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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 25. September 2022
- Category: Kirchenporträts
St. Augustinus, die ersten Entwürfe von Josef Bachem (2. Teil)
St. Augustinus entwarf Josef Bachem. Er hatte ein Büro in Berlin-Johannisthal. Dort war er auch als Werksarchitekt tätig. Mit der Realisation des Kirchenbaus in der Dänenstraße wurde er zu dem expressiv-modernen Kirchenbaumeister im katholischen Berlin und Brandenburg. Dabei muss er sich viel mit dem Bauherren Pfarrer Dr. Carl Pelz ausgetauscht haben. Schließlich wich der realisierte Baukörper stark von den Konkurrenzentwürfen aus dem Jahr 1925 ab. Ebenso scheint er aufgrund dieses Wettbewerbs mit Kühn später in regem Austausch mit diesem gestanden haben. Ferner hat Carl Kühn sich bei seiner Kirche Heilige Familie in der Nachbarschaft zu St. Augustinus an den Ideen Bachems orientiert. Zudem gibt es Ende der 1920er Jahre mit Heinrich Horvatin (Link zu wikipedia) einen aktiven Mitarbeiter, dessen Anteile an den Entwürfen nicht mehr klar trennbar sind. Horvatin ist nach dem Krieg in Frankfurt am Main nachweisbar.
Die ersten Entwürfe von Bachem für St. Augustinus
Von Bachem liegen zwei undatierte Außenvariationen vor. Das ermöglicht keine Aussage über seine Wettbewerbsideen für den Innenraum. Beide Ansichten zeigen historisierende Ideen, eine romanisch, die andere gotisch. In der Verteilung der Baumassen sind sich beide gleich. Zwischen vorgelagerten zwillingsturmhaften Risaliten erhob sich ein Mittelrisalit. Dahinter war ein wuchtiger Turm angedacht.
1. Version eine „neuromanische“ St.-Augustinus-Kirche
Die neuromanische Version gliedert die Kirche und die angedachten fünfstöckigen Häuser daneben mit zwei Gurtgesimsen, die über dem ersten und dem dritten Obergeschoss entlanglaufen. Das obere Gesims lief im Mittelrisalit als Giebelgesims eines Satteldaches vor dem Hauptturm. Die Seitentürmchen endeten kurz über der Traufe und erhielten eigene Helme. Der Hauptturm wies in der Entwurfszeichnung eine Zwerggalerie aus Blendnischen auf. Über dem nun folgenden Kranzgesims stand ein in der Grundfläche kleineres Geschoss mit Schallöffnungen, vermutlich beidseitig mit einem Pyramidendach. Unten stützten zwei Pfeiler die drei Portale. In der darüber liegenden Zone war der Giebelbereich durch Lisenen strukturiert, ebenso zeichnete der Entwerfer eine Fensterrose ein, die vermutlich durch die Lisenen überdeckt wurde. Die Kirchenfassade schraffierte Bachem mit Linien, was auf Haustein als Material hindeuten könnte.
2. Version, St. Augustinus in „neugotisch“
Die Fassung, die an neugotische Formen erinnert, bot nur ein Gurtgesims über dem ersten Obergeschoss, das die Kirche mit den Gebäuden verband. Die Turmanlage war ähnlich dem ersten Entwurf. Beim Hauptturm entfiel die angedeutete Zwerggalerie unter dem Kranzgesims und die Zahl der Schalllöcher reduzierte sich. Der Mittelbau wies hier einen Stufengiebel auf, dessen letzte Stufe höher als die anderen gedacht wurde, darauf ein Kreuz mit Korpus. Dieser Teil ergab sich gleich hoch mit den Turmspitzen der Seitentürmchen. Alle drei erhielten ein Kreuz. Hinter einem spitzen Portalbogen fanden sich zwei Doppeltüren als Eingang. Dieser Bogen war durch Steine hervorgehoben. Auf der Spitze thronte eine Marienfigur, über ihr war auch der sonst durchlaufende oben erwähnte Gesimsgurt gestuft und mit einem Kreuz bekrönt. Dieses wiederum befand sich vor einer runden Fensteröffnung. Christian Welzbacher vermutet für diese Fassung ein Backstein- oder Klinker-Mauerwerk.
Zusammenfassung
Keiner dieser eher konservativen Entwürfe von Josef Bachem wurde umgesetzt. Alles wurde expressionistisch umgearbeitet. Sicherlich hatte der Pfarrer der Gemeinde darauf Einfluss. Dr. Karl Pelz stand theologisch den Schriften von Johannes van Acken und persönlich Johannes Pinsk und dessen liturgischen Ideen nahe. Beide waren Vertreter der Liturgischen Erneuerung. Van Acken arbeitete einige Zeit (1924-1930) in Berlin. Pinsk wirkte zeitlebens in der Stadt. Zwar liegen nur noch wenige von Bachems Erstentwürfen vor. Gleichwohl zeigt das Projekt St. Augustinus einen beeindruckenden Wandel bei dem Architekten, der bereits 1946 verstarb.
Links rund um St. Augustinus
Zwei weitere Arbeiten von Josef Bachem und Heinrich Horvatin und ein Entwurf:
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