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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 23. Januar 2022
- Category: Kirchenporträts
Mariä Verkündigung, Klosterkirche, Berlin-Westend
Mariä Verkündigung ist die Kirche der „Rosa Schwestern“. Bis vor kurzem war dieser Orden in Berlin präsent. Aufgrund des Engagements des seligen Bernhard Lichtenberg kamen die Dienerinnen des Heiligen Geistes von der ewigen Anbetung nach Westend. Lichtenberg war lange Pfarrer von Charlottenburg. Sein Pastoralkonzept für die riesige Gemeindefläche war es, Orden für die Pastoral zu gewinnen und Gemeinde auszupfarren. Zwar sind die Steyler Anbetungsschwestern kein Seelsorgeorden, doch mit ihrem ewigen Gebet unterstützen Sie das Werk der beiden anderen Steyler Ordensgruppen. Die Patres der Steyler Missionare waren sogar seit 1922 unweit des Klosters im Dienst für die Katholiken Berlins. Dort gründeten sie die Heilig-Geist-Gemeinde. Darüber hinaus ist das Wirken der Schwestern, im Gebet und der eucharistischen Anbetung, die Sorgen der Welt aufzunehmen. Selbst heutzutage eine wunderbare, selbstlose „Dienstleistung“. Nun verlassen die 1936 angesiedelten Nonnen Berlin, damit auch ihre Gebäude und uns.
Geschichte von Westend
Westend war einst eine Villenkolonie am Rande Berlins. Dort entwickelte sich nach dem ersten Weltkrieg u.a. die Siedlung Neu-Westend. Bis heute bietet der Ortsteil wichtige Berliner Architekturikonen, zum Beispiel, den Berliner Funkturm nebst Messe und ICC, ebenso das Le-Corbusier-Haus oder auch das Georg-Kolbe-Museum sowie das gesamte Olympiagelände. Im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen in Berlin 1936, wurde das gesamte Gebiet entwickelt. Die Nazis wollten auch hier nicht kleckern, sondern klotzen. Besonders bemerkenswert erscheint mir, dass viele der entstandenen Bauten trotz der vorherrschenden Kunstdoktrin spätmodern gestaltet sind. Dies ist wohl im Zusammenhang mit dem weltoffenen Gesicht zu den olympischen Spielen zu betrachten. Denn einige Wochen lang erschien Berlin wieder liberal, damit die große Schau bestmöglich gelingen würde.
Das Areal ums Kloster
Eine Frucht der Ordensbesiedlung ist das Anbetungskloster St. Gabriel. Damit verbunden ist die Klosterkirche Mariä Verkündigung. Der gesamte Baukomplex ist eine asymmetrische Flügelanlage. Dabei hat der Klosterkomplex allein von oben betrachtet eine „W-Form“, die im Dezember 1937 geweihte Kirche Mariä Verkündigung erweitert diese Grundform noch um einen „Strich“. Darüber hinaus stammen vom Architekten Martin Braunstorfinger (1899-1996) auch die benachbarten Wohnbauten der Rheinwohnungsbau GmbH Düsseldorf, sowie die Pfarrkirche Heilig Geist und das damit verbundene Kolleg der Steyler Missionare. Alle Gebäude sind 2-3-geschossig, rotbraune Klinkern betonen die ansonsten verputzten Bauten.
An der Straßenecke der Preußenallee/ Bayernallee steht die Kirche des Klosters. Sie bildet das Entrée zum Klosterbezirk aus etwas mehr als 8000 km². Dabei ist der streng klausulierte Orden keine öffentliche Einrichtung. Dennoch kann man in der Kirche Platz nehmen und an- bzw. mitbeten. Übereck befindet sich die Pforte zum Kloster. Ebenso empfangen die Schwestern Besuch in einem eigenen Raum, getrennt von einem Holzgitter, als Zeichen der Abtrennung von Klausur und Welt. Im Zweiten Weltkrieg blieben die meisten Schwestern übrigens in der Stadt. Sie lebten im Keller und überlebten.
Beschreibung der Kirche Mariä Verkündigung
Die Kirche hat an der Eingangsseite eine dreigegliederte Fassade. Ein hochgezogener Mittelteil ist der Turm, über dem Portal gliedern kleine Fenster die helle Putzfläche. Flankiert wird der Eingangsbereich von rotbraunen Klinkerflächen, die mit kleinen Rundbogenfenstern in Werksteinrahmung eine Gliederung erfährt. Somit wird die klare Struktur der Seitenwand fortgesetzt. An deren Ende der Eingang zum Kloster mit eigener, zurückhaltender Gestaltung steht. Deutet bereits die Straßenfront eine dreischiffige Struktur an, wird dieser Eindruck im Innenraum fortgesetzt.
Dort finden sich Unterzüge an den Seiten, der Mittelteil ist dadurch höher und endet in einem halbrunden Chor. Die Hauptaltarinsel ist ebenfalls rund und ragt leicht in den Nonnenchor. Ferner ist dieser mit 24 Gestühlen ausgestattet. Hinter der Apsis befindet sich im oberen Stock ein mit Eichenholzgittern abgetrennter Schwesternchor. Die Wände im Altarbereich sind mit rotbraunem Marmor besetzt.
Über dem Altar ist ein Oberlicht mit Taubenmotiv, die übrige Beleuchtung erfolgt durch schmale Rundbogenfenster in den Seiten. Zudem gab es über den Seitenaltären einst Orgelprospekte. Auf den ersten Blick ist der vorhandene Zustand, ebenso wie die Fenstergläser bauzeitlich. Umso wichtiger, dass das Denkmal erhalten bleibt, wenn die Schwestern gegangen sind.
Ausblick
Bis zum Schluss beten dort die Schwestern. Vor dem Altar mit dahinterstehender Aussetzungsnische ist für normal eine Nonne in ewiger Anbetung gegenüber dem Allerheiligsten Altarssakrament. Eine Schauhostie wird dafür in einer Strahlenmonstranz in dem erhöhten Schrein gezeigt. Ursprünglich waren es zwei Rosa Schwestern. Aufgrund des kleinen und älter werdenden Konventes wurde die Anzahl verringert. Rund um die Uhr wird hier (an-)gebet, alles wird mit ins Gebet genommen. Im vorderen Drittel der Kirche, durch ein Gitter abgetrennt, ist der Laienraum. In den letzten Tagen waren dort immer Betende. Das was die Rosa Schwestern für Berlin erreicht haben bleibt ungezählt. Ein Gott vergelts!
Links
Aktueller Beitrag in der BZ:
https://www.bz-berlin.de/berlin/das-letzte-gebet-der-rosa-schwestern-st-gabriel-kloster-in-westend-muss-schliessen
Videobeitrag beim rbb:
https://www.rbb-online.de/abendschau/serien/-zelleberlin/Anbetungsschwestern-st-gabriel-westend.html
Link zum Abschiedspost: https://www.facebook.com/ErzbistumBerlin/posts/5133144693370340
Beitrag auf den Seiten der Kirchengemeinde:
https://www.heiliggeist-berlin.de/gemeinde/meldungen/news-title/abschied-von-den-steyler-anbetungsschwestern-6971/
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