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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 9. Januar 2022
- Category: Kirchenporträts
Kapelle St. Bonifatius, Katholisches Büro, Berlin-Mitte
Mit der Kapelle St. Bonifatius auf den Katholischen Höfen im Kommissariat der deutschen Bischöfe – Katholisches Büro Berlin ist um 2000 eine sehr geschmackvolle Hauskapelle entstanden, die überdies an Hochwertigkeit ihre großen Schwester der Akademiekirche St. Thomas in gut 100m Entfernung in nichts nachsteht. Vor einigen Tagen konnten wir im Rahmen der Kirchenführungen beide Kirchen zeigen. Da St. Bonifatius die Hauskapelle der deutschen Bischofskonferenz ist, erscheint es folgerichtig, diese dem „Apostel der Deutschen“ zu weihen. An seinem Grab treffen sich die deutschen Bischöfe jährlich zur ihrer Konferenz in Fulda.
Die Umgebung
Denn mit der Bebauung des Areals des ersten St.-Hedwig-Friedhofs in Berlin in den späten 1990er Jahren erhielt der ebenfalls offene Gebäudekomplex an der Hannoverschen Straße seinen repräsentativen Zugang. Infolgedessen wurde als „Torhaus“ die Berliner Repräsentanz der deutschen Bischöfe errichtet. Ebenso waren hier Thomas Höger und Sara Hare die Architekten. Schließlich entstand so etwas wie zwei Scheiben, die das Gebäude auf dem schwierigen Baugrundstück vertikal bilden und ein Artium im Inneren umschließen. Überdies deutet eine große weiße Fensterfläche übereck auf die Kapelle St. Bonifatius hin.
Die Kapelle St. Bonifatius
In diesem im Jahr 2000 fertig gestellten Sakralraum, der Kapelle St. Bonifatius, wurde übrigens eine quer zum rechteckigen Grundriss liegende Ausrichtung gewählt. Somit wird die Fensterfläche zur Altarwand. Sodass Alabaster in weiß, gelblich-brauner Färbung diffuses Licht bildet und dem Raum eine angenehme Helligkeit gibt. Dazu hat Prof. Norbert Radermacher die künstlerischen Arbeiten für diesen Raum entworfen. Überdies umsteht das Gestühl wie im Chor einer Klosterkirche den Altarbereich. Dennoch bilden ein hölzerner Altar und ein schlichtes, anscheinend transportable Legile die Zentren des liturgischen Handelns.
Der Tabernakel ist im Pfeiler eingelassen und wir somit zum Eckstein. Das besondere an diesem Schrein, ist das er wie die Wand durchscheinend ist. Das Allerheiligste, bzw. das heilige Gefäß ist ein wenig zu sehen. Wie ein Zelt also erscheint der Aufbewahrungsort, dies entspricht auch der ursprünglichen Bedeutung. Somit entsteht ein klarer biblischer Bezug:
„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gezeltet.“
(Joh 1,14)
Außerdem bietet St. Bonifatius neben der Intimität ferner das „Akademiekreuz“ von Norbert Radermacher, hierbei ist der Korpus Christi auch der Kreuzstamm, eine ausdrucksstarke Metallarbeit. Eine L-förmige Empore erweitert die Kapelle nach oben. Dadurch wirkt der Raum nicht wie ein hoher Schacht. Darüber hinaus steht dort eine kleine Orgel, aus der Kapelle im Bonner Bundestag.
An der linken Wand befindest sich übrigens eine spätmittelalterliche Pieta, ein Leihgabe aus der Erzdiözese Paderborn. Sie kann von unten und oben betrachtet werden und wirkt gleichermaßen gut.
Würdigung
St. Bonifatius ist ein kleiner Schatz, der demgemäß wunderbar neben dem großen in der Akademie passt. Zwei Geschwister ohne Neid und doch aus einem Guss. Darüber hinaus zwei zeitgenössische sakrale Äußerungen, die bis heute ansprechen und die Katholischen Höfe zu dem Ort mit der derzeit höchsten Dichte zweier Kirchenräume in Berlin macht.
(Dieser Beitrag wurde als Tägliche Kirche, Nr. 33 am 23.4.2020 erstmals veröffentlicht und nun aktualisiert)
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Externes
Die Seite des Katholischen Büros in Berlin
https://www.kath-buero.de/index.php/geschichte-des-hauses.html