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Tägliche Kirche, Nr. 107, St. Josef, Niesky (Oberlausitz)

St. Josef in Niesky war ein Musterbau. Denn dort in der Kreisstadt befand sich eine Fabrik für Holzbauten aller Art, die Christoph und Unmack AG. Mitten in einer Holzhaussiedlung des gleichen Herstellers kam 1936 ebenfalls die Saalkirche St. Joseph zu stehen. Um 1835 wurde die Firma übrigens als Maschinenfabrik mit einem Betriebsteil zur Holzverarbeitung in Niesky gegründet. Obwohl die Stadt eine Gründung der Herrnhuter Bruder Unität war, kamen u.a. durch diese Fabrik auch Katholiken und andere Protestanten nach Niesky. Ebenfalls gab es andere Kapelle und Kleinkirchen, die aus der Firma stammten. Bereits in den 1920er Jahren hatte Christoph und Unmack ebenso Holzkirchen im Angebot. Diese waren dafür sehr an die Form von Holzbaracken angelehnt.

Holzhaussiedlung in der Umgebung, Foto: M. Manthey, 2020

Günstige Kirchenbauformen

Die Kirche in Niesky entstammt hingegen einer späteren Bauten-Generation. Nun jedenfalls löste sich die Bauform von der typischen Barackenform. Holzkirchen und -Bauten gibt es seitdem Menschen sesshaft sind. Gleichzeitig erhielt diese Bauform auch einen Auftrieb, da man besonders zwischen den beiden Weltkriegen industriell produzieren konnte und diese Kirche vor allem für kleine Gemeinden gut geeignet waren und günstig zu erstehen.

Bauzeitliche Ansicht, Q: Schlesisches Bonifatiusblatt, 1.1936 (Titelseite)

Darüber hinaus kam dies den Bestrebungen besonders für die Diaspora preiswert Kirchenraum zu schaffen sehr entgegen. Dabei wurden viele günstiger Bauweisen erprobt, wie das Zollinger-Lamellen dach. Zur seriellen Kirchenfertigung im großen Maßstab kam es hingegen erst nach dem 2. Weltkrieg. Denken wir hier beispielsweise nur an das Notkirchenprogramm von Otto Bartning ab den späten 1940er Jahren.

Geschichte des Baus

In Niesky kommt es 1926 zum Kauf des Baugrundstückes und weiterhin zur Gründung eines Gemeindevereins zur Unterstützung des Kirchenbaus Vorort. Der Motor und Vereinsvorsitzende dafür war Herr Pfarrer Richter aus der Muttergemeinde St. Marien in Rothenburg (Neiße). Seit 1928 stand Firma Holzbau Christoph & Unmack über den Bau einer Holzkirche in Niesky mit dem Pfarrer in Kontakt. Schließlich errichtete man im Jahr 1935 von Juni bis November die Kirche St. Josef, als industriell vorgefertigter Holzbau dauerte die Errichtung somit nur 4 Monate. Im November diesen Jahres schauen wir bereits auf 85 Jahre zurück.

„Der Entwurf entstand in Zusammenarbeit mit dem Breslauer Architekten und Redakteur der „Ostdeutschen Bauzeitung“ Kurt Langer.“

(Q: https://www.sachsen-tourismus.de/service/points-of-interest/details/poi/katholische-pfarrkirche-niesky-niesky/tab/iconic/, Zugriff: 5.7.20)

Kristina Bindernagel: isometrische Darstellung der Katholische Pfarrkirche St. Joseph, Bleistift und Buntstift auf Zeichenkarton, 42 x 29,7 cm, 2015
Q: https://phpweb.tu-dresden.de/Darstellungslehre/_pics/exkursionen/EX_Sachsen_SoSe15/09_SS15_Exkursion_Ostsachsen_Zeichnungen_BindernagelKristina_KircheNiesky.jpg (Zugriff: 5.7.20)

Die erbaute Kirche

Die Kirche hat dabei eine schlicht-kubische Form. Auf rechteckigem Grundriss befindet sich abschließend ein hohes Satteldach. Darüber hinaus entstand ein Eingangsturm.

Seitenansicht, Foto: K. Manthey, 2015

Ebenfalls liefern schmale hohe Antikglas-Fenster mit dreieckigem Abschluss das natürliche Licht. Sie rezipieren dadurch expressiv-gotische Gestaltungsideale eine vorsichtige Form moderner Architektur.

Blick zur Decke, Foto: M. Manthey, 2020

Die Fachwerk-Ständerkonstruktion ist im einfachen Innenraum weiterhin erkennbar geblieben. Bauzeitlich war der Innenraum mit Lignat-Platten verkleidet, diese sollten dämmen und Feuchtigkeit abhalten und stammten übrigens auch von Christoph & Unmack.

Der Chorraum, Q: Schlesisches Bonifatiusblatt, 1.1936

Der Kirchenraum war anfänglich gelb und der Chor orange gefasst. Dort war ein weißes Kreuz angebracht. Spätere Umgestaltungen haben die Farbigkeit geändert ebenso kamen in den 1960er Jahren neue Fenster hinzu. 2012 wurde endlich der neue Altar geweiht. 77 Jahre zuvor war die Kirche nur benediziert worden, da der Erzbischof von Breslau verhindert war.

Blick zum Altarraum, Foto: M. Manthey, 2020

Fazit

Dennoch ist St. Josef ein Zeichen für den Einfallsreichtum beim Kirchen bauen, besonders dort, wo die Gemeinde klein und die Gelder knapp waren. Darüber hinaus fügt sich der Bau in die Holzhaussiedlung ein. Beide erzählen ferner die Geschichte einer innovativen Industrie und ihrer Geschichte in der Oberlausitz. Die Kirche ist ein Bau- und Industriedenkmal sowie ein Ort gelebten Glaubens.

Blick zur Empore, Foto: M. Manthey, 2020
Rückansicht, Foto: M. Manthey, 2020

Weiteres im Netz

Die Reihe: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/

Informationen zur Holzbaufirma bei Museum in Niesky https://nat.museum-digital.de/index.php?t=sammlung&instnr=596&gesusa=3977&cachesLoaded=true

Seite der Gemeinde: https://sankt-josef-niesky.de/?page_id=17

Kurzer Beitrag von 2015

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