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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 9. Oktober 2022
- Category: Kirchenporträts
Heiliges Kreuz, Altentreptow
Die Kirche Heiliges Kreuz in Altentreptow ist weit gereist. Mindestens 700 Straßenkilometer trennen die Tollensestadt von der Rheinmetropole Düsseldorf, von wo der Bau stammt. Dort gab es in den 1920er Jahren die „Gesolei“. Große Ausstellungen waren im 19. und frühen 20. Jahrhundert probate Mittel die Leistung, das Können und die Innovationen von Wirtschaftszweigen oder ganzer Länder der Welt vorzustellen. Oftmals „pilgerten“ Millionen dorthin. Bei den Weltausstellungen kommen bis heute durchschnittlich bis zu 20 Millionen Besucher. Dort sind auch die Kirchen vertreten.
Die „Gesolei“ in Düsseldorf
Eine große, erfolgreiche Schau war die „Gesolei“, Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen, 1926 in Düsseldorf. Auf 400.000 m² wurden Neuerungen im medizinisch-hygienischen und angrenzenden Bereichen gezeigt. Neben bis heute wichtige Themen wie allgemeine Gesundheit („Volksgesundheit“) und Pflege wurden jedoch auch rassistische Theorien dort vorgestellt. Schließlich war die „Gesolei“ ein Erfolg für die Stadt Düsseldorf mit 7,5 Millionen Besuchern in 21 Wochen. Als leitender Architekt war Wilhelm Kreis für den Gesamtentwurf verantwortlich. Obwohl einige Bauten aus Stein und bis heute erhalten sind, wurden die meisten Pavillons und Ausstellungsorte in Holzbauweise errichtet, so auch die katholische Kapelle.
Wie es zum Sakralbau in Altentreptow kam
Der Kirchenbau wurde auf der Ausstellung als Beispiel für ein Gotteshaus in einer sozialen Siedlung gezeigt. Peter Dierichsweiler (1892-1966) entwarf diesen Kirchenbau und Siedlungshäuser dafür. Der Architekt war beim Hochbauamt der Stadt Düsseldorf tätig und hatte bei Wilhelm Kreis, dem baulichen Chefplaner studiert. In den 1920er Jahre bemühte sich der Pfarrer von Demmin, Poczatek, derweil darum sein großes Pfarrgebiet zu untergliedern. Dafür war er umtriebig auf der Suche nach Unterstützung für einen Gemeindeort in Grimmen und einen in Altentreptow (damals: Treptow an der Tollense). Während für Grimmen ein Neubauprojekt geplant war, welches 1926 in Teilen (Pfarrhaus und Kapelle) durch den Berliner Delegaturbaurat Carl Kühn realisiert wurde.
Für Treptow bemühte man sich um ein Grundstück, wohl mit dem Wunsch einen Neubau zu realisieren. Anscheinend wurden Katholiken aus Düsseldorf auf die Notlage in Vorpommern aufmerksam. Schließlich schenkte der Oberbürgermeister die Holzkapelle aus der Mustersiedlung mit aller Ausstattung der, zu dieser Zeit noch, kleinen Gemeinde in Treptow an der Tollense.
Aufbau der katholischen Kirche Altentreptow und Erstausstattung
Dort fand 1928 der erweiterte Wiederaufbau mit Fundament und Mauerwerk durch Carl Kühn statt. Zur ursprünglichen Ausstattung zählen vier Buntglasfenster mit den Motiven des Ecce homo, Johannes der Täufer, die Schmerzensmutter Maria sowie Christus als Schmerzensmann.
Darüber hinaus stammt das Mosaik, heute an der Altarwand, ebenfalls aus der Zeit. Beides ging auf den Entwurf von J. Bell zurück und wurde von der Glasfirma Hauswald in Düsseldorf ausgeführt. Zwar ist der ursprüngliche Kirchenbau noch erkennbar, doch der seitlich am Langhaus stehende Turm erhielt nun ein geschlossenes Glockengeschoß. In Folge der verschiedenen Umbauarbeiten hat die Kapelle nun an den Stirnseiten Anbauten, den Chor und eine Saalverlängerung.
Gemeindeentwicklung und Umbauten in Altentreptow
Aufgrund der Fluchtbewegung in der Folge des Zweiten Weltkrieges, kamen viele Katholiken in die Gegend von Altentreptow. Bis zu 2300 Christen zählten Anfang der 1950er Jahre zur Gemeinde. Die Heilig-Kreuz-Kapelle blieb auch nach weiteren Abwanderungen gen Westen zu klein. Doch eine Vergrößerung scheiterte an staatlichen Stellen der DDR. Schließlich konnte 1998 ein verlängerter Kirchenraum durch das Architekturbüro Winkler & Kornett realisiert werden. Die neue Altarraumgestaltung stammt von Joachim Karbe aus Altkünkendorf (Uckermark). Der kubische Altar-Block ist aus Kalkstein und Travertin gefertigt. Der Ambo und die Einfassung, des Tabernakels, mit einer Tür aus dem Weihejahr, sind auch Travertin hergestellt.
Die Kirche Heiliges Kreuz ist ein Zeugnis der Hilfe und Selbsthilfe von Katholiken in der norddeutschen Diaspora. Sie hat eine beeindruckende Herkunft, die mit vielen Geschichten verknüpft ist. Von einem Ausstellungsstück hin zur Pfarrkirche reicht diese Entwicklung – ein besonderes Gotteshaus seit über 90 Jahren.
Links
Seite der Gemeinde:
https://www.heiliger-bernhard.de/altentreptow
Seite über die Bauten der GeSoLei:
http://www.kmkbuecholdt.de/historisches/ausstellungen/Gesolei01.htm
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