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Tägliche Kirche, Nr. 102, St. Marien, Mutter der Schmerzen, Rudolstadt

St. Marien ist eine bereits 1873 benedizierte Kirche. Der Bau liegt ferner in der Residenzstadt der Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt. Ein Minister des Fürsten sorgte dafür, dass wieder Katholiken heimisch werden konnten. Somit entstand ein Bau aus ortsüblichen Haustein. Der Kirche und Pfarrhaus in einem Gebäude zusammenfasste, baulich verbunden und ebenfalls sichtbar getrennt durch einen Turm. Die Anfänge der Gemeinde waren wohl eher einfach. Wie die ursprüngliche Kirchenausstattung genau aussah ist mir nicht bekannt. Doch u.a. durch den Flüchtlingsstrom nach dem 2. Weltkrieg war ein größerer Raum von Nöten. Daher baute die Gemeinde an. Das Kirchenschiff wurde zum Garten hin verlängert. In dieser Zeit 1972-74 muss man von viel Improvisationsvermögen und hoher Einsatzbereitschaft der Gemeindemitglieder ausgehen. Denn es herrschte Mangelwirtschaft und die Kirchen waren nicht die ersten Kunden.

Der ursprüngliche Hochahltar, Q: http://www.katholische-kirche-rudolstadt.de/tools/dat/ch20070823100851.jpg (Zugriff: 1.7.20)

Innenraum

Innenraum, Blick gen Süden, Foto: K. Manthey, 2020

Dieser Raum war durch die Betonglasfenstern von Christof Grüger dominiert. Bruchglas durch Zement in die Fensteröffnungen gemauert ist eine Besonderheit dieser Zeit (besonders) in der DDR. Dabei entstehen Lichteindrücke, wie sie auch heute beim „Richterfenster“ des Kölner Domes bewundert werden.

Historische Innenaufnahme um 1974, historische Ansichtskarte, Q: Slg. Manthey

Ebenso wurde eine reduzierte Innenausstattung geschaffen. Diese wurde jedoch in den Folgejahren nach und nach ergänzt.

Mittelalterliche Pieta im Taufraum, Foto: K. Manthey, 2020

Heute stehen Kunstwerke des Spätmittelalters ebenfalls im Kirchenraum. Dafür, dass es in den 1970er Jahre sicherlich anders gedacht war, funktioniert es bis heute gut. Besonderes Augenmerk hat die Neuausrichtung aus dieser Umbauzeit verdient. Nun steht der Altar mittig an der Westseite.

Der Altarraum, Foto: K. Manthey, 2020

Der vollgemauerte Tisch wird ergänzt durch eine Tabernakelstele die mit der Wand verbunden ist und wie ein schwarzer Strauch nach oben zu wachsen scheint. Im Osten befindet sich der Eingang von der Straße gegenüber der vom Hof. Der Taufort ist ebenfalls in einer kleinen Kapelle gegenüber vom Altar. Dort steht ein Taufstein aus dem 16. Jahrhundert. Während die Fenster in der Kapelle die Schöpfung zu Thema machen, zeigt das Drachenviereck-Fenster im Süden ein Schlangenmotiv.

Die Westseite, Foto: K. Manthey, 2020

Hingegen liefert das dreigliedrige Fenster von Grüger am Westeingang ein farbenfrohes Bild von Gottes Gegenwart in der Welt.

Blick zur Orgelempore von 1978, Foto: K. Manthey, 2020

Im Norden ist eine nach 1974 erweiterte Orgelempore mit einem Instrument der Firma Schönfeld aus Stadtilm von 1978. Gegenüber des Altars befindet sich ein dreigliedriges Retabel, ebenfalls spätmittelalterlich.

Die Fenster im Osten (Taufkapelle), Foto: K. Manthey, 2020

Würdigung

Dir Kirche St. Marien, Mutter der Schmerzen in Rudolstadt ist einerseits Zeugin einer früher Wiederbegründung einer katholischen Gemeinde im „lutherischen Kernland“. Andererseits zeigt Sie durch die Umbauten in den 1970er Jahren die Qualität sakraler Kunst in Zeiten der geringen Möglichkeiten der DDR-Mangelwirtschaft. Ebenfalls ist der künstlerisch gestaltete Innenraum ein Beispiel für die Auseinandersetzung von Zeitgenossenschaft und kirchlicher Tradition. Dies wird dort durch die späteren Zugaben traditioneller, mittelalterlicher Kunstwerke unterstrichen.

Weiterführungen

Die Reihe: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/

Seite der Gemeinde: http://www.katholische-kirche-rudolstadt.de/

Auch dort

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