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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 25. Juni 2020
- Category: Kirchenporträts
Tägliche Kirche, Nr. 96, St. Marien, Biesenthal
Biesenthal, St. Marien, diese Kirche müssen Sie gesehen haben. Zum Glück gibt es am 1. Juli 2020 (das ist nächsten Mittwoch) dort eine Kirchenführung mit Orgelmusik. Einfach Anmelden und Platz sichern, unter information@katholische-akademie-berlin.de (zur Not mich anschreiben). Warum ist diese Kirche spannend? Es ist eine der ganz seltenen neubarocken Kirchen in unserer Region. Hinzu kommt es ist eine katholische Kirche nach französischen Stilvorbildern.
Bauherr und Vogeschichte
Der Pfarrer der Muttergemeinde Herz Jesu in Bernau hatte kurz zuvor seine Pfarrkirche errichtet. Doch Carl Ultizka merkte das sein Pfarrgebiet zu groß war und schaffte es in kurzer Zeit die Kirche St. Marien in Biesenthal zu errichten. Dort gab es neben einer kleinen einheimischen Gemeinde viele meist polnische Landarbeiter. Diese Schnitter sollten ebenfalls versorgt sein. In den Jahren 1908 bis 09 wurde schließlich das Projekt realisiert.
Der Außenbau
Entstanden war eine verputzter Zentralbau mit geschwungenen Mansarddächern und aufwendigen Fassadendekor. Als Form für den Grundriss wählte Ueberholz ein entlehntes griechisches Kreuz. Somit kam es zu drei kurzen eher angedeuteten Kreuzarmen und einem etwas längeren für den Chorraum.
Die Kubatur ist bestimmt von einer Höhenstaffelung der Elemente. Dabei kommen Ecklisenen und Lisenen auf Putz ebenso vor wie eine gestaffelte mit Metal gedeckte Kuppel, deren Grundform wohl das Quadrat ist.
Ein deutlich kleinerer Glockenturm steht an der Seite der Kirche.
Der Innenraum
Das Portal ist gerahmt durch zwei Halbsäulen. Im Inneren erschließt sich der Zentralraum durch eine Weite und im Halbrund stehende Bankreihen als hell und einladend.
Über der zentralen Kuppeldecke steht die barock mit Engelsmotiven ausgemalte Laterne in die wir ein Stück in den Himmel schauen können. Während der Kreuzarm im Eingang als Ort für die Empore du Zugang funktioniert, bieten hingegen die beiden „Seitenarme“ eine Erweiterung des Hauptraumes. Dort sind in den Apsiden Nebenaltäre aufgestellt. Darüberhinaus ist die Grundausstattung einheitlich (neu)barock. Beispielsweise gibt es Schnitzfiguren aus dem 18. Jahrhundert. Außerdem befindet sich am Chorbogen eine Kopie der Marienskulptur aus dem Ursulinenkloster in Erfurt (um 1460) aus dem 20. Jahrhundert.
Ausstattungen und Veränderungen
Erste Änderungen kamen dahingegen 1963. Der Görlitzer Künstler Georg Nawroth sorgte für eine neue farbige Raumfassung von ihm ist ebenfalls der Kreuzweg.
1969 stiftete überdies der Biesenthaler Künstler Friedrich Schötschel (Jg. 1929) ein Vortragkreuz. Endlich konnte man 1978/79 die Dächer sanierene und 2002/2003 erfolgte eine umfängliche Außenrenovierung inklusive Turm. Abschließend konnte bis 2007 der Innenraum nach restauratorischem Befund saniert werden.
Hingegen bauzeitlich ist der Hochaltar. Dort erinnert das Säulenretabel an elegante Barockbildwerke. Er hat einen zweistufigen Antritt und weißt außerdem an der Vorderseite der Stipes (der Tisch) ein Marienemblem. Eine Verkündigungsszene stellt das Altarbild dar. Darüber hinaus bekrönen neben dem Christuszeichen Engel den Altar.
Ebenfalls stammt die Kanzel aus der Erbauungszeit und führt die barocke Gestaltung konsequent weiter.
Würdigung
St. Marien die katholische Kirche in Biesenthal ist eine Besonderheit. Sie ist ferner ein Kleinod, dessen Stilechtheit und Qualität ihres Gleichen sucht. Dabei verwanden Bauherr und Architekt den Barock sicherlich als katholische Bauform und verstärkten damit ihren Repräsentationsanspruch. Am kommenden Mittwoch, 1. Juli 2020, ist die Kirche übrigens ab 16:30 Uhr geöffnet und nach Anmeldung kann an einer Führung durch mich teilgenommen werden (Modalitäten s. oben).
Weiteres
Die Reihe: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Seite der Gemeinde: https://kirche-niederbarnim.de/kirchen/st-marien-biesenthal
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