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Tägliche Kirche, Nr. 109, St.-Annen-Kapelle, Alter Domfriedhof St. Hedwig, Berlin-Mitte

Die Annen-Kapelle auf dem alten Domfriedhof befindet sich an der Liesenstraße. Der Erste katholische Friedhof nach der Reformation hingegen wurde direkt am Oranienburger Tor eingerichtet. Dort wo man auch die Friedhöfe der Charité, der Französischen Gemeinde und der Dorotheenstadt eröffnete. Dafür wurde der Friedhof der St. Hedwigs-Gemeinde wegen hygienischer Mängel jedoch im frühen 19. Jahrhundert aufgelöst. Ebenso war die Gegend vor der Zollmauer mittlerweile urbanisiert, die Industrien von „Feuerland“ siedelten ebenso um (meist nach Norden) wie man die meisten Friedhöfe aufgab. Übrigens auf dem Gelände des ersten Friedhofs wurde nach 1902 Industrie und Handwerk angesiedelt. Seit den frühen 1990er befinden sich dort die Katholischen Höfe u.a. mit der Katholischen Akademie in Berlin e.V.

Detail am Übergang zum Anbau, Foto: K. Manthey, 2015

Geschichte des Friedhofs Liesenstraße

Als Ausweich wurde bereits 1834 in der Weddinger Liesenstraße auf dem ehemaligen Gelände des Ausflugslokals Liesen ein neues Gräberfeld eingeweiht. Anfänglich gab es hier nur ein großes Kreuz als Treffpunkt für Beerdigungen. Dieses Monument stammte vom Bildhauer Wilhelm Achtermann (1799-1884) und war 2 Meter hoch. Nach ihm wurden etliche Kopien geschaffen, beispielsweise das um 1850 aufgestellte Marmorkreuz im Mausoleum im Schlosspark von Charlottenburg.

Rückansicht, Foto: K. Manthey, 2015

Baugeschichte von St. Annen und die Engel am Weg

1866-67 errichtete man dann die St.-Annen-Kapelle aus Backstein, ein Zentralbau auf voll rundem Grundriss. Dessen Kuppel erinnert sicherlich bewusst an die Katholische Hauptkirche Berlins, Sankt Hedwig. Dabei könnten die Proportionen durchaus zur Annexrotunde, dem Anbau der heutigen Kathedrale passen. Darüber hinaus hat auch die St.-Annen-Kapelle einen fast quadratischen Anbau, der mit einem kleinen Verbindungsbau angeschlossen ist. Ein Teil davon fungiert als Sakristei.

Die Unterkirche, Foto: K. Manthey, 2015

Der andere ist Zugang zur Unterkirche. Die ebenso als Krypta genutzt wurde als auch ferner als Sarglager. Die Kapelle wurde mehrfach saniert und konnte schließlich 1991 neu geweiht werden. Übrigens ist der Innenraum qualitätsvoll wieder hergestellt worden.

Blick zum Altar, Foto: K. Manthey, 2015
Blick zum Ausgang, Foto: K. Manthey, 2015

Dort gibt es weißen Marmorboden. Wandsäulen mit goldenen Kapitellen tragen Rundbögen und gliedern überdies die Wand in Zonen. Somit scheinen sie die durch eine Goldband abgesetzte Kuppel zu tragen.

Die Kuppel von Innen, Foto: K. Manthey, 2015

Seit 1996 stehen zwei Engelsfigur des Bildhauers Josef Limburg am Hauptweg zur Kapelle. Limburg ist ebenfalls hier begraben.

Ein Engel von Josef Limburg, 1916, Foto: K. Manthey, 2015

Der betende und der trauernde Engel waren für eine Soldatenfriedhof in Frankreich 1916 bestimmt, doch bis dort kamen die beiden nie.

Im Eingang zur Krypta, Foto: K. Manthey, 2015

Schluss

Die Grenzanlage auf dem Domfriedhof, um 1980, Foto: Alexander Buschorn (CC BY SA 3.0, GNU), Q: wikimedia, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/44/Berliner_Mauer_mit_Panzersperren_%28Liesenstra%C3%9Fe-Gartenstra%C3%9Fe_1980%29.jpg (Zugriff: 8.7.20)

Aufgrund der Erweiterung des Grenzstreifens der Berliner Mauer verlor der Friedhof gut ein Drittel seiner Grundfläche während der späten DDR-Zeit. Heute ist der Hauptzugang jedoch wieder über die Liesenstraße möglich. Wenige Mauerstücke erinnern dort noch an diese Zeit. Jedoch deutet der breite Grünstreifen an der Straße noch auf den Todesstreifen hin. Die St.-Annen-Kapelle hat all das überstanden und verfehlt seine Wirkung nicht. In der Mitte der Anlage auf dem Schnittpunkt des Friedhofs liegt die Kapelle. Die gesamte Anlage lohnt zudem den Besuch, immerhin sind viele Grabmale und einige Beinhäuser erhalten und die Vegetation ist alt gewachsen.

Der Ausgang aus der Krypta, Foto: K. Manthey, 2015

Nachbemerkung in eigener Sache

Seit 109 Tagen gibt es #täglicheKirche. Jeden Tag ein Gotteshaus vorzustellen bedeutet Aufwand. Dafür arbeite ich 3-4 Stunden. Die Zeit ist es wert, 3000 Besucher hatte das Projekt in den letzten 30 Tagen. Doch obwohl Covid-19 noch da ist, werde ich mich wieder mehr meinen anderen Aufgaben zuwenden. Zuerst einmal mache ich Urlaub. Somit endet die Reihe mit der Nr. 111 am 10. Juli. Trotzdem wird es im August eine neues Angebot geben (mehr dazu später). Außerdem wird es auch hier weiterhin regelmäßig Inhalte zum Thema Kirchenbau geben.

Weiteres im Netz

Die Reihe: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/

Eintrag in der Denkmaldatenbank Berlin: https://www.stadtentwicklung.berlin.de/denkmal/liste_karte_datenbank/de/denkmaldatenbank/daobj.php?obj_dok_nr=09010196

Impressionen vom Friedhof

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