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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 11. Juli 2023
- Category: Kirchenporträts
(Alt) Heilig Kreuz, Friedhofskirche, Hohenschönhausen (tägliche Kirche 20)
Im Zentrum des Katholischen Friedhofs an der Konrad-Wolf-Straße 30-32, 13055 Berlin steht die Friedhofskapelle oder – Kirche (je nach Betrachtungsweise). Im historisierenden Stil der märkischen Backsteingotik wurde Heilig Kreuz zwischen 1906 und 07 nach Entwürfen des Landbauinspektors und Baurats Adolf Bürckner (1846- vermtl. 1932) errichtet. Der Architekt war den typischen Ausbildungsweg eines preußischen Baubeamten gegangen. Er war um 1890 „bautechnischer Hilfsarbeiter“ beim preuß. Kultusministerium und wurde wohl 1912 Vorstand beim Hochbauamt Berlin VI. Daher vermutlich auch sein Titel Geheimer Baurat sowie der Rote-Adler-Orden, 4. Klasse. Eine Auszeichnung, die der Kaiser Architekten und Beamten zukommen ließ. Carl Kühn hatte diese Auszeichnung ebenfalls erhalten. Wie es zu Bürckner als Architekten kam ist hingegen unbekannt. Gut möglich, dass er katholisch war und kostengünstig oder kostenlos einen Entwurf lieferte.
Erbaut wurde die Kirche hingegen Hermann Bunning (1868-1930), Bau- und Maurermeister aus der Flotowstraße in Tiergarten, erbaut. Er war ab den 1890er Jahren eine Größe im Bereich des Bauens für die Katholische Kirche in Berlin.
Bis zur Einweihung der neuen Heilig-Kreuz-Kirche im Malchower Weg, die 1988 eine der letzten Kirchbauten in der DDR darstellte, war die Friedhofskirche auch Pfarrkirche für die Hohenschönhausener Gemeinde
Aufbruch – Die Neugestaltung
Unter Johannes Klafke, dem langjährigen Pfarrer der Gemeinde, wurden beide Kirchen durch Friedrich Press (1904-1990) ausgestattet. Dem letzten „Expressionisten“ unter den Kirchenkünstlern in Deutschland. Bereits 1965 hatte man die historischen Pläne kopiert, um auf deren Grundlage Neuentwürfe zu fertigen. Dann erfolgte, 1966, eine durch den Architekten im Bischöflichen Amt Paul Stippkohl angefertigte Zeichnung. Die wurde durch einen weiteren Detailgrundrissplan des Chores durch einen Kollegen präzisiert. Übrigens nehmen beide Zeichnungen den Tabernakel von Press erkennbar auf. D.h. dieses Prinzipalstück muss vorher fertig gewesen sein (s. unten).
Der Schwerpunkt seines Schaffens lag in der DDR. Im (Erz-)Bistum Berlin gestaltete er Kirchen in Wittenberge, Stralsund und die beiden in Hohenschönhausen. Press war u.a. Schüler von Hans Perathoner in Berlin. Wie sein Lehrer schuf auch er eindrucksvolle Figuren und besonders Kreuze. Hohenschönhausen gehört mit diesen hier benannten Arbeiten zu seinen frühen Kirchengestaltungen. Der Neubau von 1988 hingegen zu seinem Spätwerk.
Zwei Hauptwerke von Press gibt es in dieser Kirche.
Der wohl schon seit 1962 in der Kirche befindliche Tabernakel mit den Vier Tiersymbolen die in der Bibel bei Ezechiel (Ez 10,14) ebenso wie in der Offenbarung des Johannes (Offb 4,6-8) zu finden sind. Am Häufigsten deuten wir sie als Evangelistensymbole.
Und das Kreuz, das einen Christus andeutet, der uns mitzieht in das Himmlische Reich. Eine Korpus zwischen Mensch und Engel, Leidendem und Auferstandenen Jesus Christus. Die Arbeit an der Innenraumgestaltung wurde 1967/68 abgeschlossen.
Würdigung
Bis heute steht in Alt-Hohenschönhausen eine sehr sehenswerte Kirche – ein Geheimtipp. Mir ermöglicht dieser schlichte, neugotische Bau mit dem überraschendem Innenraum ein ganz besonderes Raumerlebnis. Die bis heute erkennbare Harmonie ist hier besonders gelungen. Hinzu kommen die Werke von Friedrich Press, die mich beeindrucken. Übrigens, ist die Kirchen vom 12.7. bis 30.8.2023 jeden Mittwoch zwischen 16 und 18 Uhr geöffnet.
Externe Links
Wikipedia-Eintrag zu Friedrich Press
Interne Weiterleitungen
Die Reihe im Überblick https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
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