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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 28. April 2024
- Category: Kirchenporträts
Wehrkirche Horka, Niederschlesisische Oberlausitz
Heute schauen wir bei einer ganz besonderen Kirche vorbei. Die bereits seit dem 13. Jahrhundert bestehende Wehrkirche Horka (Kreis Görlitz) ist in aufgrund ihrer guten Erhaltung einzigartig. Zuvor gab es dort bereits die Wehranlage, vermutlich als Burg. Dort hinein baute man schließlich die Kirche. Während die Mauer vermutlich seit dem 12. Jahrhundert bestand und während der Hussitenkriege (15. Jahrhundert) durch Zinnen und Wehrgang erhöht wurde, begann man dort mit dem Sakralbau erst nach 1200.
Beim Umgang um die Kirche erreicht man im historischen „hinteren“ Teil den Eingang zu einem der ältesten Bauteile einer Kapelle, die „Alexkammer“, die vielleicht auch als Sakristei genutzt wurde. Ob der Name von Alexius, dem Patron der Kranken, her kommt ist unklar. Das Gewölbe ist romanisch, die Einbauten (auf dem Foto, vorne rechts) stammen aus späteren Zeiten, als die Patronatsloge entstand. Heute werden dort Verstorbene aufgebahrt bzw. Särge zur Aussegnung aufgestellt.
Im Süden der Kirche steht ein Turm, dessen Ursprung romanisch ist und der wohl als Wehrturm fungierte. Im Barock wurde er aufgestockt. Die Besatzung des Turmes erreichte diesen ursprünglich nur von über Leitern. Im Ernstfall floh man in die Kirche, verschanzte sich und hoffte auf Hilfe von außen.
Der Kirchenbau und die Ausstattung
Im Grundriss hat die Kirche heute ein rechteckiges Schiff und einen eingezogenen Chor mit geraden Abschluss. Dieser ist, wie sooft im Kirchenbau, der älteste Bestandteil des Gebäudes. Erst im späten Barock wurde das Kirchenschiff nach Westen hin erweitert. Bis heute ist dies u.a. an der Anordnung der Bänke erkennbar.
Der Chorraum und die Mittelalterliche Kirche
Im Chorraum gibt es Wandmalereien, die ab den 1230er Jahren begonnen, und in den 1960er Jahren wiederentdeckt, wurden. Das Programm weist trinitarisch-eucharistischem Inhalt auf. An der nördlichen Ostwand des Chores datieren die Abbildungen auf das 15. Jahrhundert. Dort ist u.a. die Sakramentsnische gestaltet worden. Im 17. Jahrhundert entstand der jetzige Altar mit christologischen Motiven. Er stammt wohl von einem lokalen Meister. Vermutet wird der Zittauer Bildschnitzer Michael Bubenick.
Zudem stellt die Ausmalung des Chorraumgewölbes eine Besonderheit dar. Sicherlich war man stolz auf den schön ausgemalten und hoch gebauten Chor der Kirche. Zwar passte ein Himmel als gemalter Abschluss der Gewölbe gut, jedoch hätte eine dunkle Ausmalung die Höhenwirkung zerstört. Also malte man einen Himmel mit hellen Wolken und roten Sternen. Eine bis heute beeindruckende Schwindelei des späten Mittelalters.
Gruft derer von Gersdorff
Zu selben Zeit entsteht die Gruft derer von Gersdorff unter der Patronatsloge nördlich des Chores. Diese ist bis heute auf Anfrage zu besichtigen. Wolff Abraham von Gersdorff und seine Familie waren wichtige Unterstützer des Dorfes und seiner Kirche. Rund um die Kirche sind übrigens noch weitere Landadlige in Grüften beigesetzt worden, jedoch ohne Zugänge.
Weitere wesentliche Umbauten fanden vor allem im 18. Jahrhundert statt. In dieser Zeit kamen das Gestühl mit den zwei übereinander liegenden Emporen und die Kanzel hinzu und formten einen schlichten Barock.
Foto: K. Manthey 2010
Die Wehranlage
Wohl aufgrund der Hussitenkriege, 1430, entstand die heutige Wehrmauer. Diese bildet einen runden Kirchhof. Im 18. Jahrhundert entstand das Torhaus sowie das Pfarrhaus. Mittlerweile ist die Anlage gut betreut. Ein Förderverein sorgt für den Erhalt. Eine weitere Sehenswürdigkeit ist die reichhaltige Pfarrbibliothek.
Würdigung
Diese Kirche in Sachsen liegt im „letzten Zipfel“ der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Dieser Sakralbau ist eine Reise wert. Er ist ein besonderer Schatz. Dort lassen sich die Schichten religiösen Lebens aus den letzten 800 Jahren ablesen. Von der katholisch-mittelalterlichen Eucharistiefrömmigkeit bis hin zur lutherischen Predigtkirche ist alles ablesbar, bis heute. Nach Anmeldung beim Pfarrer kann man von ihm auch eine sehr sachkundige Führung bekommen und später im benachbarten Restaurant Kalbas einkehren (hier macht eine Reservierung Sinn).
(Überarbeitung April 2024, Erste Veröffentlichung als Tägliche Kirche, Nr. 16, April 2020)
Links
Seite des Nahverkehrs mit Reisetipp und Anbindung:
https://www.neisse-go.de/de/Ausfluege-im-ZVON/Wehrkirche-Horka/?page=2
Die Seite der Kirche auf der Präsenz des Dorfs: https://www.horka.de/kirchengemeinde/
Beitrag bei Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Wehrkirche_Horka
Seite des Fördervereins: http://www.wehranlage-horka.de/
Kontakte finden sich auf den Seiten der Kirchengemeinde:
https://www.kirchengemeinde-horka.de/
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