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- Author: Konstantin Manthey
- Posted: 15. August 2023
- Category: Kirchenporträts, Kleine Beiträge
Mariä Himmelfahrt, Hoppenwalde (Vorpommern)
In Hoppenwalde steht die Kirche, Mariä Himmelfahrt. Bereits 2015 konnte ich die Kirche besuchen vor kurzen war ich erneut dort. In einem Straßendorf voll Landluft auf dem Weg von Pasewalk nach Ueckermünde steht nahezu zentral eine katholische Kirche. Unweit davon befinden sich noch das Pfarrhaus und die ehemalige katholische Schule.
Bereits 1748 kamen durch den preußischen König Friedrich II. acht katholische Familien hierher und siedelten sich an. Zuerst erhielten sie keine Kirche und feierten in einem Fachwerkhaus, wo auch die Schule war. Ohne dass der Staat einen Kirchbau gestattete. Doch während der französischen Besatzung sorgte 1808 der zuständige Stettiner Pfarrer, der zweimal im Jahr zur Messe nach Hoppenwalde kam, für den ersten Kirchenbau.
Frühe Bauphasen
Anfangs war die Kirche sehr bescheiden. Ohnehin erinnerte der Bau an typische (preußische) Dorfkirchen in (Kolonisten-)Dörfern. Ebenfalls wies diese Ausbaustufe offensichtlich einen Fachwerk-Giebel-Turm mit barock anmutendem Helm. Allerdings wurde sie sukzessive erweitert und entwickelte sich schließlich zur heutigen Kirche.
Diese Ausbaustufen lassen sich doch als Zeichen einer gesunden Gemeinde und engagierter Menschen deuten, die den mehrstufigen Ausbau vorantrieben.
Der heutige Bau
Um 1890 wurde das Kirchlein in Hoppenwalde erweitert und der heutige Turm kam hinzu. Im Grunde genommen war diese Erweiterung ein umfassender „Facelift“. Nachdem entstand ein grau verputzter Bau in neugotischen Stilformen. Abgesehen davon behielt das Schiff sein Satteldach. Nun hatte man übrigens einen Seelsorger vor Ort. Dies ist möglicherweise der gewichtigste Grund für diesen Neubau. Die Entwürfe für den letzten Um- und Erweiterungsbau lieferte im Fall von Hoppenwalde der Breslauer fürstbischöfliche Baurat Joseph Ebers (1845-1923). Dieser war von 1881 bis 1921 Diözesanbaumeister. Des Weiteren war Ebers Schüler von Conrad Wilhelm Hase, DEM deutschen Historisten und Professor in Hannover.
Der Ziegeleibesitzer Peter Bielfeld
Ziegeleien prägten das Bild der Stadt Ueckermünde, wenige Kilometer nördlich von Hoppenwalde, am kleinen (Stettiner) Haff. Eine davon war die Kronziegelei in Bellin (seit 1950 eingemeindet). 1870 gegründet, übernahm gut 30 Jahre später der Architekt oder Baumeister Peter Bielfeld die Firma. Übrigens führte sein Schwiegersohn das Unternehmen weiter. Bielfeld war politisch im Kreis und der Provinz aktiv als Mitglied des Kreis- und Landtages. Weiterhin errichtete er verschiedene Gebäude. Ihm wird auch eine Mitarbeit an der Mariä-Himmelfahrt-Kirche zugesprochen. Gut möglich, dass Bielfeld als Architekt vor Ort angefragt wurde. Es kam oft vor, dass der entwerfende Architekt, dort also der Breslauer Diözesanbaurat Ebers, das Projekt nicht vor Ort betreute. Je nach Situation und Qualität konnte der ausführende Baumeister einiges mitbestimmen. Eine Unterscheidung „der Hände“ ist wie so oft hier nicht möglich. Dennoch ist es wahrscheinlich, dass Bielfeld und somit auch seine Firma einbezogen waren, als Größen in der Region.
Innenraum
Der einschiffige Saal mit gewölbter Holzdecke hat drei Joche. Ob die Stützpfeiler ursprünglich sind, wage ich zu bezweifeln. Die Spitzbogenfenster scheinen aus den früheren Bauphasen, doch die beiden bunt verglasten Bildfenster an den Apsisseiten des dreiseitig geschlossen Chors mit Rippengewölbe, sind aus der Zeit um 1900. Sie zeigen die Apostelfürsten Petrus und Paulus.
Ausstattung der Kirche in Hoppenwalde
Die Kirche bietet ein Sammelsurium aus den Jahrzehnten der Nutzung, hier sind einige Stücke erläutert. So wurde der Altarraum 1959-60 umgestaltet. In drei abgestufte Bereiche sind Kommunionbank, Ambo und Sedilien aufgeteilt. Dabei ist der Altar um drei Stufen erhöht, freistehend und aus Travertin. An der Rückwand ist ein einfaches Kruzifix aus Holz (ebenfalls um 1960). Darunter, mittig in die Wand eingelassen ist der Tabernakel aus Messing. Schmelzarbeiten die Reben, Weinlaub und Ähren als eucharistische Symbole zeigen. Die Pieta hat gotische Stilformen und scheint von guter Qualität. Im Vorraum steht eine Eichenfigur mit Kirchenmodell, welcher Heilige dies sein kann ist mir unklar. Diese trägt die Signatur des Lichtenberger Schnitzers Georg Tyllack und stammt ebenso aus den 1960er Jahren. Auffällig ist der gemalte zeitgenössische Kreuzweg mit seinen realistischen Darstellungen.
Würdigung
Die Kirche Mariä Himmelfahrt in Hoppenwalde ist ein stilistisch gelungener Bau. Ein qualitätsvolles Zeugnis der historistischen Baukunst. Zudem Erinnerung an katholisches Siedlerleben im ländlichen und protestantischen Gebiet. Mitten in Vorpommern befindet sich das katholische Kolonistendorf und dessen Zentrum ist dieser Bau. Die Reise lohnt!
Interne Links
Die Reihe #täglicheKirche: https://kirchenbauforschung.info/taegliche-kirche/
Der ursprüngliche Beitrag von 2015:
https://kirchenbauforschung.info/2015/02/06/landpartie-ii-hoppenwalde-vorpommern/
Externes
Beitrag zu Ebers: https://de.wikipedia.org/wiki/Joseph_Ebers
Seite der Pfarrei: https://www.katholische-gemeinde-pasewalk-hoppenwalde.de/kirchen/mariä-himmelfahrt-hoppenwalde/
Information zur Bielfeld über die Geschichte der Pension „Usedomer Blick“: https://usedomerblick.de/rueckblick/
Geschichte der Ziegeleien in und um Ueckermünde: https://www.ueckermuende.de/freizeit-kultur/stadtgeschichte/
(3. Überarbeitung, 15.8.23)
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