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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 7. Juli 2020
- Category: Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 108, St. Martin, Berlin-Kaulsdorf
Im Vorfeld der Bistumsgründung in Berlin (1930) wurden ebenso neue Kirchen geschaffen. Für die Kirche St. Martin in Kaulsdorf wurde übrigens ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben. Als Sieger ging dort Josef Bachem (1881-1946) hervor. Nach seinen Entwürfen entstand dann bis 1930 die St.-Martin-Kirche (Nentwigstraße 1, 12621 Berlin) .
Der Außenbau
Der massive querriegelhafte Turm von St. Martin, mit geradem Abschluss, wird darüber hinaus von zwei apsidialen Kapellen im Sockelbereich eingefasst. Der Turm selbst erhält ferner durch in 2 Bahnen angeordnete Rundöffnungen seine Gliederung. Im Chorbereich sind ebenso als niedrige Gebäude zweiflüglig die Gemeindegebäude angegliedert.
Der Innenraum
Durch Zwei geometrisch gearbeitete Türen betritt man ferner den basilikalen Innenraum. Der theatralisch durch vier dunkle Backsteinpfeiler akzentuierte, eingezogene Chor weist überdies heute ein Mosaik mit Emblemen zu Passion und Auferstehung von Charles Crodel aus der Zeit 1943-45 auf. Aus jenen Jahren und von gleicher Hand stammen ebenfalls die Fenster mit Engeln, Evangelistensymbolen u.a.
Das Perathoner-Kreuz
Ursprünglich befand dort für gut ein Jahr der zum Skandal gewordene Korpus von Prof. Hans Perathoner (1872-1946). Dieser massiv gearbeitet Jesus schien dafür in die Kirche hineinzuspringen.
Die Arbeit des aus Tirol stammenden Bildhauers, der ferner eine Professur in Berlin hatte, wurde deutschlandweit zum Politikum. Ebenso soll sich der Münchner Erzbischof Kardinal von Faulhaber darüber verächtlich geäußert haben. Schließlich wurde auf Geheiß von Bischof Schreiber der Korpus abgehängt aller Widerstände aus der Gemeinde zum Trotz.
Danach kam das Kunstwerk als Leihgabe in den 1960er Jahre nach Pankow in die dortige Hoffnungskirche und ist seit 2000 in der in Marzahn in den 1980er Jahren errichteten Kirche Von der Verklärung des Herrn an der Altarwand angebracht.
Der besondere Tabernakel und weitere Kunstwerke
Verschiedene wertvolle Ausstattungstücke sind überdies zu entdecken. Das liegt mitunter an der der Sammelfreude des ersten Pfarrers Schölzel. So ist übrigens der heutige Tabernakel ein Kunstwerk des italienischen Renaissance-Bildhauers Domenico Rosselli (1439-1498). Ebenso zu erwähnen ist auch der Fensterzyklus zum Kirchenpatron von Hannes Schulz-Tattenpach (1905-1953) in der Taufkapelle im Eingangsbereich. Der Künstler wurde zuletzt unter dem Namen Odo Tattenpach bekannt.
Würdigung
Die Kirche St. Martin ist vielmehr ein kubisch geordneter Backsteinbau mit klarer moderner Aussagekraft. Somit gehört dieser Sakralraum zu einem Vorzeigebau. Auf jeden fall lohnt sich eine Besichtigung.
Weiterführende Links
Die Reihe: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Informationen zur Kirche und dem Kreuz auf flanieren-in-berlin.de
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