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Sanctissimum Corpus Christi – die Anfänge

Sanctissimum Corpus Christi liegt im Prenzlauer Berg. Heute vor 107 Jahren brannte die erste Kirche fast vollständig nieder. Am Ende des 19. Jahrhunderts war der Nord-Osten des damaligen Berlins katholisches Entwicklungsgebiet. Ausgehend von der zunächst als Notkirche 1873 benedizierten St.-Pius-Kirche in der Friedrichshainer Palisadenstraße. Dort weihte man 1894 eine große neugotische Backsteinkirche mit 90m hohem Turm des Architekten Max Hasak. Bereits 1897 wurde die Gemeinde in Friedrichsberg St. Mauritius ausgepfarrt. Dort errichtete Hasak ebenfalls, zunächst einen einfachen, später erweiterten Kirchenbau. Um 1900 zählte die Pfarrei St. Pius erneut über 31.000 Seelen. Also war eine erneute Teilung angebracht.

Seitenansicht der Teilkirche, Max Hasak, 1904, Q: PfAr Corpus Christi

Baugeschichte der Teil-Kirche

Somit wurde 1904 zunächst eine einfacher Teil-Bau als Notkirche von Max Hasak im hinteren Bereich des Grundstücks errichtet. Dabei lag dieses mitten in einer Straßenbebauung und bot keinerlei wirksam-repräsentative Möglichkeit. Unweit lag die Fleischgroßmarkthalle des nahe gelegenen Zentralviehhofs. Sicherlich wohnten im Pfarrgebiet vorrangig einfache Leute, alles in allem keine besonders prestigeträchtige Gegend. Schon 1903 lag ein Gesamtprojekt vor. Dieses hätte die gesamte Länge des Baugrundes genutzt und war mit 270.000 RM ohne Turm veranschlagt, jener hätte 90.000 gekostet.

Ansichtszeichnung der Profangebäude, Max Hasak, 1907, Q: PfAr Corpus Christi

Zunächst jedoch kam ein Teilbau. Ferner entstanden bis 1908 zur Thorner Straße hin Wohntrakte, Pfarr- und Gemeinderäume deren Grundstellung eine Portalachse schufen. Zwar entstand ein Durchgang zum Hof und somit zum Kirchenraum. Doch der Turm, durch den der Zugang ermöglicht wurde, hatte mit 19 m eine geringe Höhe. Die tatsächlich geplanten Ausmaße sind mir unbekannt. Vielleicht sollte er dem hohen Turm der Mutterkirche Konkurrenz machen? Vollendet wurde er jedoch nie.

Historische Fotopostkarte mit dem Durchgang zur 1. Kirche, Q: PfAR Corpus Christi

Corpus Christi: Erscheinung und Ausstattung der Notkirche

Lageplan der ersten Baustufen, Q: PfAR Corpus Christi

Aussenbau

Hingegen hatte der bereits stehende Bauteil bereits gut Zwei Drittel der späteren Grundfläche ein neugotisch gestalteter Schaugiebel mit weiß vom roten Backstein abgesetzten Putzfläche erinnern an die Klosterarchitektur des brandenburgischen Mittelalters. Darüber hinaus betont der Aufbau eines dreigliedrigen Mittelrisalits mit der darunter liegenden Zierrosette ebenfalls die Bezüge zu Zisterzienserkirchen, wie bspw. Chorin. Davor war eine Halle mit einfachem Pultdach angegliedert.

Innenansicht der Notkirche mit dem Altar aus Leobschütz, Q: PfAR Corpus Christi

Innenraum

Im Inneren scheint die Notkirche nahezu ein Rohbau gewesen zu sein. Die geplanten Gewölbe fehlten, auf Eisengerüsten ruhte die sichtbare doppelte Holzschalung des Dachs. Als Ausstattung hatte man einen barocken Hochaltar aus der Stadtpfarrkirche Mariä Geburt Leobschütz erhalten. Dort hatte Max Hasak den Kirchenraum zwischen 1903 und 07 neogotisch erweitert und anscheinend den alten Altar nach Berlin vermittelt. Dessen Zustand beschrieb man als morsch er wurde ebenso durch eine Eisenkonstruktion getragen. Es gab eine Kanzel, eine kleine Orgel sowie die notwenigen Vasa sacra. Immerhin bot diese Kirche rund 1400 Menschen Platz.

Der Kirchenbrand von Corpus Christi

Am 21. Juni 1915 brannte die Kirche. Gegen 14:15 Uhr entzündete sich, vermutlich von selbst, der hölzerne Dachstuhl und das Feuer zerstörte nahezu sämtliche Ausstattung. Nun musste die Gemeinde sonntags in die benachbarte evangelische Gemeindeschule ausweichen, in der dortigen Turnhalle wurde nun Messe gehalten.

Der Altarraum nach dem Brand im Juni 1915, Q: PfAr Corpus Christi

Werkstags feierten bis zu 100 Gläubige in der Vorhalle der Kirche, diese war noch nutzbar. Schließlich wurde nun mit großem Tempo die Fertigstellung betrieben. Dabei war der Kuratus der Gemeinde Carl Hoheisel sehr umtriebig. Wollte er doch schnell wieder eine Heimat für die 13.000 Katholiken in seinem Gemeindegebiet errichten. Zum einen versuchte er Gerüchte über den Brand durch eine eigene Druckschrift zu zerstreuen. Viele dieser Spekulationen behaupteten, dass die vernichteten Dinge hochwertig gewesen seien und die Gemeinde eigentlich genug Geld habe. Ein narrativ, dass immer wieder auftritt, die katholische Kirche in der Diaspora sei eigentlich reich und benötige keine Hilfe. Zum anderen veröffentlichte er verschiedene Schriften deren Verkaufserlös den Auf- und Weiterbau mitfinanzieren sollten, so z.B. jährliche eucharistische Kalender.

Der Weg zur neuen Kirche Corpus Christi

Aufgrund des ausgebrochenen Weltkriegs war an eine Reparatur bzw. einen Weiterbau der Kirche Corpus Christi zunächst nicht zu denken. „Zunächst wurde im Frühjahr 1919 während der schlimmsten Revolutionsmonate, das Dach wieder hergestellt, so daß wieder Gottesdienst gehalten werden konnte, obwohl die Kirche infolge des Brandes ein schreckliches Aussehen bot.“ (Ad. Fäh., vermutl. Adolf Fäh, Die Ss.-Corpus-Christi-Kirche in Berlin, Skript, in: PfAr Corpus Christi, Bauunterlagen).

Das Kirchenschiff nach dem Brand im Juni 1915, Q: PfAr Corpus Christi

Man erwirkte noch im Krisenjahr 1919 eine Sonder-Baugenehmigung. Sogar den dreifachen Preis gegenüber der Vorkriegszeit konnte man bewerkstelligen. Man baute, solange es ging den eiskalten Winter hindurch. Trotzdem kam es am 22. Mai 1920, dem Samstag vor Pfingsten zum Einsturz eines Gewölbes. Dabei wurden Arbeiter verletzt und in Folge des Unglücks kam es zu Untersuchungen, die das Baufortschritt verzögerten. Schließlich konnte die Kirche fertiggestellt werden. Endlich am 5. Dezember 1920 konnte Fürstbischof Kardinal Bertram den Neubau weihen. Im Fortgang wurde der Bau vollendet, ausgestattet, umgebaut und neugestaltet. Einen ersten Eindruck dazu erhalten Sie, übrigens, hier.

Seitenansicht mit rot schraffiertem Ausbaubereich, Q: PfAR Corpus Christi

Würdigung

Selten sind die Vorgeschichten und Vorgängerbauten heutiger Kirchen noch bekannt. Dabei gehören diese Entwicklungen zur Geschichte einer Kirche(ngemeinde) dazu. Fürderhin bietet die Erforschung dieser Kirchenbaugeschichten die Grundlage für die Identität von Gemeinden. Somit können bestenfalls Erkenntnisse bis hin zu neuen Nutzungskonzepten für Sakralbauten entstehen. Die Anfänge der heutigen Kirche Sanctissimum Corpus Christi liegen in einem einfachen Notbau. Daraus wurde trotz etlicher Rückschläge eine bis heute beeindruckende Kirche.

Links

Seite der Gemeinde: https://www.corpus-christi-berlin.de/

Der Beitrag zur Kirche aus der Reihe „Tägliche Kirche“

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