man sieht es deutlich, dass der Raum seitdem eine noch höherer Stärke entwickelt.
Die Kirche ist seit der Säkularisierung eine Pfarrkirche, so dass sich auch einige andere Ausstattungsstücke hinzukamen. Für mich besonders gut, wenn auch völlig mit dem Stil brechend ist der Kreuzweg von Georg Nawroth. Die Kirche die seit 1947 auch Unserer lieben Frau geweiht wurde bietet noch viel mehr Details, doch zum Glück haben andere diese vor mir schon viel ausführlicher beschrieben (s.u.). Ein Besonderheit verbindet mich schon lange mit der Kirche in Neuzelle, es ist die durch Flüchtlinge nach dem letzten Weltkrieg aufkommende Wallfahrt und das damit verbundenden 1948 entstandene Wallfahrtslied „Maria Mutter Friedenshort“ dessen Text (s. unten) und Melodie mich seit Kindesbeinen begleitet und die Not und Zuversicht der Menschen von vor 70 Jahren aufzeigt.
Einen Wunsch an die Gottesmutter habe ich daraus bis heute im Kopf, wenn ich in Andacht vor Marienbilder verweile: „Sei du um uns wie ein Gebet, vor dem die Stürme knien müssen.“ Ohnehin können wir dies derzeit besonders gut gebrauchen
Jedenfalls sind erst einmal wieder Mönche eingekehrt. Somit ist die Kirche wieder verstärkt der Mittelpunkt des kontemplativen Gebetes, der Wallfahrt, der Gemeinschaft und des interessierten Erkundens. Nun errichten Sie ein neues Kloster in der Nähe. AD MULTOS ANNOS!
Die Reihe #täglicheKirche im Überblick
https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Weitere Beiträge zu Neuzelle (intern)
Externe Links
Das sehr tiefgehende Blog von Dr. Martin Salesch, der im Stift Neuzelle arbeitete https://klosterneuzelledotnet.wordpress.com/
Seite des Klosterneubaus
Das Neuzeller Wallfahrtslied
Maria, Mutter, Friedenshort!
Wir kommen in bedrängten Tagen
und bitten dich, ein Mutterwort
für uns bei deinem Sohn zu sagen.
Sei du um uns wie ein Gebet,
vor dem die Stürme knien müssen.
Wenn deine Bitte mit uns fleht,
kann sich dein Sohn uns nicht verschließen
Du weißt, was uns im Herzen bebt
an gläubigem und kühnem Wagen.
Wenn deine Hand die Schatten hebt,
wird uns ein Fest der Gnade tagen.
Dein Haus ist wie ein Lobgesang,
in dem die stummen Steine beten.
All unser Bitten wird zum Dank
und schweigt von seinen dunklen Nöten.
Dein Mantel ist ein goldnes Zelt,
gewebt von mütterlicher Liebe.
Breit ihn als Heimat um die Welt,
dass keiner ohne Mutter bliebe.
Dein Kind ist unser Himmelreich
das Licht von tausend klaren Sonnen
kommt doch nicht seinem Glanz gleich,
sein Herz verschenkt uns alle Wonnen.
Gib, dass wir unser Pilgersein
in deines Kindes Licht vollenden.
Hüll uns in deinen Mantel ein
und führe uns an deinen Händen.
Maria, Mutter, Königin,
im Jubel der erlösten Chöre
gibt unser Herz als Lied sich hin:
dir, Mutter, und dem Sohn zur Ehre.
Text: Georg Schröter, 1948
Q: Rudolf Grulich, 2008,
https://www.kirche-in-not.de/downloads/2008-rudolf-grulich-ueber-das-neuzeller-wallfahrtslied.pdf (Zugriff 30.06.2018)
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