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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 9. Mai 2020
- Category: Kirchenporträts, Kleine Beiträge
Tägliche Kirche, Nr. 49, St. Erich, Hamburg-Rothenburgsort
Nachdem bei #täglicheKirche schon einmal Reinhard Hofbauer gezeigt wurde, kommt heute ein weiter Kirchenbau auf Tableau. Die Kirche St. Erich in Hamburg ist in Ihrer Bauform und in ihrer Ausstattung ein wunderbarer Kirchenraum des Aufbruchs.

Foto: Dirtsc, Quelle: Wikipedia
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:Hamburg-Rothenburgsort_St._Erich_gesamt_quer.jpg
St. Erich in Hamburg
Im Juli 2018 konnte ich einige katholische Kirchen in Hamburg besuchen. Mit der Reinhard-Hofbauer-Kirche St. Erich blieb ein Meisterwerk dieses Architekten (1907-1976) erhalten. Während die Berliner Kirchen St. Canisus und St. Johannes Capistran zerstört sind und nur noch St. Judas Thaddäus in Tempelhof die Kunst dieses Baumeisters aufzeigen kann, steht die Filialkirche der Domgemeinde St. Marien im Erzbistum Hamburg noch.
Vorgeschichte – St. Josef
Besonders der Turm und die sanfte Welle der Dachkontur setzen ein starkes Zeichen in der Hansestadt.

Die im Stadtteil Rothenburgsort befindliche Kirche, hatte einen Vorgängerbau an anderer Stelle. Diese St. Josefskirche lag am Bullenhuser Damm. Ein einfacher neugotischer Backsteinbau mit Dachreiterturm, der 1901 geweiht wurde. Durch den Bombenkrieg über Hamburg, wurde diese Kirche 1943 zerstört.
Historische Aussenansicht von St. Josef, Gemälde in der Sakristei von St. Erich Blick zum Altar der St. Josefskirche, Gemälde in der Sakristei von St. Erich
Gut 800-1000 Meter vom alten Standort entfernt, wurde 1963 der neue Bau eingeweiht. Das Patronat war nun das des Schwedenkönigs Erich. Er regierte im 12. Jahrhundert. Wohl eine Betonung der starken Verbindung zu Skandinavien. Dort hatte der erste Bischof von Hamburg im 9. Jahrhundert, Ansgar, als Benediktinermönch gewirkt. Geweiht wurde die Kirche, passenderweise, vom Stockholmer Bischof John Edward Taylor OMI (1914-1976).
Der Zauber der 1960er
Es entstand ein stützenfreier Raum mit bewundernswerter Raumstruktur. Bis heute ist die ursprüngliche Farbgebung nachvollziehbar. Ebenso finden sich noch heute etliche authentische Ausstattungsstücke. Die dominierende Farbe im Altarraum ist gelb. Leider scheinen mittlerweile die Fugen der Wandabdeckung durch (vermutlich die Isolation).


Viele qualitätsvolle Zeugnisse der 1960er Jahre sind in diesem Sakralbau überliefert. Ein textiler Kreuzweg, der an skandinavische Klosterarbeiten erinnert. Eine blau kassettierte Betondecke oder eine mit hellen Kunststoffelementen (!) verzierte Emporenverkleidung zählt ebenfalls zu diesen Spezialitäten. Der Altarraum erhält durch ein rundes Oberlicht eine starke vertikale. Davon herab hängt eine schwere Ewiglichtampel mit Kristallbesatz und mittlerweile davor findet sich der Tabernakel, wohl beide von Hofbauer entworfen.
Tabernakel nach dem Entwurf von Hofbauer (Stand ursprünglich auf dem Altar) Glastür Der Taufstein im Eingang Der textile Kreuzweg Detail an der Schiffwand Die Kunststoffelemente an der Balustrade der Empore
Auch der heutige Gemeinderaum, wohl ehemals die Winterkirche und Nebenkapelle verweist mit ihrer Struktur auf die Hauptkirchen. Da die ehemaligen Gemeindeflächen einem Supermarkt gewichen sind, wird dieser Raum nun wieder für die profane Zwecke genutzt.

Weitere Links
Die Reihe im Überblick: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/

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