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St. Petrus, Hamburg-Finkenwerder

St. Petrus liegt auf der Elbinsel Finkenwerder in Hamburg. Dort gab es ursprünglich unterschiedliche Herrschaften. Ebenso wurde die Insel erst nach und nach eingedeicht und besiedelt. In den 1950er Jahren kam der Wunsch auf dort auch eine katholische Kirche zu errichten. Schließlich erhoffte man sich einen Bevölkerungszuwachs, der bis heute nicht eintraf. Befördert wurde dieser Wunsch durch die auf Finkenwerder untergebrachten Flüchtlinge aus Ostdeutschland unter ihnen viele Katholiken. Zuletzt waren dort über 22 Jahre Karmelitinnen aus einem Hessischen Kloster ansässig. Im Sommer diesen Jahres schloss das einzige Nonnenkloster der Hansestadt seine Pforten. Daher ist es lohnenswert die Kirche St. Petrus in Hamburg-Finkenwerder erneut vorzustellen.

Geschichte der Gemeinde

In einer Baracke feierte man somit regelmäßig Gottesdienste, welchen Geistliche von St. Ansgar (Kleiner Michel) aus hielten. Daher wurde ein richtiger Kirchort nötig. Karlheinz Bargholz (1920-2015) konnte hier seine 2. Kirche 1958 fertigstellen. Der engagierte Architekt arbeitete intensiv an diesem Projekt, welches er direkt zugesprochen bekam. Gemeinsam mit dem Künstler Wilhelm Keudel (1913-74) realisierte er bereits vor der Liturgie-Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils eine modernen Gemeinschaftsraum.

Turmsockel und Verbindungsbau, Foto: K. Manthey, 2018

Der Kirchenbau

Dabei erschuf Bargholz eine ausgewogene Anlage. Der Kirchensaal, welcher von außen die Form eines langgezogenen Achtecks bekam, d.h. nicht jede Seite war gleich lang, erhielt diagonal gegenüber gestellt einen freigestellten Turm mit Verbindungsbau. Dem gegenüber liegt die Sakristei, diese weißt im Grundriss die Form der Parabel auf. Parabelelement finden sich auch im Verbindungsbau zum Turm, dort befindet sich die Taufkapelle.

Kirchensaal, aktueller Zustand, neuer Altar umrundet von Stühlen, im Hintergrund der historische Altarraum, Foto: K. Manthey, 2018

Innen überrascht der Kirchenraum mit einem lang gezogenen vollrunden Baukörper, dem eine runde Apside angebaut ist.

Die Innendecke, Foto: K. Manthey, 2018

Eine Holzdecke, deren Träger strahlenartig von dem mittleren Abschluss zum Rand hin sich ausbreiten, bestimmt die Raumwirkung. Ursprünglich waren diese nicht lichtgrau sondern Holz farbig. Weiterhin bemühte sich der Architekt um bestmögliche Akustik, daher wurden Ziegelsteine mit der Lochseite zum Innenraum hin als Wand gesetzt. Daran finden sich die Apostelleuchter von Keudel und ebenso die Kreuzwegstationen von Leo Ohl aus der Erbauungszeit.

Altarraum mit Ambo (nach 1965) und Altarbild von Keudel, Foto: K. Manthey, 2018

Darüber hinaus ist das Hauptbild, eine Kratzputzarbeit mit dem Thema Fischfang im Altarraum, von Wilhelm Keudel.

Fenster von Keudel, Foto: K. Manthey, 2018

Ebenfalls von ihm sind die großen dreibahnigen Fenster die mit ihren einfarbig-hellen Musterungen den Kirchenraum erhellen.

Bauzeitliche Innenansicht; Postkarte Hamburg Mitte Finkenwerder, Kath. Pfarrkirche, St. Petrus, Baustein;
Q: https://www.akpool.de/ansichtskarten/30001084-ansichtskarte-postkarte-hamburg-mitte-finkenwerder-kath-pfarrkirche-st-petrus

Veränderungen in und an St. Petrus

Ursprünglich war die Kirche klar zum Altar ausgerichtet. Dort befand sich eine Kommunionschranke ebenso wie eine Kanzel. Ferner befand sich der Tabernakel auf dem Altar. In der Folgezeit des Zweiten Vatikanums kam es zu Veränderungen.

Umgearbeiteter Tabernakel, Foto: K. Manthey, 2018

Beispielsweise wurde der Tabernakel an den Rand gestellt und die Kanzel durch ein Ambo aus Lochmetal ersetzt. Auch er Farbanstrich wurde erneuert. Mit der Gründung einer Karmelzelle, 1999, orientierte man den Kirchenraum neu. Ein Zelebrationsaltar wurde in die Mitte des Saales gestellt. Dort wurden Stühle herum gestellt und die Bänke aus der Kirche entfernt. Somit verlor der Hauptaltar, ebenfalls ein Entwurf von Bargholz, seine Funktion. Damals lebte der Architekt noch und wurde wohl in den Veränderungsprozess mit ein bezogen.

Kirchturm, heute verkleidet, Foto: K. Manthey

Erste Sanierungen waren übrigens bereits nach der Sturmflut im Februar 1962 nötig. So z. B. eine neue Sakristei. Ebenfalls erhielt der Turm eine veränderte Gestalt, waren 1958 die drei übereinander gelegenen Glockenstuben noch ganz offen, wurden diese später durch Lamellen geschlossen und der Turm mit Kupfer eingedeckt.

Sakristei und späteres Pfarrhaus (re.) von Bargholz, heute Karmel, Foto: K. Manthey, 2018

Würdigung von St. Petrus

Dass bis heute teilweise ländlich anmutende Finkenwerder hat seinen besonderen Charme. Ebenso ist es mit der bewusst in die Gegend eingefügten Kirche St. Petrus. Dort findet der Besucher einen Sakralbau, indem vieles vorgedacht wurde, dass sich erst später einlöste. Ein liturgischer Raum für eine Gemeinde. Heute ist es durch die Angebote der Karmellitinnen spirituell ebenfalls herausgehoben. Obwohl die Kirche zeitweise zu groß wirkt, stellt Sie sich wunderbar in den Dienst auch der heutigen Aufgaben, die 1958 niemand absehen konnte. Das Werk von Karlheinz Bargholz weist an vielen Stellen diese Einfühlsamkeit im Kirchenbau auf. Schließlich findet man auch hier ein Haus Gottes, das sich lohnt.

Wilhelm Keudel, Jesus rettet Petrus, Drahtskulptur, tw. weiß hinterlegt, 1956, Foto: K. Manthey, 2018

Weiteres im Netz


Spannende Hamburger Kirche

Bericht zum Ende des Karmel: https://www.domradio.de/artikel/hamburgs-einziges-nonnenkloster-schliesst-0

Seite des Karmel: https://www.karmelzelle.de/

Gemeindeseite: https://www.katholisch-im-hamburger-westen.de/gemeinden/st-petrus/aktuelles-aus-st-petrus/

Eintrag zur Orgel: https://www.orgelstadt-hamburg.de/interaktiver-stadtrundgang/st-petrus-kirche-in-finkenwerder/

(Aktualisiert und ergänzt am 23.7.2022)

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