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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 16. April 2020
- Category: Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 26, Ragnit (Neman), Ostpreußen
Heute präsentiere ich eine Kirche dir ich bereits im Dezember 2017 vorgestellt habe. Die Kapelle in Ragnit war ein typischer Bau für die Katholiken in der Diaspora. Für die Gemeinde vor Ort war sie lang ersehnt. Sie erinnert an den Architekten Wilhelm Baumewerd, dessen Sohn Dieter auch erfolgreicher Kirchenbaumeister wurde. Ebenso zeigt die Kirche das unermüdliche Engagement des Bonifatiusvereins, des Bischof von Ermland (Kaller) und der Gläubigen vor Ort. Ein Teil der Kirchengeschichte den es zu erinnern gilt.
Eigentlich wollte ich nur ein historisches Bild einstellen – und dann kam ich zu Neman (deutsch: Ragnit). Einer kleinen Stadt im Bereich Kalingrads, es gehörte damals zum deutschen Bistum Ermland mit dem Bischofsitz in Frauenburg (heute Frombork in Ostpolen). Dort war seit 1930 der aus Schneidemühl kommende und zuvor im Berliner Bereich tätige Maximillian Kaller (1880-1947) Bischof. Ein Mann mit Diasporaerfahrung. Er ernannte den Architekten Wilhelm Baumewerd zum Dom und Diözesanbaurat.
Wilhelm Baumewerd (1900-1963)
Baumewerd stammte aus Lippstadt geboren. Nach dem Besuch der staatlichen Ingenieurschule in Münster kam er 1930 ins Ermland. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde er in Münster ansässig. Dort war er im Flüchtlingsausschuss tätig und erbaute das Ermland-Haus, den Sitz des Kapitularvikars von Ermland. Mindestens 13 Kirchen,und Kapellen sind aus seiner Zeit als Diözesanbaurat bekannt. Diese Bauten sind durchgehend mit einfachen Mitteln gestaltet und zeugen von dem starken Gemeindeausbau in der ostpreußischen, katholischen Diaspora unter Maximillian Kaller. Der bekannte Architekt Dieter G. Baumewerd (1932-2015) war sein Sohn.
Die Kapelle in Ragnit
Ähnlich wir Carl Kühn für Berlin erarbeitet Wilhelm Baumewerd Kirchen für kleine Gemeinden. Maria Drossel berichtet folgendes:
„Unter den 10.000 Einwohnern Ragnits gab es 150 katholische Christen. Wir hatten anfangs weder Gotteshaus noch Pfarrer. Die Sonntagsgottesdienste hielt Probst Wronka aus Tilsit in der Ragniter Burg, in der auch das Gefängnis untergebracht war. Durch lange Gänge, in denen es nach Erbrochenem roch, kamen wir in den kleinen Gottesdienstraum.
So ging es eine Zeitlang, bis wir eines Tages erfuhren, daß wir eine Kapelle mit Pfarrhaus und einen eigenen Pfarrer bekommen sollen. Finanziert wurde der Bau aus Geldern der Diaspora-Hilfe. Wir waren froh, als es soweit war, auch wenn wir einen langen Weg dorthin hatten, denn die Kapelle stand hinter dem Aufbau-Gymnasium am Ende der Seminarstraße, fast auf freiem Feld.“
(genealogy.net, http://wiki-de.genealogy.net/Ragnit#Katholische_Kirche, Zugriff: 14.12.17)
1990 soll die Kirche noch in einem militärischen Sperrbereich bestanden haben, wie in der o.g. Quelle zu lesen ist. Ich konnte dieses Projekt bei meinen Recherchen beim Bonifatiuswerk in Paderborn ausfindig machen und nun bin ich erneut darauf gestoßen.
Weiterführende Links (extern)
Wikipediaeintrag zu Nema (Ragnit)