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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 4. Dezember 2023
- Category: Kalender, Kirchenporträts
St. Barbara, Brieskow-Finkenheerd (4.XII.23 – Kalenderblatt)
St. Barbara ist die heutige Tagesheilige. St. Barbara war ebenso eines von zwei besonderen Kirchenbauprojekten im damaligen Gebiet der Pfarrei Frankfurt an der Oder. Dabei handelte es sich um zwei Kapellen, die der „Katholische Kaufmännische Verein“ mit seinem engagierten Vorstand Franz Busch durch Spenden finanzierte. So kam es in Finkenheerd und Reppen (heute Rzepin) übrigens in kurzer Folge zu zwei katholischen Kirchen von Carl Kühn. Heute passend zum Tag ein Kalenderpost von 2020 überarbeitet.
Der Weg zur Kirche in Finkenheerd
Bereits 1925 berichtete der Leiter des Bonifatiuskomitees in Breslau, Dr. Ferdinand Piontek (1878–1963), von 400 Katholiken in der Finkenheerder Region und 50 katholischen Schulkindern. Zudem sei aufgrund einer Braunkohlegrube und eines Glashüttenwerkes mit Zuwachs zu rechnen. Der Direktor der Glashütte war katholisch und engagierte sich bei dem Erwerb eines Grundstückes für den Bau kirchlicher Gebäude.
In der Folgezeit wurde das Gelände mehrfach Gegenstand von Auseinandersetzungen, so wurde überlegt, das gut 3 Mg große Bauland aufzuteilen. Auch bestand die Gefahr, dass die Braunkohleförderung auf den Kirchenbaugrund ausgedehnt werden sollte. Daraus ist zu schließen, dass bis zu diesem Zeitpunkt eine Bauplanung nicht fertig gestellt war.
Der Bauherr ist nicht der Pfarrer
Aus der Korrespondenz des zuständigen Pfarrers von Frankfurt a. d. Oder, Josef Mihaltsek, mit dem Bischöflichen Ordinariat wird dessen Unbehagen gegenüber dem Projekt deutlich. Er schrieb:
„Da aber Herr Busch das Vertrauen des Ordinariates mehr als ich genießt, so begnüge ich mich damit, davor zu warnen, daß der Baubeginn nicht etwa vor der endgültigen Entscheidung über das Schicksal des Grundstückes genehmigt wird.“
(Brief von Pfr. Mihaltsek an das Bischöfliche Ordinariat Berlin, 9.4.1934, Q: PfAr Heilig Kreuz Frankfurt)
Franz Busch hatte für den „Katholischen Kaufmännischen Verein“ in Finkenheerd und Reppen verhandelt und sich dafür an die Bischöfliche Behörde und nicht an den Ortspfarrer gehalten. Busch hatte für beide Bauvorhaben die Gelder für einen schlüsselfertigen Bau beschafft. Die Herkunft der Finanzen hatte der Kaufmann gegenüber dem Verwaltungsgremium der zuständigen Pfarrgemeinde und ihrer Baukommission jedoch nicht offen gelegt. Infolgedessen schien Busch nun vermehrt mit dem Pfarrer in Kontakt gewesen zu sein. So teilte er schließlich im Mai 1934 mit, dass alle Fragen hinsichtlich des Baugrundstückes geklärt seien und der Plan des Bischöflichen Bauamtes vorliege. Nach guter Zusammenarbeit sieht dieser Umgang hingegen nicht aus.
Der Kirchenbau
Dort entstand eine Kirche für mehr als 180 Gläubige, am 2. Dezember 1934 wurde sie vom Berliner Generalvikar Paul Steinmann benediziert. Der rauh verputzte Saalbau wies einen kleinen rechts eingebauten Glockenturm auf. Über dem Eingang befand sich ein mit drei Klinkersteinringen gefasstes Brandziegelsteinkreuz vor einem Rundfenster. Auf der rechten Seite beleuchteten sieben schmale Rundbogenfenster den Gemeinderaum und ein großes Rundbogenfenster den Altarraum von Norden. Die Südseite hatte bauzeitlich drei hochgelegene Rundfenster, die später durch sieben Fenster, wie auf der anderen Seite, ersetzt wurden. Links des Altarraums schloss ein Sakristeianbau an.
Innen war ein einfacher Rechtecksaal mit flacher Holzdecke und hölzernem Kastenaltar auf einem Holzpodium, gegenüber eine Holzempore, ähnlich wie in Reppen eingebaut. In einem von zwei Rundbogenreliefs an der Außenwand sind Franz Busch und Gregor Polzin vom Kaufmännischen Verein sowie auf dem anderen ein Elisabethverein als Spender verewigt.
Nachklang
Das Kirchlein in Finkenheerd ist schlicht. Die Titulatur verbindet den Kohletagebau dort (immerhin bis 1959) mit Barbara als Heilige der Bergleute. Sie war der einzige Sakralraum dieses Namens im Berliner Erzbistum. 2012 wurde die Kirche aufgegeben. Nun ist sie Gottesdienststandort der russisch-orthodoxen Gemeinde Frankfurt an der Oder. Ein weiteres Kapitel wurde damit in dieser Kirche aufgeschlagen zur Ehre Gottes, auf viele Jahre.
Weiterführendes
Die Seite der Gemeinde und Kirche mit aktuellen Fotos:
http://www.orthodoxekircheffo.de/
Jetzt erst entdeckt, ein anderer Kalender von 2011 mit Fotos unter Nr. 13:
https://www.vogelsang-oder.de/advent-archiv.php?y=2011
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