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Josef, der Arbeiter

Der Arbeiter steht heute traditionell im Mittelpunkt. Ursprünglich war dieser „Kampftag der Arbeit“ seit Ende des 19. Jahrhunderts ein Gedenktag der proletarischen Arbeiterschaft. Vorläufer gab es in verschiedenen Aufständen der mittellosen Arbeitenden. Das Datum 1. Mai geht wohl auf einen Generalstreik und Kundgebungen in Chicago im Jahr 1886 zurück. Dabei war der Achtstundentag eine Kernforderung. Im Kommunismus, Sozialismus und den proletarischen Vereinen wurde nun der 1. Mai nach und nach zum Erinnerungstag. Der Maifeiert ist mittlerweile in vielen Zentraleuropäischen Ländern ein freier Tag. Für Deutschland setzten dies die Nationalsozialisten 1933 erstmals durch. Passte doch die Betonung von Arbeit und Ihrem Wert für eine neue, deutsche Gesellschaft nur zu gut in das Agitationsgebaren.

Otto Hitzberger, Teil des Reliefs über dem Eingang von St. Josef, Berlin-Siemensstadt, 1935

Josef als Arbeiter – eine katholische Antwort

Katholischerseits wurde ebenso die Arbeiterschaft des heiligen Josef betont. Aufgrund der hohen Popularität des Ziehvaters Jesu sah sich Papst Leo XIII (1810-1903, Papst ab 1878) verpflichtet der Verehrung eine Rahmung zu geben. In seiner Enzyklika: Quamquam pluries, vom 15. August 1889, darin schrieb der Heilige Vater u.a.:

Ein besonderes Anrecht auf die Hilfe des heiligen Josef haben jedoch die Proletarier, die Arbeiter und alle Menschen in bescheidenen Lebensverhältnissen. Ihnen vor allem soll er ein Vorbild zur Nachahmung sein. Obwohl nämlich der heilige Josef aus königlichem Geblüte stammte, obwohl der der Gemahl der hehrsten und heiligsten aller Frauen ist, obwohl er der Nährvater des Gottessohnes ist, fristet er dennoch ein Dasein voller Beschwerden und verdient mit seiner Handwerkerarbeit den Lebensunterhalt seiner Familie. In Wirklichkeit ist also eine bescheidene Lebenslage keineswegs erniedrigend; ja, die Arbeit der Werktätigen, welcher Art sie auch sein mag, ist nicht nur in keiner Weise entehrend, sie kann sogar sehr wohl, wenn sie von tugendhafter Gesinnung beseelt ist, einen adeligen Charakter besitzen.

P.P. Leo XIII, Enzyklika Quamquam pluries, 1889, deutsche Fassung unter: https://www.stjosef.at/dokumente/quamquam_pluries_leo_xiii.htm (Zugriff: 1.5.24)
Der Josefsaltar in St. Josef Luckenwalde, um 1914.

Damit wurde erstmals in großen Umfang die Arbeiterschaft gewürdigt und anerkannt. Fremdelte doch die katholische Kirche lange mit der durch die Industrialisierung entstandene „Neue Klasse“. Obwohl besonders Arbeiterpriester, wie auch Adolph Kolping (1813-65), lange schon die Not der Menschen in Erwerbsabhängigkeit erkannt hatten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg erhobt Papst Pius XII (1876-1958, Papst ab 1939) darüber hinaus den 1. Mai zum gebotenen Gedenktag, „Fest, Josef der Arbeiter“. Am 1. Mai 1955 verkündete der Heilige Vater in einer Rede an die Katholischen Arbeiterverbände Italiens:

Wie oft haben Wir die Liebe der Kirche zu den Arbeitern ausgesprochen und erklärt! Dennoch würden böse Stimmen immer noch behaupten, die Kirche stünde als Verbündete des Kapitalismus nicht an der Seite der Arbeiter. Deshalb verkündete er, den Gedenktag Josephs des Arbeiters einzurichten: Liebe Arbeiter und Arbeiterinnen, das ist Unser Geschenk an euch! Der bescheidene Handwerker aus Nazareth stehe nicht nur bei Gott und für die Kirche für die Würde der menschlichen Arbeit, sondern auch als Schutzpatron für euch und eure Familien.

Auszug der Rede in einer Textzusammenfassung auf heiligenlexikon.de,
Q: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Joseph_von_Nazareth_Arbeiter.htm (Zugriff: 1.5.24)
Josef der Hüter des Herrn, Mosaik von Egbert Lammers in St. Josef Werneuchen um 1940, Q: Bildarchiv EBO, Foto: Frank Vetter.

Zusammenschau

Schließlich ist festzustellen, dass dem Partner Marias, der seinen Kindern sein Handwerk beibrachte und auch Jesus großzog, nun offiziell eine wichtige Rolle bei Gott zugemessen wurde. Gemäß der Volksfrömmigkeit erfuhr Josef, der oft vernachlässigte Teil der Heiligen Familie, nun einen Anerkennung. Bis heute ist ihm vielfach gedacht. In vielen Kirchen und mit den Patrozinien unzähliger Gottes Häuser und das über seinen eigentlichen Gedenktag am 19. März hinaus. Auf kirchenbauforschung.info habe ich ebenso oft über Josefs-Kirchen geschrieben, wie man unten sehen kann. Eine Kirche die nach dem Arbeiter Josef benannt ist, dies sicherlich in Folge der Einführung des Feiertags diesen Namen bekam ist die Kirche Josef der Arbeiter in Bergrothenfels, geweiht 1960. Außerdem ist auffällig, dass Josefskirchen im 19. und frühen 20. Jahrhundert vermehrt auftreten.

Weitere Kirchen, die Josef gewidmet sind.

Otto Hitzberger, Josefsfigur auf dem Seitenalter in St. Augustinus, um 1930
Alle unbeschrifteten Fotos: K. Manthey

Externe Links zum Thema

Vaticannews 2022:
https://www.vaticannews.va/de/papst/news/2022-05/1-mai-tag-der-arbeit-papst-twitter-heiliger-josef.html

Eintrag bei Heiligenlexikon.de zum 1. Mai:
https://www.heiligenlexikon.de/BiographienJ/Joseph_von_Nazareth_Arbeiter.htm

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