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Tägliche Kirche, Nr. 51, St. Stephan, Karlsruhe

Der Zentralbau mit rundem oder davon abgeleitetem Grundriss ist ein Ideal in der Sakralarchitektur, lange bevor christliche Kirche errichtet wurden. Doch gerade im Kirchenbau ist es eine Ausnahme geblieben. In unseren Breiten sind es vor allem der späte Barock und der Klassizismus, die dieses Motiv erneut aufnehmen. Denken wir nur an die Dresdener Frauenkirche oder die nicht mehr vorhandenen Kirchen in Berlins Mitte, wie Bethlehem oder Dreifaltigkeit. Doch eine Kirche dieser Stilistik steht nach wie vor in Berlin, St. Hedwig.

Hintergründe

Der Entwurf Weinbrenners, mit Umgängen und bereits angedeutetem Turm
Q: karlsruhe.de https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/kulturdenkmale/denkmaltag_archiv/2007/innenstadt/st.stephan/HF_sections/content/stephan.jpg (Zugriff: 10.5.2020)

Auch Karlsruhe hat solch eine zentralen Rundbau aufzuweisen, die katholische Kirche St. Stephan. Sie ist die katholische Hauptkirche in der Karlsruher Innenstadt. Ihr Architekt war Friedrich Weinbrenner (1766-1826). Sie wurde von 1808 bis 14 errichtet. Der Baugrund war eine, durch den badischen Großherzog Karl Friedrich veranlasste, Stiftung. Weinbrenner wollte selbst aufgrund seiner Italienreisen einen Bau am Beispiel des Pantheons realisieren. Wobei er dem Grundriss noch ein griechisches Kreuz einschrieb. Dem ursprünglichen Architektplan nach, wäre der Sakralraum von Säulengängen umgeben. Dies ist wiederum als römisches Zitat zu sehen. Hier jedoch waren vor allen die langgezogenen Basiliken in Vorhöfe eingebunden. Somit ist ein Anschluss bis hin zum salomonischen Tempel in Jerusalem gegeben. Dessen (Aller-)Heiligstes hatte bekanntlich verschiedene Vorhöfe. Weinbrenner selbst widerstrebte es darüberhinaus der Kirche einen Turm anzusetzen, diesen forderte die Gemeinde, sicherlich aus Repräsentationsgründen.

Die ursprüngliche Innengestaltung
Q: karlsruhe.de
https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/kulturdenkmale/denkmaltag_archiv/2007/innenstadt/st.stephan/HF_sections/content/stephan1.jpg (Zugriff: 11.5.2020)

Baugeschichte

Bereits in den 1880er Jahren sowie nach 1910 kam es zu einschneidenden Umbauarbeiten. 1944 erlitt der markante Kuppelbau starke Zerstörungen.

Der Innenraum in späterer Fassung (nach 1911?)
Q: Erzbischöfliches Bauamt Heidelberg
https://images.kath-musterhausen.de/im/img/_KrGYSQLbSrXmS-LOp6dWs6Qk0vc5SDX5SlV5fC2a8rDYIrEf8ru_EvK5fCL5S5I5SjQbFDpmMru5KruaKt3f8OQfRvGJFrdmFhuaG-jWGrIf8OQf8OQ5focYSxEOrvAfKCD_KOcbD7QaIHd5d/f,j/s,x,1018,y,680/1935f_st_stephan25___beschn_4.jpg (Zugriff: 10.5.2020)
Der Wiederaufbau, 1950er
Q: Erzbischöfliche Bauamt Heidelberg
https://images.kath-musterhausen.de/im/img/_KrGYSQLbSrXmS-LOp6dWs6Qk0vc5SDX5SlV5fC2a8rDYIrEf8ru_EvK5fCL5S5I5SjQbFDpmMru5KruaKt3f8OQfRvGJFrdmFhuaG-jOsJIf8OQf8OQ5focYSxdODvAfKCD_KOcbD7GaIHd5d/f,j/s,x,921,y,680/1947f_st_stephan06___beschn_3.jpg (Zugriff: 10.5.2020)

Nun ist ein Backstein sichtiger Innenraum vorhanden. 2011 wurde die letzte umfassende Sanierung fertiggestellt. Dabei wurden Bauschäden des Wiederaufbaus behoben.

Blick zur Decke, Foto: K. Manthey, 2011
Detail im Rundbogen, gut sichtbar die kreuzförmigen Steine, Foto: K. Manthey, 2011

Der Kirchenraum erhielt unter Beibehaltung von Kunstwerken aus verschiedenen Zeit-Schichten der Kirchenausstattung eine neue Gestaltung von Paul Meyer-Speer. St. Stephan sollte nun verstärkt als City-Kirche wahrgenommen werden und das Motto „Treffen, Feiern, Innehalten“ umgesetzt werden.

Innenraumgestalt

Wohl seit Beginn an liegt der Hauptaltar in der nördlichen Kreuzarmnische. Seit 2011 ist die runde Altarinsel in den Kirchensaal hineingezogen worden. Der Bildhauer Rolf Bodenseh schuf die Werkgruppe als Lichtort.

Blick zur Altarinsel, Foto: K. Manthey, 2011

Um diesen herum sind runde Bankreihen angeordnet. Der vorherige Altarraum dient u.a. für Chorbühne. Er ist mit den drei Bildteppichen von Emil Wachter aus dem Jahr 1963 ausgestattet.

Blick zur Altarinsel, mit altem Chor im Hintergrund, dort Gobelin-Triptychon von Wachter, Martyrium des Hl. Stephanus , Foto: K. Manthey, 2011

Zum Zeitpunkt meines Besuchs waren dort für eine bessere Akustik durchsichtige Elemente angebracht. Diese Akkustiksegel können je nach Bedarf demontiert werden. Vom Bildhauer Emil Sutor ist neben den Kreuzwegstationen (1957) auch die Glasmosaik-Madonna (um 1930) erhalten.

Würdigung

St. Stephan ist besonders wegen der spürbaren Reduktion ein spannender Kirchenraum. Bei meinem Besuch 2011 fühlte ich mich hier wohl. Doch anheimelnd oder gar besonders nahbar ist dieser Sakralbau nicht. Dennoch halte ich die Neuinterpretation des Raumes von 2011 für gelungen. St. Stephan in Karlsruhe ist geeignet für einen Dialog von Kirche und Gesellschaft im 21. Jahrtausend.

Marie Ellenrieder (1791–1863), Steinigung des Hl. Stephanus, Foto: K. Manthey, 2011

Weiterführendes

Die Reihe: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/

Link zur Seite der Stadt https://www.karlsruhe.de/b1/stadtgeschichte/kulturdenkmale/denkmaltag_archiv/2007/innenstadt/st.stephan.de

Artikel zur Neugestaltung beim Erzbischöflichen Bauamt Heidelberg (mit vielen Bildern)
https://www.ebfr-bau.de/html/aktuell/aktuell_aktuell_u.html?artikel=35369&cb-id=17874&m=72694

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