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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 26. Mai 2020
- Category: Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 66, St. Peter, Köln
St. Peter ist in vieler Hinsicht ein Unikum. Kunst und Kirchenraum gehören ja seit jeher zusammen. Allerdings muss man feststellen, dass vor allem die Kirche diesen Sachverhalt sträflich vernachlässigte. Zum Glück gibt es immer mehr Kirchen, die sich der Kunst öffnen. Eine der ersten und bekanntesten ist die Kirche St. Peter in Köln. Nicht nur, dass es die Taufkirche eines der wichtigsten und produktivsten Künstler der Geschichte ist. Denn hier wurde Peter Paul Rubens einst getauft. Es ist auch direkt neben dem berühmtem Museum Schnütgen. DEM Haus für christliche Kunst des Mittelalters. Dieses befindet sich in der ehemaligen St. Cäcilienkirche und ist mittlerweile eingebunden in einen gelungenen Museumsneubaukomplex. Die Kunststation St. Peter ist darüber hinaus seit Jahrzehnten der Ort für die Auseinandersetzung von Kirche und aktueller Kunst. Dabei war dies nicht immer in Sinne es Kölner Erzbischofs.
Doppelkirchenanlage
Erbaut wurde die heutige Kirche kurz nach 1500 als Pfarrkirche zum direkt daneben liegenden Chordamenstift. Wie die Vorgängerkirche aussah ist mir nicht bekannt. Doch der romanische Turm von 1170 deutet auf einen Baukörper im Einklang mit dem ebenfalls romanischen Damenstift hin.
Die dreischiffige gotische Basilika wurde ebenfalls im letzten Krieg bis auf die Grundmauern zerstört. So ist die heutige Fassung bereits die zweite nach 1945.
Von 1997 bis 2000 wurde der Raum „geklärt“. Doch diese Reduktion tut der Raumwirkung gut. Somit wurde ein Ort für Kunst geschaffen. Dabei ist auch auf historischen Bezüge wert gelegt.
Ausstattung
Bauzeitliche Glasmalereien teilweise gestiftet von der Äbtissin des Damenstifts sind nun wieder in matte Fenster integriert.
In der „Gitterkapelle“ befindet sich der teiweise erhaltene Passionsaltar.
Auch die Madonna mit Kind am Abgang zu Taufkapelle stammt aus der Bauzeit. Dabei ist die Umgangsempore wiederhergestellt worden. Anstatt eines Gewölbes gibt es eine hell gestrichene Balkendecke. Ebenso ist der Zementboden ähnlich farbig. Diese Unauffälligkeit zeugt von der Geschichte des Raumes und lässt Luft.
Beispielsweise für die 2004 fertiggestellte Orgel. Deren 92 Register auch eines für zeitgenössische Percussion aufweist und somit eine der größten Instrumente der Region darstellt.
Kunst-Station
An der Kirche waren seit Kriegsende stets Jesuiten tätig (die Karl-Rahner-Akademie ist ebenso gegenüber). Mehr als 20 Jahre wirkte ab 1987 Prof. Dr. Friedhelm Mennekes SJ dort. Unter ihm wurde die Kunststation St. Peter zum Hotspot. Verschiedene Künstler stellte man dort aus wie z.B: Lüpertz, Holzer, Sherman u.v.m. Ein kleines Skandalon war ferner der dreiteilige Altar (2000-04) von Eduardo Chillida der heute nicht mehr genutzt wird.
Zu meinem Besuch 2008 ließ Pater Mennekes SJ es „noch einmal richtig krachen“ und zeigte dementsprechend die Raum füllende Installation aus Bauholz „Das rote Meer“ des Amerikaners Michael Somoroff.
An der südlichen Seitenschiffwand hat für normal die „Kreuzigung Petri“ (1638) von Peter Paul Rubens (1577-1640) ihren Platz. Rubens wurde übrigens hier getauft und stiftete das Bild des Kirchenpatrons zu Lebzeiten. Außerdem wurde sein Vater hier begraben. Derzeit wird statt dessen bis November der Gerhard Richters (*1932) „Grauer Spiegel“ dort gezeigt. Somit folgt ein Künstlerfürst auf dem nächsten.
Fazit
Wer Köln besucht und sich der vielen Kirchbauten in der (Innen-)Stadt hingibt, sollte ebenso St. Peter und das benachbarte Museum auf keinen Fall auslassen. Etwas am Rande der belebten Innenstadt steht immerhin diese Kultur-Oase und lädt jeden ein, der etwas Zeit uns Muße mitbringen kann.
Weiterführendes
Die Reihe: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Die Seite von St. Peter:
Bericht zur Ausstellung „The red Sea“ beim Kölner Stadtanzeiger: https://www.ksta.de/das-rote-meer-in-st–peter-13336970
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