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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 18. Dezember 2022
- Category: Kalender, Kirchenporträts
18.XXII: Maria Trösterin der Betrübten, Barth
Maria Trösterin der Betrübten ist die katholische Kirche in Barth. Die Stadt liegt am gleichnamigen Bodden, gegenüber der Binnenseite der Halbinsel Usedom. Somit ist die Region durchaus touristisch geprägt. Jedoch sind Kleinstadt und Umgebung nicht im Mittelpunkt des Ferienwahnsinns. Die Gegend bei Barth wurde bereits Mitte des 12. Jahrhunderts erwähnt. Um 1900 veranlasste „die wachsende Schar verlassener Katholiken“ (Jablonski, Geschichte des fürstbischöflichen Delegaturbezirkes […], 1929, S. 438), darunter polnische Saisonarbeiter den Pfarrer Wahl von Stralsund periodisch Gottesdienst dort abzuhalten. Da von Velgast aus die Stadt mit der Bahnstrecke Stralsund – Rostock erschlossen war, bot sich Barth als Sammelort für die Gegend an.
Das Patrozinium Maria Trösterin
Um 1400 kam unweit von Barth, in Kenz, eine Marienwallfahrt auf. Man pilgerte zur „Maria Pomerana Miraculosa“, der wundertätigen Maria von Pommern, einer Maria-Himmelskönigin-Figur. Diese soll mit ihrem Zepter den Weg zu einer Wunderquelle gewiesen haben. Somit entstand der bekannteste Wallfahrtsort Vorpommerns im Mittelalter. Dies hatte Auswirkungen auf die Region und es entwickelten sich weitere Wallfahrten z.B. nach Bodstedt (St. Ewald). Dies war der Anküpfungspunkt für das spätere Patronzinum: Maria Trösterin der Betrübten. Außerdem gab es in der Spätkaiserzeit sogar protestantische Proteste, da man befürchtete die Katholiken wollten die Tradition in Kenz wiederbeleben.
Zunächst feierte man die Gottesdienste in einem angemieteten Tanzsaal in Barth. Der Raum war in einem erbärmlichen Zustand. Toilettenabwasserrohre verliefen über dem Altar und durch ein kleines Fenster konnten Andersgläubige das Geschehen spottisch kommentieren. Ein Zelt aus Stoff daneben bildete die Sakristei. Abhilfe musste also geschaffen werden.
Geschichte des Baues von Pfarrhaus und Kirche Maria Trösterin der Betrübten
1924 war es soweit. Die Stadt Barth unterstützte das Bauvorhaben mit Bauholz und Abgabenbefreiung für das Projekt. Zunächst reichte die Finanzkraft der Gemeinde und ihrer Unterstützer nur für die Fertigstellung des Pfarrhauses.
Da in diesem Jahr auch der erste Geistliche nach Barth kam. Dies war Albert Willimsky (vor Ort 1924-26). Während seiner Zeit in Barth entstanden Pfarrhaus und Kirche. Ab 1927 war er in Friesack tätig. Dort setzte er sich aus christlicher Überzeugung für die polnischen Saisonarbeiter ein. Er wurde unter den Nationalsozialisten mehrfach verhaftet und 1940 im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet.
Die Kirche konnte schließlich am 6. Juni 1927 eingeweiht werden. Erste Pläne gab es bereits 1914 vom Stralsunder Architekt Otto Knauf. Dieser realisierte dann 10 Jahre später auch den Neubau. Im Vergleich zum ersten Entwurf war nun eine Baugruppe mit dem Pfarrhaus entstanden. Aus rotem Backtein wurde ein Haupschiff sowie ein niedriger Seitenschiffanbau errichtet. Zu dieser Zeit umfasste der Kuratiebezirk gut 1000 Seelen. In der Feriensaison wurde an bis zu vier Außenstation Messe gefeiert. Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg waren 3500 Gläubige in der Gemeinde. Seit 2005 gehört die Kirche in Barth wieder zur Mutterpfarrei in Stralsund.
Ausstattung und Umbauten
Die Fenster in der Kirchen sind zu unterschiedlichen Zeiten gestiftet worden. Das Fenster der Heiligen Franziskus stammt aus dem Jahr 1924. Hingegen sind das Marienfenster und das mit dem Hl. Otto aus im Chor späteren Jahren (1927 und 1933). Sie sind somit Zeugen des Entstehungsprozesses. Stilistisch erscheint die Befensterung nicht einheitlich. Erste Umbauten im Chorraum haben 1931 stattgefunden. Damals kam eine Abendmahlsdarstellung vom Kirchenmaler Heinrich Kottrup als Altarbild in die Kirche. 1960 gab es weiterte Veränderungen.
Die grundlegende Renovierung mit folgendem Umbau fand 1993 unter dem letzten Pfarrer, Stefan Friedrichowicz (vor Ort 1991-97), statt. Der neue Altar aus weißem Stein beinhaltet Reliquien des heiligen Otto von Bamberg, dem Patron Pommerns. Aus dem gleichen Stein sind ebenfalls das Ambo, die Kredenz am Tabernakel, im Scheitel des Chores, sowie einige Bodenelemente u.a. gefertigt. Darüber hinaus belegen Modellfotos und Skizzen, dass die Neugestaltung umfangreicher gedacht war, z.B. mit einer verlängerten Empore. 1996 baute Heidelberger Orgelbaufirma Kircher eine Orgel neu auf. Dabei wurden auch Register des Vorgängerinstrumentes verwandt.
Würdigung
Die Barther Kirche St. Maria Trösterin der Betrübten ist ein Zeugnis effizienter sowie kluger Bauweise und langanhaltender Geduld in Krisenzeiten. Wie so oft in der Diaspora war nie ausreichend Geld vorhanden um zügig fertig zu werden. Gleichwohl ist die Kirche heute einladender Ort für Ruhe, Besinnung und Feierlichkeit.
Links zu Maria Trösterin der Betrübten
Seite der Gemeinde: https://www.heiliger-bernhard.de/barth
Seite der Kirche bei der Stadt Barth: https://www.stadt-barth.de/details/stamm/show/katholische-kirche-maria/