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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 1. Mai 2020
- Category: Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 41, St. Joseph, Tegel
Heute ist 1. Mai und damit neben dem Tag er Arbeit auch ein Josefsfest. St. Joseph in Tegel ist sicherlich ein direkter Bezug auf den Ziehvater Jesu, den Arbeiter. Denn die kleine neusachliche Kirche liegt ein einer Katholischen Siedlung. Deren Gründung um 1920 in Tegel auch auf den Berliner Großstadtapostel Carl Sonnenschein zurück ging. Bis heute sind die Katholischen Siedler in der Gemeinde präsent ebenso wie in den Straßennamen. Wobei die besondere Schreibweise der Adresse der Kirche, Bonifaziusstraße, einem unwissenden Beamten zu verdanken ist. Einst waren es 150 Parzellen fast alle katholisch besiedelt und ein Vorbild für weitere konfessionelle Siedlungsprojekte.
Architekt und Künstler
Joseph Bischof (1885-1973) plante den Bau. Er war ein modern denkender Baumeister, der als Stadtbaurat von Luckenwalde wichtige Akzente gesetzt hatte. Doie Ausstattung der Kirche gestaltete Joseph Thorak (1889-1952, Link zu Wiki). Er galt im NS als ein Lieblingskünstler Hitlers. In der Kirche hat der gebürtige Wiener das Altarkreuz, die Portalfigur mit dem Patron der Kirche, der Kreuzweg u.a. hergestellt.
Auch die beiden heute noch sichtbaren Ölbilder (sign. Hans Uhl, 1933) mit Marien- und Herz-Jesu-Darstellung gehören zur ursprünglichen Ausstattung und dienten als Seitenaltäre.
Baugeschichte
Die Kirche selbst wird 1933 geweiht. Es war eine Eisenbetonkonstruktion, schon das modern. Andere Quellen berichten von einem klassischen Backsteinmauerwerk, was dadurch belegt sein könnte, dass die linke Seitenwand niederreißbar war, um den Saalbau mit einem Seitenschiff zu erweitern. Der klar strukturierte Bau mit den runden Seitenfenstern im Schiff und den Lanzettfenster an der Seite des Altarraumes sowie den klaren Klinkerwänden im Emporen und Chorbereich verweisen auf eine neusachliche Ausrichtung und betont den Raum.
Hinzukommt durch die sichtbaren abgestuften Dachbalken eine Remineszenz einer dreischiffigen Basilika. Solch eine Andeutung gibt es mehrfach so auch bei der Kirche Mater dolorosa in Berlin-Buch von 1934.
„[P]rägnant [ist] die glatte flächige Turmfassade aus quadratischem Querriegel mit mittig blockhaftem Turmaufsatz und Kreuzbekrönung, ohne Eckrahmung und Binnengliederung. Symmetrische und farbliche Akzente setzen das mittige Flachbogenportal aus hellem Kunststein“
(C. Goetz, 2006)
Im November 1943 wurde die Kirche in der St.-Joseph-Siedlung durch Bomben zerstört. Dabei fand der Küster den Tod in den Trümmern. Bis 1950 gelingt der Wiederaufbau. Verschiedene Veränderungen im Innenraum folgen bis heute. Seit 1999 ist der Mittelpunkt ein Kreuz von Paul Brandenburg über dem Altar.
Würdigung
St. Joseph in Tegel ist aufgrund der klaren Kanten und der strengen Form kombiniert mit dem dunklenrot der Klinkersteine eine herausragende Kirche der Zeit zwischen 1918 und 38. Bis heute liefert die eindeutige Raumgliederung eine beeindruckende Wirkung.
Internes
Die Reihe, erfolgreich seit 40 Tagen: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Externes
Die Seite der Gemeinde:
https://www.herz-jesu-tegel.de/st-joseph-tegel.html
*natürlich wechselt bei dem Namen auch öfter die Schreibweise mal „f“ mal „ph“ zu finden ist beiden bei allen hier gemeinten Personen
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